Wehrlos: Thriller
vertreten. Er rekapitulierte: Was genau weiß ich über Polsen? Er ging in sein Schlafzimmer, holte all seine Aufzeichnungen und las sie, während er auf dem Flur hin und her ging. Dann kehrte er in den Wohnraum zurück.
»Könnt ihr mir noch einmal eure Listen vorlesen?«
»Linda Ruthland, Ronald Prince, Jeffrey Sanders …«, begann Rachel.
»Zu welchen Kanzleien gehören sie?«
Rachel antwortete: »Was die wissenschaftliche Forschung betrifft, so handelt es sich um vier Mitglieder der Stiftung, einer der Anwälte kommt von der Kanzlei William and Fenton.« Sie hob den Kopf. »Diesen Namen kenne ich. Wo habe ich ihn bloß schon gelesen?«
»Ich weiß es!«, rief Samuel triumphierend. »William and Fenton ist die Kanzlei, die Ole Polsen verteidigt!«
Rachel und Peter sahen ihn verblüfft an.
»Bist du dir sicher?«, fragte Rachel, die sich noch immer zu erinnern suchte, in welchem Zusammenhang sie dem Namen begegnet war.
»Ja, im Gegenzug dafür, dass er das Attentat begangen hat, wollte Polsen sicher sein, von einer bekannten Kanzlei verteidigt zu werden, um mit einer Minimalstrafe davonzukommen.«
»Ich hab’s!«, platzte Rachel heraus. »Wusste ich doch, dass mir der Name was sagt: Es handelt sich um die Kanzlei, die damals unser Gutachten zu den Kapseln widerlegt hat …«
»Und es sind auch jene Anwälte, die RenokPharma in dem Prozess gegen uns vertreten haben«, erklärte Peter, der jetzt den Kopf von seinem Bildschirm hob.
Die drei sahen sich an. Samuel ergriff als Erster das Wort. »Jetzt haben wir endlich den gemeinsamen Nenner.«
»Aber wir dürfen uns nicht zu früh freuen, es handelt sich um eine sehr bedeutende Kanzlei«, warnte Peter. »Vielleicht ist das alles nur ein Zufall.«
Rachel zog ihr Handy aus der Tasche und begann eine SMS zu schreiben.
»Wem schreibst du?«, fragte Peter.
»Unserem Informanten. Er weiß sehr gut Bescheid, vielleicht kann er unsere Vermutungen bestätigen.«
William and Fenton wurden von HR bezahlt, um Polsen
zu verteidigen. Richtig? Rachel.
Sie hatte die Karten auf den Tisch gelegt. Wenn RR 21 ein getarnter Feind war, wüsste er jetzt ihren Wissensstand. Rachel schluckte, es herrschte Schweigen. Dann begann das Handy zu vibrieren.
Richtig.
»Wir haben ihn!«, rief Rachel und ballte die Fäuste. Sie fuhr fort.
Hat Renoksen das Attentat für HR ausgeführt?
Die Antwort kam umgehend:
Y.
Doch dabei wollte Rachel es nicht belassen.
Wo bist du? Können wir miteinander sprechen?
Neue SMS :
Kann nich/eingesperrt.
Die drei sahen sich ungläubig an. Rachel fuhr fort:
Eingesperrt? Wo?
In mein Kof
Rachel insistierte:
In deinem Kopf? A BER WER BIST DU ?
Es dauerte eine Weile, bis die Antwort kam, ganz so, als würde der Verfasser das Für und Wider abwägen. Plötzlich erstarrten Rachel, Peter und Samuel vor Erstaunen.
Richard Reed
»Der jüngste Sohn von Reed!«, brach schließlich Rachel das Schweigen.
»Na, kein Wunder, dass der gut Bescheid weiß …«, rief Samuel.
»Warum sagt er, dass er eingesperrt ist?«, fragte Peter.
Rachel tippte:
Warum eingesperrt?
Sie warteten eine halbe Stunde, doch das Handy vibrierte nicht mehr. Peter ergriff als Erster das Wort.
»Diesmal haben wir den Kontakt verloren. Fassen wir zusammen: Wir wissen, dass Reed einer Anwaltskanzlei Tausende von Dollar zahlt, damit sie all seine schmutzigen Geschichten regelt, unter anderem auch die Verteidigung von Polsen. Aber wir haben keine konkreten Beweise.«
»Ein mageres Resultat«, meinte Samuel.
Mit trotziger Miene erhob sich Rachel und zog ihren Trenchcoat an. »Margareth Jensen muss aussagen.«
»Wer?«, fragten Peter und Samuel wie aus einem Munde.
»Die Stimme aus dem Bella Center. Sie muss uns sagen, was sie weiß.«
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
Die Zimmertür öffnete sich, und Millicent trat in ihrem eleganten Kostüm ein. Herzlich umarmte sie Richard, der am Fenster saß und auf die Stadt blickte. Er wandte ihr den Blick zu, und seine Lider flatterten heftig.
»Ich habe heute nicht viel Zeit, Brüderchen, aber ich muss dir doch schnell alles erzählen.«
Millicent liebte ihren Bruder mehr als alle anderen Mitglieder der Familie, und das wusste er. Von klein auf hatten sie zusammengehalten, um sich gegen den autoritären Vater durchzusetzen. Sie hatten beide in Boston studiert und eine Zeit lang dieselbe Wohnung geteilt. Sie waren einander innig zugetan, auch wenn ihre Charaktere und Überzeugungen oft gegensätzlich waren. Aber wie bei den meisten
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