Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
zu.
    »Ihr seid ja früh draußen.« Sie zwang sich zu einem einladenden Lächeln, obwohl sie spüren konnte, wie der vertraute Ärger in ihr aufstieg.
    »Wir gehen schwimmen«, erklärte Kim. »Kann Christie mit uns kommen?«
    Diana dachte rasch über eine Ausrede nach. »Nun, ich dachte ...«
    Aber Christie, die die bevorstehende Ablehnung spürte, bettelte selbst.
    »Bitte, darf ich gehen, Tante Diana? Wir gehen nicht weit.« Sie schaute hilfesuchend ihre Freundinnen an. »Es ist doch nicht weit, oder?«
    Die Kinder schüttelten ihre Köpfe, und Kim Sandler erklärte: »Es ist nur ein kleines Stück hinter dem Bergwerk.«
    »Meinst du den alten Steinbruch?« fragte Diana.
    »Alle Kinder schwimmen da oben«, versicherte Christie ihr.
    Diana musterte aufmerksam ihr Gesicht und überlegte, ob Christie die Wahrheit sagte. Tief drinnen in ihrem Verstand begann sie den Verdacht zu schöpfen, daß man ihr erzählte, was sie hören wollte. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich denke, das geht nicht. Ich hatte vor, zu ...« Sie zögerte und beschloß dann, Christies eigene Worte gegen sie auszuspielen. »... deinem Haus zu gehen. Heute. Wir müssen noch deine restlichen Sachen holen.«
    Als sich die Enttäuschung auf Christies Gesicht widerspiegelte, mischte sich plötzlich Edna Amber ein. Obwohl sie sich nicht von ihrer Position an der Speisezimmertür fortbewegt hatte, hatte sie jedes Wort genau gehört.
    »Ach, um Himmels willen, Diana, laß das Kind doch gehen! Du und ich können ihre Sachen holen - soviel kann das ja nicht sein, oder? Und außerdem wär's doch auch mal ganz nett, wenn wir für eine Weile allein wären, nicht wahr?«
    Diana funkelte ihre Mutter an. Edna schien das nicht zu bemerken. Und doch brach Dianas Widerstand, obwohl Ednas Gesicht ausdruckslos war. »Na gut. Aber sei vorsichtig und sei pünktlich zu Mittag zurück.«
    Christie rannte die Stiegen hoch, um ihren Badeanzug und ein Handtuch zu holen. Schweigen lastete über der Küche, während sie fort war. Die Kinder, die die Spannung spürten, drängten aus der Tür und ließen die beiden Frauen allein. Erst nachdem Christie wieder erschienen war und noch einmal versprochen hatte, sehr vorsichtig zu sein und gegangen war, sprach Diana.
    »Warum hast du das getan, Mutter?« fragte sie. »Dieser Steinbruch ist gefährlich, und das weißt du.«
    »Als du noch ein Kind warst, bist du auch dort geschwommen«, hielt Edna ihr entgegen. »Und du lebst doch immer noch, oder nicht?«
    »Wir wissen ja nicht einmal, ob Christie schwimmen kann!«
    »Nun, wenn sie's nicht kann, dann wird sie's heute lernen«, sagte Edna kalt. »Entweder das oder sie kommt nicht zurück.«
    Während Diana sie anstarrte, begann Edna Amber ihren Kaffee zu trinken.
     
    »Wie weit ist es?« fragte Christie.
    Sie waren eine halbe Stunde lang gelaufen, und obwohl sie bereits vor zehn Minuten am Bergwerk vorbeigekommen waren, war nirgendwo etwas zu sehen, das für Christie wie ein Steinbruch aussah oder auf Wasser deutete. Das Gebüsch und die Wacholdersträucher auf dem Grund des Tales waren Espen gewichen, und statt der Straße führte, seit sie das Bergwerk passiert hatten, ein Pfad steil nach oben.
    Jay-Jay schaute sie verächtlich an. »Ich dachte, du hättest gesagt, du seist schon mal dort gewesen.«
    »Nun ja, ich hab' gehört, wie ihr darüber gesprochen habt«, sagte Christie abwehrend. »Und außerdem habe ich nur gesagt, daß die Kinder da immer schwimmen. Ich habe nie gesagt, daß ich da geschwommen bin. Und du?«
    Jay-Jay nickte. »Ich und Linda Malone waren letzte Woche da oben. Das ist wirklich schön.« Sie vermied mit Bedacht zu erwähnen, wie erschreckt sie gewesen waren, als Juan Rodriguez plötzlich über ihnen aufgetaucht war. Und das war auch der Grund, warum sich Linda heute geweigert hatte, mitzukommen.
    Sie machten Rast in dem Espenwald, und Kim, die Wildeste der Gruppe, reichte eine Feldflasche herum, die an ihrem Gürtel hing. Christie nahm durstig mehrere Schlucke daraus.
    »Ich wünschte, ich hätte auch so eine.«
    »Vielleicht kauft Miß Diana dir eine«, schlug Kim vor.
    »Ich mag nicht um Dinge bitten ...«, erwiderte Christie. Einen Augenblick lang war sie versucht, ihren Freundinnen zu erzählen, welch große Angst sie die meiste Zeit hatte. Seitdem das Küken gestorben war, und Diana ihr das Gefühl vermittelt hatte, als sei das ihre Schuld gewesen, hatte sie versucht, besonders vorsichtig zu sein, und doch schien sie jeden Tag irgendeinen

Weitere Kostenlose Bücher