Wehrlos: Thriller
Verdächtigen machen? Ich tätige zum Schein eine Überweisung an den angeblichen Attentäter und sorge dafür, dass die Transaktion relativ leicht nachzuvollziehen ist.«
»Deine Logik ist etwas verdreht.«
»Staffel sieben der Fernsehserie 24 . Da belasten die Terroristen auf diese Art einen unbescholtenen amerikanischen Muslim. Sie überweisen Gelder einer terroristischen Vereinigung auf sein Konto. Als das FBI diese Zahlungen entdeckt, gehen die Agenten ihnen auf den Leim. Natürlich nur, bis sich Jack Bauer einmischt.«
Samuel lachte kurz auf. »Du guckst zu viel Fernsehen.«
»Die Idee ist doch gut, oder? Kannst du nicht herausbekommen, woher die Gelder tatsächlich stammen? Hast du vielleicht Kontakte?«
»Welcher Art?«
»Na, einen Informatikfreak zum Beispiel. Im Film gibt es immer einen Informatikspezialisten, der in der Lage ist, solche Spuren zurückzuverfolgen.«
Samuel lachte wieder. »Im Film, ja … ich werde über deine Theorie nachdenken.«
»Ich schlag dir was vor«, fuhr Rachel fort.
»Ich liebe es, wenn deine Sätze so beginnen«, erwiderte Samuel belustigt.
»Ich meine es ernst. Du überprüfst deine Spur in Island, und ich mache die Frau aus dem Bella Center ausfindig und versuche, sie zum Reden zu bringen.«
»Wie willst du sie identifizieren?«
»Ich habe versucht, ein Organigramm der RenokPharma zu erstellen, um herauszubekommen, welche Frauen für die Renoksens arbeiten, aber das ist nicht so einfach, denn ihre Website ist nicht sehr aussagekräftig. Da tauchen keine Namen oder E-Mail-Adressen auf.«
»Du könntest direkt zur Firma gehen. Sie hat ihren Sitz ja hier in Ø restad.«
»Das stimmt. Aber sie würden mich noch nicht mal die erste Frage stellen lassen.«
»Wieso?«
»Green Growth liegt mit der Firma im Clinch.«
»Ah, stimmt, die Sache mit den Versuchstieren.« Samuel gluckste. »Ich hab davon gehört, was für eine Bescherung …« Er wurde wieder ernst. »Und hast du schon mal daran gedacht, dass Reed von dem Attentat gehört hat und es benutzt, um dich einzuschüchtern?«
Rachel nickte. »Das ist auch Peters Theorie.«
»Aber du hältst das nicht für möglich?«
»Ich habe keine Gewissheit. Nur so ein Gefühl.«
Samuel machte eine Pause, ehe er fortfuhr: »Wirst du vielleicht von dem … Wunsch beeinflusst, dich rächen zu wollen?«
Rachel seufzte. »Peter hat mir die gleiche Frage gestellt.«
Samuel horchte auf. »Wie ich sehe, hat Peter viele gute Ideen …«
Rachel lächelte unmerklich. Ist er etwa eifersüchtig? »Die Antwort ist Nein. Ich möchte Reed lediglich daran hindern, uns allen zu schaden.«
»Gut, dann geht eben jeder seiner Spur nach, einverstanden?«
»Okay, wir müssen diese Dreckskerle unbedingt zu fassen kriegen.«
»Also, das ist nicht meine Aufgabe, Rachel«, berichtigte Samuel sie. »Mein Job ist es, unparteiisch zu informieren.«
»Unparteiisch?«, spottete Rachel. »Es macht dich genauso krank wie mich, wenn diese Industriellen vollkommen ungehindert die Umwelt verschmutzen können und dass der Gipfel von Kopenhagen nur wegen des Lobbyings von Industriellen wie Reed, die freies Spiel haben wollen, gescheitert ist. Genau wie ich willst du diese Typen zur Rechenschaft ziehen. Richtig?«
Dagegen konnte Samuel nichts einwenden. Rachel bat ihn, sie auf dem Laufenden zu halten. Samuel wollte ihr gerade antworten, als sein Smartphone vibrierte. Mit Blick auf die SMS , die er erhalten hatte, meinte er: »Verdammt, ich muss los.«
»Ein Notfall?«
»Königin Margarethe ist ins Krankenhaus eingeliefert worden.«
Besorgt sah Rachel ihn an.
»Was ist passiert? Ist es schlimm?«
»Keine Ahnung, aber ich muss sofort los.«
Die Einweisung eines Mitglieds der Königsfamilie ins Krankenhaus war ein nationales Ereignis, das weltweit für die »People«-Magazine von Interesse war. Rasch war von Lommel auf den Beinen. Doch bevor er losstürmte, beugte er sich zu Rachel hinab.
»Es war schön, dich heute wiederzusehen«, flüsterte er ihr zu.
»Ja«, bestätigte Rachel, »es war schön.«
Samuel hauchte einen Kuss auf ihre Wange. »Pass auf dich auf.«
Als er fortging, sah Rachel ihm mit klopfendem Herzen nach. Wann hatte das jemand zuletzt zu ihr gesagt? Versonnen blieb sie noch einen Moment allein sitzen und kostete diesen Augenblick aus, in dem das Verlangen in ihr erwachte. Sie fühlte sich schuldig wegen dieses Gefühls, da Christa doch gerade erst verstorben war. Sie befand sich in einer merkwürdigen Phase ihres Lebens, wo der
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