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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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gespannt, was Du mir zu sagen hast. Ich schicke Dir das Programm von GG für den 11 . (Anlage). Zwischen 8:30 und 9 Uhr habe ich frei. Wir können uns im Media Center auf einen Kaffee treffen.
    Ich kann es kaum erwarten, Dich zu sehen.
    Herzliche Grüße
    R.
    Rachel las die Korrespondenz noch einmal und verbrannte sich dabei die Lippen an ihrem Teebecher. Ab dem damaligen Tag hatte sie dank Jesus neue Hoffnung geschöpft.
    ■ ■ ■
    11 . Dezember 2009
    Die Unterhändler der einhundertneunzig Nationen strömten ins Bella Center. Eine bunte Menge in Anzug und Kostüm, in Landestracht, farbenfrohen Saris oder Ponchos – PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst, der Medien und Aktivisten von Nichtregierungsorganisationen.
    In der Haupthalle saßen Paula, Oliver, Hanne, Joanna und Rachel bei der Lektüre von ECO , dem täglichen Nachrichtenblatt der Nichtregierungsorganisationen. Sie waren erschöpft nach sechs intensiven Tagen mit nur wenig Schlaf, an denen sie nicht an die frische Luft gekommen waren, bei Kunstlicht eingesperrt in diesem riesigen Hangar, dem widerlichen Geruch von aufgewärmtem Kantinenessen ausgesetzt. Auf dem Tagesprogramm stand um zehn Uhr ein Pressetermin, um die Journalisten über die Großdemonstration am nächsten Tag in den Straßen der Hauptstadt zu informieren. Für jeden Einzelnen folgten kurz nacheinander Termine, Lobbying bei den Unterhändlern, bei einflussreichen PolitikerInnen und JournalistInnen zur Neuanpassung der Agenda sowie die ständige Jagd nach Informationen.
    Nachdem sie ihren Kaffee hinuntergestürzt hatte, begab sich Rachel zum Media Center. Sie ließ den Blick über die ihr bekannten Journalisten schweifen, auf der Suche nach Jesus, mit dem sie verabredet war. Zu ihrer Linken befanden sich durch Trennwände abgeteilte Räume für die Fernseh- und Rundfunksender, ausgerüstet mit Monitoren und hausinternen Bildschirmen, auf denen man die Diskussionen in den Auditorien verfolgen konnte. In der Mitte waren die Kabinen der Presseagenturen, in denen die Journalisten von AFP , AP und Reuters mit Kopfhörern saßen und rund um die Uhr schrieben, rechts mehrere endlose Reihen von Computern für die Reporter der Printmedien. Neuralgischer Punkt waren zwei Kaffeemaschinen und eine kleine Cafeteria, wo es Sandwichs und Kuchen gab, eines so trocken wie das andere. Daneben der Lounge -Bereich mit einigen Sofas, auf denen Reporter zu dieser Stunde noch schliefen.
    Rachel holte sich ihren vierten Espresso an diesem Morgen, setzte sich auf ein Sofa und sah sich um. Das Problem bei diesem Gipfel war, dass die Informationen nur tröpfchenweise durchsickerten. Es war schwierig zu erfahren und noch schwieriger, genau zu verstehen, was in den Verhandlungssälen ausgeheckt wurde. Hier konnten die Journalisten, die in den Auditorien nicht zugelassen waren, Diskussionen über die interne Fernsehübertragung verfolgen, vor allem jedoch an den Pressekonferenzen teilnehmen, bei denen Informationen preisgegeben wurden, die, wenn nicht bedeutsam, so doch zumindest für die breite Öffentlichkeit klarer formuliert waren.
    »Hej! Wie geht’s?«
    Sie hob den Blick, da sie diese schöne, tiefe Stimme sofort erkannt hatte. Samuel von Lommel ging vor ihr in die Hocke.
    »Gut, und dir?«, antwortete sie, wobei sie dem Reporter tief in die braunen Augen blickte.
    Ein Schauder durchlief sie.
    »Geht schon. Bereitet ihr euch auf die morgige Demo vor?«, wollte er wissen.
    Sie nickte. Seit drei Tagen trafen sie sich immer wieder an der Kaffeemaschine. Sie teilten einander ihre Eindrücke und Zweifel mit, tauschten den ganzen Tag über Informationen aus. Kurz und gut, in seiner Gegenwart hatte Rachel Schmetterlinge im Bauch. Sie fand ihn relativ attraktiv, denn sie stand auf sportliche Typen, gekleidet mit Hemd und Jeans und gelegentlich einer Krawatte. Was ihr jedoch am besten gefiel, war das unmittelbare Gefühl der Vertrautheit, sobald ihre Blicke sich trafen. Samuel strahlte eine Intensität aus, egal, ob er sie ansah oder ihr etwas Alltägliches sagte, die sie aufwühlte.
    An diesem Morgen sah er mit seinem zerknitterten weißen Hemd, dem zerzausten Haar und den müden Augen erschöpft aus. Die Nacht musste sehr kurz gewesen sein, vielleicht hatte er sie auf dieser Couch verbracht. Es war sicher völlig idiotisch, aber in seiner Gegenwart fühlte sie sich aufgehoben. Rachel hatte plötzlich Lust, ihm mit der Hand durchs Haar zu fahren, um es zu bändigen. Rasch

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