Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
Vom Netzwerk:
waren.«
    »Es würde mich wundern, wenn Peter das offiziell erklärt hätte.«
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass sich niemand zu dem Attentat bekannt hat?«, bohrte der Reporter weiter.
    Rachel schnaubte. Sie hörte, wie Samuel am anderen Ende der Leitung auf seiner Tastatur tippte. »Ich habe nichts zu sagen, Samuel, tut mir leid. Ich bin sehr müde. Ciao.«
    Sie legte auf und warf das Handy auf die Bettdecke. Wie Niels, der Vater von Sacha, gehörte von Lommel zu den Männern, auf die man sich nicht verlassen konnte und von denen sie nichts mehr wissen wollte.
    Nachdem sie ihr fade schmeckendes, aber nahrhaftes Essen zu sich genommen hatte, erreichte sie endlich Peter. Sie beruhigte ihn hinsichtlich ihres Gesundheitszustands und kam gleich zur Sache. »Hast du zu von Lommel gesagt, dass du die Färinger für schuldig hältst?«
    »Inoffiziell«, erklärte Peter.
    Rachel verdrehte die Augen. »Peter … du kennst ihn ebenso gut wie ich. Er will uns zum Reden bringen.«
    »Ja, das denke ich auch. Aber wir brauchen ihn, um die Sache an die große Glocke zu hängen.«
    »Wir müssen Beweise gegen sie finden«, rief sie. »Die Vorstellung, dass sie heute Abend in aller Ruhe auf ihrer Insel schlafen, während Karl um sein Leben kämpft, macht mich ganz verrückt.«
    »Sie werden dafür bezahlen, Rachel, das habe ich mir geschworen«, erklärte Peter mit ruhiger Stimme. »Erhol dich, und sobald du wieder auf den Beinen bist, schau dir die Akte an, du weißt schon, welche. Wir haben einen anderen großen Fisch am Haken, und bei der Sache brauche ich dich.«
    »Ich weiß.«
    »Also, dann mach dich an die Arbeit, sobald du kannst.«
    ■ ■ ■
    Samuel knurrte entnervt. Er hatte nicht bekommen, was er wollte, und Rachel hatte ihn wieder einmal abgewiesen. Das unangenehme Gefühl, das ihn überkam, erinnerte ihn an ein anderes, das acht Monate zurücklag und mit einer zuknallenden Tür an einem Winterabend verbunden war. Er hatte sich heute nicht besonders geschickt angestellt. Er hätte sanfter und verbindlicher sein müssen, wie er es normalerweise so gut verstand, wenn er eine Information wollte. Aber es war ihm nicht gelungen, und er wollte sich lieber nicht fragen, warum. Er tippte etwas auf seiner Tastatur. Blieb noch ihre Kollegin Joanna.

KAPITEL FÜNF
    23. August. 18.00 Uhr
    Dieser Abend war perfekt. Es war einer jener hellen nordischen Sommer, wie Rachel sie liebte – wolkenloser blauer Himmel, milder Wind, blühende Parks, leger gekleidete Menschen auf den Terrassen, Straßenmusik. Nachdem sie unterschrieben hatte, dass sie das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verließ, gönnte sie sich den Luxus eines Taxis, um Sacha bei seiner Großmutter in Nyboder abzuholen, dem ehemaligen Seemannsviertel, wo Christa noch immer in der Dienstwohnung ihres verstorbenen Mannes, Kapitän bei der Handelsmarine, wohnte. Ihr Körper bereitete ihr noch Schmerzen, die jedoch in den Hintergrund traten, wenn sie an das Glück dachte, ihren kleinen Jungen wieder an sich drücken zu können.
    Als Sacha neben ihr saß, bat Rachel den Taxichauffeur, nach Ø restad zu fahren, einem zwanzig Minuten südlich vom Zentrum gelegenen grünen Stadtteil, in dem sie seit drei Jahren lebten. Zuvor aber sollte er einen Abstecher zur Küste machen. Der Umweg würde sie einige Hundert Kronen zusätzlich kosten, aber nachdem sie knapp dem Tod entgangen war, war ihr das egal. Sie hatte das Bedürfnis, vor der Heimkehr das Meer und die Schiffe zu sehen, und wusste, dass Sacha über den improvisierten Ausflug ebenso glücklich sein würde wie sie.
    Das Taxi fuhr am Nyhavn-Kanal entlang, der im 17 . Jahrhundert gegraben worden war, damit die Waren direkt ins Stadtzentrum transportiert werden konnten. Die farbenfrohen Giebelhäuser aus dem 16 . und 17 . Jahrhundert mit Cafés und Restaurants boten eine pittoreske Postkartenansicht und waren eine Touristenattraktion. Das Taxi fuhr weiter zum Hafen. Die Schiffe, darunter ein herrlicher Traditionssegler, schaukelten friedlich im Wasser. Ein paar Jugendliche saßen auf der Mole, ließen die nackten Beine baumeln, tranken Bier und lachten.
    Als sie das Ufer des Öresund, der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden, erreicht hatten, bat Rachel den Chauffeur, langsamer zu fahren. Sie öffnete das Fenster, damit die Seeluft das Wageninnere erfüllte. Das blaue, stellenweise auch grüne Meer verströmte einen belebenden Geruch nach Jod und Algen, der Geist und Körper stimulierte.
    Am

Weitere Kostenlose Bücher