Wehrlos: Thriller
Industries die Kampagne der Klimaskeptiker inszeniert hatte. Dieser Bericht lieferte auch das Motiv für das Attentat. Und dann würde die zweistufige Rakete von Lommel-Karlsen in alle Welt katapultiert und ein Erdbeben in den Medien verursachen, das nicht mehr kontrollierbar wäre. Er ließ seine Finger knacken und bewegte sie über der Tastatur. Am schwierigsten war immer der erste Satz.
■ ■ ■
Noch ein Tag …
Rachel trat bis zum Roten Haus kräftig in die Pedale. Eine frische Brise fuhr durch ihr Haar und rötete ihre Wangen. Die nächsten beiden Tage würden entscheidend sein, und der erste Tag hatte gut begonnen, denn die Zweifel und Ängste waren wie weggeblasen. Beim Aufstehen hatte sie sich kämpferisch und bereit gefühlt, sich mit Hannibal Reed und Konsorten anzulegen. Heute Abend würde Samuels Artikel den Industriellen auf die Anklagebank bringen. Und morgen würde die Jagd eröffnet. Die auf Reed angesetzten Journalisten würden ihn bis zur Aufklärung des Attentats nicht mehr in Ruhe lassen.
Anschließend hatte Rachel vor, bei Professor Hansen die Karten auf den Tisch zu legen und ihm ihre Entdeckungen über Christa und die chinesische experimentelle Behandlung mitzuteilen. Er würde die Realität nicht länger leugnen können und ihr zuhören.
Der Arzt würde alle erdenklichen Untersuchungen durchführen, um eventuelle Krebszellen aufzuspüren, und, falls erforderlich, sofort mit einer Behandlung beginnen. Früh erkannt, ließ ein Tumor sich ausmerzen. Davon war Rachel überzeugt. Und möglicherweise war ihr kleiner Junge überhaupt nicht krank. Hansens Worte kreisten ständig in ihrem Kopf: »Bei allen Untersuchungen, die wir durchgeführt haben, wäre uns ein Tumor nicht entgangen.«
Rachel stellte ihr Fahrrad unten am Bürogebäude von Green Growth ab und stürmte die Treppe hinauf. Sacha begann heute seine Reha im Schwimmbad des Riget. Carol sollte ihn um sechzehn Uhr bei Kirsten im Rehazentrum abgeben, und Rachel würde ihn dort eine Stunde später abholen.
Der Nebel, der seit ihrer Rückkehr von den Färöer-Inseln ihre Sicht zu beeinträchtigen schien, hatte sich gelichtet. Die Wahrheit – die Stammzellenbehandlung, die Reise nach China, die Hexerei von Magdalone Fersen, Reeds Komplott – war zwar in vielerlei Hinsicht erschreckend, aber immer noch besser als Unsicherheit und Lüge.
Und so traf Peter an der Kaffeemaschine eine kämpferische und aufgeregte Rachel. Er hatte sich dort soeben einen XXL -Cappuccino mit viel Zucker geholt. Sie tauschten einen Blick aus wie Angreifer vor dem Sturm.
» Hej , Rachel. Bist du bereit?«
»Und wie!«
»Von Lommel auch?«
»Ja. Er hat sich zum Schreiben zurückgezogen und nimmt nur äußerst wichtige Telefonate an.«
»Okay. Wir treffen uns in zehn Minuten im Besprechungsraum. Ich trommle inzwischen die Mannschaft zusammen.«
»Was ich noch sagen wollte …« Rachel deutete mit dem Kopf auf ihr Büro. Sobald die geschlossene Tür sie vor indiskreten Ohren schützte, vollendete sie ihren Satz: »… konntest du seit gestern schon etwas über die undichte Stelle herausfinden?«
»Das ist eine verdammt knifflige Angelegenheit«, gestand Peter. »Im Dezember haben uns über vierhundert Freiwillige aus den USA , Europa und sogar Asien bei der Vorbereitung des Gipfels geholfen. Rund fünfzig – nämlich die Dänen – wussten, dass wir in diesem Sommer eine Aktion planen. Vielleicht fünf, nicht mehr, kannten die Details der Operation. Natürlich ohne das Team an Bord mitzuzählen.«
»Was wirst du tun?«
»Die Freiwilligen, die nur bis zum Gipfel bei uns waren, lasse ich erst mal beiseite. Ebenso das Team von der Serendipity . Es bleiben die fünf Personen, die über die Operation Bescheid wussten, ohne an Bord gewesen zu sein: Paula, Oliver, Hanne, Nathan und Keren. Die drei festen Mitglieder Paula, Oliver und Hanne kann man vergessen, mit den anderen beiden werde ich mich unterhalten. Sollte das nichts ergeben, muss ich den Kreis weiter ziehen.«
Rachel erklärte ihrem Chef nun ihre Hauptsorge: »Wie können wir sicher sein, dass Reed unsere Pressekonferenz nicht sabotiert, wenn jemand vor Ort ist, der ihn über alles auf dem Laufenden hält?«
»Ich habe zu unserer bevorstehenden Sitzung nur die festen Mitglieder eingeladen. Die Freiwilligen lasse ich, so lange es geht, außen vor. Du sagst nur das Nötigste. Pech, wenn es irgendwelche Empfindlichkeiten geben sollte, es ist einfach höhere Gewalt.«
Die nächsten zehn Minuten
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