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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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es muß reine Selbstsucht sein.« Er wußte, daß er zu weit ging, aber gegen den Zorn, den er dreißig Jahre unterdrückt hatte, war er hilflos. »Ihnen ist doch völlig gleich, was Sie mit Diana machen, oder? So lange, wie Sie sie bei sich haben. Aber da mache ich nicht mit, Miß Edna. Ich werde Ihnen nicht dabei helfen, das zu zerstören, was vielleicht Dianas letzte Chance ist, ein normales Leben zu führen.«
    Bill Henry nahm seine Tasche und verließ das Haus, während Edna Amber ihn noch immer anstarrte.
     
    Der Nachmittag war hell und klar, und als Diana Christie und Jeff über die Pfade führte, die kreuz und quer über die Ranch verliefen, atmete sie die Frühlingsluft tief ein. Die neue Saat sproß, und das Tal würde für einige Wochen, bis die Sommerhitze einsetzte, herrlich grün sein, von einem Grün, das nur da und dort von den aufragenden roten Felsen unterbrochen wurde, die im Gelände lagen. Obwohl ihr Verstand noch immer mit der Erinnerung beschäftigt war, die im Bergwerk geweckt worden war, war Diana entschlossen, ihre Gefühle den Kindern gegenüber nicht preiszugeben.
    Sie hielt an einer kleinen Gruppe von Espen und Baumwollsträuchern und setzte sich auf einen Felsen.
    »Seid ihr müde?« fragte sie, als sich Jeff und Christie zu ihren Füßen auf den Boden warfen.
    »Mir gefällt's hier draußen«, erwiderte Christie. Sie setzte sich auf und sah sich den Hain an. »Könnten wir einmal hierher gehen und campieren, Tante Diana?«
    Diana schaute sich um und versuchte, den Hain mit den Augen eines Kindes zu sehen. Da sprudelte ein natürlicher Brunnen unter den sich breitenden Zweigen der Baumwollsträucher, und da lag ein großer Felsen, der selbst Diana an einen Tisch erinnerte. Sie lächelte.
    »Warum nicht? Wir könnten Segeltuch mitnehmen und daraus ein Schutzdach bauen.«
    »Ich habe einen Schlafsack«, sagte Jeff eifrig, dem die Aussicht auf ein Abenteuer augenblicklich gefiel. »Und ich wette, wir könnten die von Mama und Papa auch leihen.«
    Während sie darüber nachdachte, begann Diana die Idee zu gefallen. Sie fand, daß Joyce Crowley recht hatte - sie sollte sich wirklich mehr mit allen Kindern beschäftigen. Ihre Mutter würde natürlich etwas dagegen haben, aber ausnahmsweise kümmerte Diana das nicht.
    Dann dachte sie an den Wind und ihre seltsamen Gedächtnislücken. Sie schaute zu den Bergen auf und überlegte, ob ihre Mutter recht hatte. Hatte der Wind irgendeine seltsame Wirkung auf sie? Brachte er sie dazu, sich anders als sonst zu verhalten? Aber heute standen die Berge gegen das Blau des Himmels, und jede Einzelheit zeichnete sich deutlich im hellen Sonnenlicht.
    Der Tag war ruhig; vielleicht waren die Winde für dieses Jahr vorbei. Sie löste sich aus ihrem Grübeln.
    »Vielleicht im nächsten Monat«, sagte sie. »Ich will euch mal was sagen: Warum reden wir nicht beim Picknick darüber?«
    »Am vierten Juli?« fragte Jeff. »Aber da gehen Sie doch nie hin, Miß Diana.«
    »Ich hatte ja auch nie einen Grund dazu«, erwiderte Diana. »Nicht bis zu diesem Jahr. Es wird für mich und Christie das erste Mal sein.«
    Jeff runzelte die Stirn. »Und Miß Edna? Wird sie auch dort sein?«
    »Nun, das weiß ich nicht«, sagte Diana vorsichtig. »Aber ich glaube es nicht. Sie mag solche Dinge nicht.«
    »Hat sie dich nicht mal mitgenommen, als du noch ein kleines Mädchen warst?« fragte Christie.
    Diana lächelte bitter. »Nein. Aber das bedeutet nicht, daß ich nicht hingegangen wäre. Ich hab' ihr erzählt, ich würde reiten, und dann habe ich mein Pferd irgendwo stehenlassen und hab' mich allein zum Picknick geschlichen.«
    Die beiden Kinder schauten sie an. War es möglich, daß sie tatsächlich die gleichen Dinge getan hatte, die sie selbst taten? Sie grinsten sich an.
    »Hat sie's je rausgefunden?« fragte Christie.
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    Das Lächeln schwand von Dianas Gesicht und ihre Augen verdüsterten sich. »Sie sagte mir, ich dürfe nie wieder ungehorsam sein, sonst würde etwas ganz Schreckliches passieren.«
    Jetzt wurden die Augen der Kinder vor Erwartung ganz rund. »Und warst du's?« flüsterten sie unisono.
    Dianas Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Nur einmal.«
    »Was ist passiert?« fragte Jeff, dessen Stimme genauso leise wie die Dianas war.
    Diana schwieg und sah dann die Kinder an.
    »Etwas ... Schreckliches«, sagte sie. Eine Träne stieg plötzlich in ihr linkes Auge, und sie beeilte sich, sie wegzuwischen. Dann stand sie auf. »Kommt

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