Wehe wenn der Wind weht
hast, Mama. Du hast mich hierbehalten, hast mich zu einer Gefangenen gemacht. Und weshalb? Damit du nicht allein warst.«
»Nein ...«
»Ja, Mama.«
»Es war deinetwegen. Es war alles deinetwegen ...«
»Sag es nicht, Mama. Nie wieder. Ich bin erwachsen geworden, und ich werde erwachsen sein. Versuche nicht, mich daran zu hindern.«
Christie tauchte in der Tür auf und die beiden Frauen schwiegen. Beide schauten das Kind an. »Tante Diana? Willst du mich jetzt baden?«
Diana lächelte sie an. »Natürlich tue ich das. Bist du bereit?«
Christie nickte und steckte den Daumen in den Mund.
»Was tust du denn da, Kind?« fragte Edna. »Du hast doch nie an deinem Daumen gelutscht.«
Christie schaute traurig drein, und eine Träne stieg in ihr Auge. Sie wischte sie fort, bevor Diana sie bemerkte. Diana hob sie hoch und drückte sie fest.
»Ist schon gut, Baby«, flüsterte sie. »Hör nicht auf sie. Ja?«
Christie nickte, wobei sie den Daumen im Mund behielt, und Diana trug sie aus dem Zimmer. Als sie allein war, begann Edna Amber zu weinen.
Dan Gurley hörte sich Matts Geschichte an und schaute dann Matt neugierig an. »Und du bist sicher, daß du den Tag da oben nicht mit Trinken verbracht hast?« fragte er.
»Wenn du willst, können wir gleich hochfahren und ich zeig's dir«, bat Matt an. Obwohl es fast sechs war, strahlte die Sonne noch am Himmel, und es würde mindestens noch eine Stunde hell sein.
»Tote Babys«, sagte Dan düster. »Und wieso meinst du, daß es nicht irgendwelche kleinen Tiere sind?«
»Ich weiß nicht«, sagte Matt. »Ich habe nur so ein Gefühl. Das, und die Geschichte, die Jeff von Eddie Whitefawn gehört hat.« Er erzählte Dan die Geschichte von den Wasserkindern und steckte sich eine Zigarette an, nachdem er fertig war. Er nahm einen tiefen Zug und betrachtete dann deren Glut. »Wer weiß?« sagte er. »Vielleicht ist etwas daran.«
Dan stand auf und ergriff seinen Hut. »Gut«, sagte er. »Fahren wir hoch und sprechen mal mit Esperanza. Wenn jemand was darüber weiß, dann sie.«
Sie verließen das Büro und fuhren zu der Hütte beim Bergwerk.
»Und du willst dir das bestimmt nicht mal ansehen?« fragte Matt. Dan blickte zum Hügel und zuckte dann mit den Schultern.
»Ach, was soll's. Na schön.«
Matt ging auf dem Pfad voran und führte Dan in die Höhle. Dan schaltete seine Taschenlampe ein und übernahm die Führung. Er bewegte sich langsam in dem Tunnel, und der Lichtschein streifte die Knochen, die den Boden bedeckten.
»Sieht nach Kaninchen und Eichhörnchen aus«, sagte er.
»Das ist hier«, erwiderte Matt. »Warte, bis wir am Ende sind.«
Ein paar Momente später lag Dan auf seinem Bauch und leuchtete mit der Lampe in den See.
»Verdammt noch mal«, flüsterte er. »Wie lange, glaubst du, sind die schon hier?«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Matt. »Aber sie sehen ziemlich alt aus. Was meinst du?«
»Ich meine, wir sollten versuchen rauszukriegen, ob Esperanza was darüber weiß, und dann, meine ich, sollten wir über eine Möglichkeit nachdenken, wie wir diese Knochen da rausbekommen, um festzustellen, was sie wirklich sind. Macht ja keinen Sinn, sich über etwas aufzuregen, wenn in Wirklichkeit nichts dahintersteckt, oder?«
Die beiden Männer entfernten sich wieder aus der Höhle und gingen den Hügel hinunter. Sie klopften an die Tür der Hütte, und einen Augenblick später tauchte Juan auf der Schwelle auf. Als er Dan erkannte, verschwand sein fröhliches Lächeln, und seine Augen nahmen den Ausdruck eines verängstigten Kaninchens an.
»Ich habe nichts getan«, sagte er.
»Ganz ruhig, Juan«, sagte Dan sanft. »Niemand sagt, daß du was getan hast. Ist deine Mutter da?«
Juan schüttelte seinen Kopf.
»Weißt du, wo sie ist?«
Juan nickte.
»Kannst du es mir sagen?«
»Sie ist zur Kirche gegangen«, sagte Juan. »Sie sagte, sie müßte beten.«
»Beten?« fragte Matt. »Wofür beten?«
»Ich weiß nicht.«
»Gut«, sagte Dan. »Ich werde sie finden.« Er und Matt wollten schon gehen, als Juan sie plötzlich zurückhielt.
»Sie werden das Bergwerk Bumm-Bumm machen?« fragte er.
»Wo hast du das gehört?« fragte Matt.
»In der Stadt«, sagte Juan. »Eddie hat's mir erzählt.« Er schwieg und scharrte mit den Füßen. »Kann ich helfen?«
»Helfen? Wobei helfen?«
»Beim Bumm-Bumm«, sagte Juan. »Ich könnte Ihnen helfen.«
Matt dachte einen Augenblick darüber nach, bevor er den Kopf schüttelte. »Ich glaube nicht, Juan. Es ist
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