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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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hätte er besser nicht gesagt. Rachel spürte, wie die Gefühle sie erneut zu überwältigen drohten. Ihr Kinn bebte. Sich entschuldigend, stand sie auf und lief ins Bad. Fünf Minuten später kam sie erfrischt wieder heraus.
    »Was fällt dir ein!«, rief sie.

KAPITEL VIERZEHN
    Samuel saß auf dem Sofa und hatte sich in die Lektüre des Berichts »Eiche und Schilfrohr« vertieft.
    »Sorry«, meinte er und richtete sich auf. Doch sein Gesichtsausdruck besagte das Gegenteil. »Ich konnte einfach nicht anders und musste einen Blick hineinwerfen.«
    Hastig sammelte Rachel die Papiere ein. Samuel sah ihr interessiert dabei zu.
    »Bereitest du etwas gegen Reed Industries vor?«
    »Möglicherweise«, erwiderte sie schroff.
    Dieser Kerl war einfach nur ein mieser Schnüffler und sie eine dumme Kuh, die ihm schon wieder auf den Leim gegangen war.
    »Erzähl.«
    »Das kann ich im Moment nicht.«
    Samuel ergriff sanft Rachels rechte Hand und zog sie zu sich aufs Sofa. Zunächst widerstrebend, ließ sie es schließlich verärgert geschehen. Er sah ihr direkt in die Augen.
    »Ich habe mich noch immer an jede Absprache gehalten. Du kannst es mir also ruhig erzählen, ich werde erst dann darüber berichten, wenn du mich dazu ermächtigst. Vertrau mir einfach.«
    Rachel kniff die Augen zusammen. »Vertrauen? Dir?«
    »Ich werde dich nicht hintergehen, das gehört schließlich zu meinem Berufsethos.«
    Rachel lachte höhnisch. »Ach ja, wirklich? Wenn ich mich recht erinnere, hattest du im Dezember auch kein Problem damit, uns skrupellos zu hintergehen …«
    Samuel sah sie ratlos an und überlegte krampfhaft, worauf sie anspielte. »Wovon redest du?«
    »Das ist Schnee von gestern.«
    »Nein, sag’s mir.«
    »Warum hast du uns damals nicht vorgewarnt, dass wir alle aus dem Bella Center rausgeworfen werden? Du wusstest es schließlich als Erster!«
    Samuel runzelte die Stirn. »Ich konnte nichts sagen, bevor ich nicht die Bestätigung durch eine zweite vertrauenswürdige Quelle hatte. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich eine solche Bombe nur aufgrund von ein paar Gerüchten hochgehen lasse?«
    »Sag einfach, deine Schlagzeile auf unsere Kosten war dir wichtiger! Damit du der Erste bist, wie immer.«
    Der Reporter rückte näher. »Ich sage es noch einmal, ich konnte unmöglich diese Bombe ohne weitere Überprüfung unter den Nichtregierungsorganisationen platzen lassen.«
    Aufgebracht betonte Rachel jedes einzelne Wort: »Vielleicht hättest du zumindest mir einen Tipp geben können? Wir haben uns doch gut verstanden, oder etwa nicht? Du vertrautest mir also nicht genug, um mich zu warnen?«
    Genauso wütend erwiderte Samuel: »Also, ich hatte den Eindruck, dass du nach dem Fest eigentlich nicht mehr so scharf darauf warst, irgendwelche Vertraulichkeiten von mir zu hören, geschweige denn, mich zu sehen … du erinnerst dich doch, oder?«
    Rachel schlug für einen Moment die Augen nieder. »Das war ein Missverständnis …«
    »Was soll das heißen?«
    Rachel erwiderte: »Ich hatte befürchtet, mein Status als alleinerziehende Mutter eines behinderten Kindes könnte dich möglicherweise in die Flucht schlagen, und da wollte ich es lieber nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Wenn du mich anschließend in die Wüste geschickt hättest, wäre das einfach zu viel für mich gewesen. Tut mir leid.«
    Samuel schwieg eine Weile, dann fragte er: »Du hast mich vor deiner Haustür abgewimmelt aus Angst, ich könnte mich aus dem Staub machen, wenn ich erfahre, dass du einen behinderten Sohn hast?«
    »So ungefähr, ja.«
    Er musterte ihr Gesicht, ihr Haar, ihren Hals, ihre vollen Lippen. In diesem Moment hätte er nichts lieber getan, als sie zu küssen. »Danke für deine Ehrlichkeit, aber du konntest doch gar nicht wissen, wie ich reagieren würde. Eine Behinderung macht nicht jedem Angst. Nun, jetzt will auch ich ehrlich sein: Ich glaube nicht, dass meine Warnung euch irgendetwas genützt oder das Ergebnis der Verhandlungen geändert hätte.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen.«
    »In Anbetracht der Polizeikräfte vor Ort hättet ihr nicht die geringste Chance gehabt.«
    »Egal. Wir hätten es zumindest versuchen können.«
    »Um letztlich im Gefängnis zu landen …«
    »Wir sind im Gefängnis gelandet.«
    Sie sahen einander für einen Moment, der ihnen unendlich vorkam, herausfordernd an. Jeder von ihnen beharrte auf seinem Standpunkt, wog das Gewicht seines Zorns und seines Verlangens gegeneinander ab. Samuel brach das

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