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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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einfach alles ein bisschen viel für mich zusammen mit der Arbeit, die ich am Ground Zero mache. Zu viel Tod – zu viel Verlust.«
    »Das muss ungeheuer hart für dich sein«, sagte Lee.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte in ihre Kaffeetasse. »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie lange ich das noch schaffe. Natürlich bin ich es gewohnt, Leichen zu identifizieren … aber so viele? Diese unglaubliche Zahl von Opfern! Eigentlich dachte ich, es würde irgendwann leichter, aber das wird es nicht. Es wird schlimmer.«
    »Vielleicht solltest du mit jemandem darüber reden.«
    »Einem Psychologen?«
    »Ja.«
    »Das ist nicht mein Ding.« Kathy rührte in ihrem kalten Kaffee. Zitternd holte sie Luft.
    Lees Handy klingelte.
    »Entschuldige mich kurz«, sagte er und stand auf. Er hasste es, in der Öffentlichkeit zu telefonieren, besonders in Restaurants. Der Anruf kam von Chuck, wie Lee an der Nummer erkannte. Schnell ging er nach draußen.
    Unter der schwarz-gelben Markise lehnte er sich gegen die Wand des Cafés. Auf der anderen Straßenseite im Tompkins Square Park spielten die Jungen Basketball, riefen und stöhnten, während sie sich nach dem Ball streckten. Ein paar junge Frauen schoben Kinderwagen die Avenue B hinauf und lachten miteinander. Ein alter Mann führte seinen zotteligen Terrier spazieren. Alles war so normal.
    Lee klappte sein Handy auf. »Hallo?«
    »Hey, ich bin´s. Es gibt schlechte Nachrichten«, sagte Morton.
    »Wieso?«
    »Krieger. Ich glaube unser Mörder hat sie erwischt.«
    Plötzlich hörte Lee weder die Kinder auf dem Basketballfeld, noch spürte er die leichte Brise, die über sein Gesicht strich. Das Einzige, was noch existierte, war das Handy in seiner Hand und Mortons Stimme.
    »Was?«
    »Sie hat uns gestern Abend eine Mail geschickt. Die wir eben erst gefunden haben. Wie es aussieht, ist sie ganz allein in die verrufenste Transenbar im ganzen Village gegangen, um dort zu ermitteln. Heute früh ist ihre Tasche gefunden worden.«
    »Oh Gott, wo das denn?«
    »Auf der Sixth Avenue.«
    »Und niemand hat sie gesehen?«
    »Bisher haben wir keine Zeugen.«
    »Ich fasse es nicht, Chuck.«
    »Ja, geht mir auch so.« Chuck klang verzweifelt und erschöpft. Er war hart im Nehmen, aber wenn es selbst ihm zu viel wurde, konnte er ausflippen. Das wusste Lee.
    Jemand zog an seinem Ärmel. Kathy.
    »Tut mir leid, ich muss auflegen«, sagte er zu Chuck. »Ich rufe dich in zwei Minuten zurück.«
    Lee sah Kathy an. »Was ist denn los?«, wollte sie wissen, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Meine Kollegin ist verschwunden.«

KAPITEL 44
    Selbst im Vergleich mit dem seit Jahren immer wieder depressiven Lee sah Chuck Morton heute richtig schlecht aus. Er war leichenblass und seine Stirn war von Falten zerfurcht, die Lee vorher nie bemerkt hatte.
    Wenn Elena Krieger wirklich zum nächsten Opfer des Killers geworden sein sollte, war das nicht nur eine Tragödie – es war ein Desaster. Der Mord an einem Cop war immer ein Medienspektakel. Und bei Krieger würde das erst recht der Fall sein: Eine bildschöne Frau, Ausländerin, die undercover einem Serienmörder auf der Spur gewesen war. Sie würden sich vor der Presse kaum noch retten können. Die Story würde eine willkommene Abwechslung für die ganze Stadt werden, die die größte Tragödie ihrer Geschichte verarbeiten musste.
    Lee war sicher, dass das nicht nur ihm, sondern auch Morton vollkommen klar war. Und der musste die Verantwortung für die Sache übernehmen – gegenüber der Presse, seinen Vorgesetzten und, was am schlimmsten war, gegenüber all seinen Untergebenen.
    Die Tür flog auf, und Butts kam herein. Er schien der Einzige zu sein, den die neuste Entwicklung nicht in die vollkommene Verzweiflung trieb. Nicht, dass er sich darüber gefreut hätte. Nein, er war wütend, und diese Wut spornte ihn an.
    »Okay«, sagte er, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. »Was genau ist passiert?«
    Chuck schilderte ihm knapp die Fakten, soweit bekannt. Krieger war am Freitagabend im berühmt berüchtigten Jack Hammer gewesen und zwischen zwei und drei Uhr früh verschwunden.
    »Im Jack Hammer?«, explodierte Butts. »Sie war im gottverdammten Jack Hammer?«
    »Sie hatten da ja kein Glück«, sagte Chuck. »Deshalb dachte sie wohl, sie sollte es noch mal probieren.«
    Butts schnaufte. »Selbst wenn man da mit Verstärkung auftaucht, ist das ein heftiger Laden, zum Teufel! Für wen hält das Weib sich? Wonder Woman?«
    »Ja, könnte

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