Wehrlos: Thriller
hatte als freiwillige Aktivistin begonnen und sich mit einem Job als Kellnerin über Wasser gehalten, der ihr nicht viel Freizeit ließ. Peter hatte schnell ihren hartnäckigen Charakter, ihr Engagement und ihre Ausdauer im Kampf für die Rettung der Umwelt bemerkt. Zu jener Zeit hatte Mildred, die Koordinatorin der Einsätze, nach Finnland geheiratet und eine Lücke hinterlassen. Peter hatte eine Ähnlichkeit zwischen Mildred und Rachel festgestellt und beschlossen, Letzterer eine Chance zu geben. Zunächst hatte er sich sowohl bei riskanten Missionen als auch bei Hintergrundrecherchen von ihrem Potenzial überzeugt und ihr dann den Job angeboten. Noch heute sah er in ihr sein Ziehkind, das sich stetig weiterentwickelte, ein reines Green-Growth-Produkt, aufopfernd und effizient, auf das er nicht mehr verzichten wollte. Dafür war ihm Rachel noch immer dankbar. Peter war jener Typ Mann, in den sie sich leicht hätte verlieben können. Doch Kyle, ein Koloss von einem Meter neunzig und seit einigen Jahren der Lebensgefährte des GG -Leiters, hatte sie davon abgebracht.
Sie tauschten schnell einen Blick, und Peter wartete, bis Rachel sich eingerichtet hatte, bevor er zu sprechen begann.
»Unsere Kampagne zur Erhaltung der Biodiversität, die zeitgleich mit der CITES beginnen sollte, wird vorgezogen. Wir müssen das Medieninteresse, das durch das Attentat auf den Färöer-Inseln entstanden ist, nutzen und gleich morgen einsteigen.«
Am Tisch erhob sich zustimmendes Gemurmel.
»Zunächst werden Kommuniqués im Internet veröffentlicht, übermorgen folgen die ersten Plakate und gleichzeitig die Petition zur Erhaltung der Arten. Wir vertagen die laufenden Belange und konzentrieren uns alle auf diesen Punkt. Rachel, eigentlich hättest du die Kampagne leiten sollen, aber jetzt brauche ich dich sofort für etwas anderes.«
»Für was denn?«
»Du sollst ein Logbuch des Einsatzes auf den Färöer-Inseln bis zum Moment des Attentats verfassen. Das stellen wir dann ins Netz, um etwas mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Oliver und ich haben uns schon überlegt, welche Pressemitteilungen wir zu den verschiedenen Schlagwörtern veröffentlichen wollen. Oliver?«
Der PR -Beauftragte reichte jedem ein Blatt. »Das sind unsere Hauptpunkte. Ab jetzt müsst ihr alle Interviewanfragen annehmen und euren Blog schreiben. Wie hier ausgeführt, sollt ihr die Anfragen zum Attentat rasch beantworten und auf unsere Hauptziele zu sprechen kommen. Na, ihr wisst ja, wie das geht.«
Rachel las das Papier und hob die Hand, bevor sie ihre Frage an Peter und Oliver richtete: »Ihr stellt die Färinger an den Pranger, okay, aber wenn sie es nun gar nicht waren? Könnte uns eine solche Beschuldigung nicht unglaubwürdig machen? Sollten wir nicht warten, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind?«
»Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt«, antwortete Peter an Olivers Stelle, denn er wusste genau, worauf Rachel hinauswollte. »Egal, wer die Bombe im Schlauchboot versteckt hat. Im Moment nutzen wir die Anteilnahme der Öffentlichkeit und die Empörung, die das Attentat ausgelöst hat, um unsere Message zu verbreiten: Die Jagd auf Wale und andere bedrohte Arten ist ein barbarischer Akt. Und die Färinger sind Wilderer.«
Er räusperte sich und verlieh seinen Worten Gewicht, indem er mit den Fingern auf den Tisch trommelte. »Wie Rachel ganz richtig bemerkt hat, dürfen wir keine direkte Anschuldigung aussprechen, das könnte sich gegen uns wenden. Vorsicht, denn die Journalisten versuchen, uns etwas in den Mund zu legen, was wir nicht sagen wollen. Wir müssen gemäßigt bleiben, die Arbeit der dänischen Polizei respektieren, das übliche Blablabla, das unserer Linie entspricht. Hingegen müssen wir ständig wiederholen, wie viele Delfine, Wale und Rote Thunfische abgeschlachtet werden. Merkt euch die Zahlen, und lasst sie immer wieder einfließen. Noch Fragen? Frederik, wie sieht es mit dem Bildmaterial aus?«
Der Rotschopf richtete sich auf seinem Stuhl auf. »Die Kamera des Schlauchboots ist stark beschädigt und im Moment nicht auszuwerten. Dafür haben wir aber das Video, das von der Serendipity aufgenommen wurde. Die Polizei hat es uns heute Morgen zurückgegeben. Das können wir online stellen, sobald es uns sinnvoll erscheint. Außerdem haben wir die Videos und Fotos der vergangenen Jahre.«
Paula faltete ein DIN -A 3 -Blatt auseinander. »Wir schlagen euch dieses Bild vor.«
Ein schockierendes Foto. Eine Luftaufnahme des Färöer-Fjords.
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