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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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muss man sagen, dass sich Nerven und Muskeln umso besser entwickeln, je mehr sie beansprucht werden. Ich nehme an, dagegen haben Sie nichts einzuwenden?«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.«
    Professor Hansen reichte ihr ein anderes Dokument in einem blauen Schnellhefter. »Das sind die Einzelheiten des Programms. Ich will Ihnen nicht verheimlichen, dass da in logistischer Hinsicht einiges auf Sie zukommt. Es ist tägliche Physiotherapie vorgesehen, zum Teil zu Hause, zum Teil hier. Ich schlage Ihnen vor, dass die Physiotherapeutin dreimal die Woche zu Ihnen kommt und dass Sie Sacha an den beiden anderen Tagen hierherbringen. Der genaue Ablaufplan muss noch festgelegt werden.«
    Hansen wandte sich an Sacha, der jetzt mit zwei Giraffenrobotern spielte. »Junger Mann, ich habe gerade deiner Mutter erklärt, dass es deinen Beinen besser geht. Aber damit sich der Zustand noch weiter verbessern kann, brauchen wir dringend deine Unterstützung. Du wirst viele Übungen machen müssen, damit deine Beine kräftiger werden. Hast du das verstanden?«
    Ohne den Blick zu heben, spielte Sacha weiter mit seinen Robotern.
    »Sacha, hast du gehört, was der Doktor dir gesagt hat?«, fragte Rachel. »Du musst Übungen machen, damit deine Beine stärker werden.«
    Sacha nickte. Professor Hansen wandte sich wieder an Rachel. »Eine unserer besten Physiotherapeutinnen, die all unsere Methoden anwendet, wird noch heute Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«
    Rachel schob den blauen Schnellhefter in ihren Rucksack und zögerte kurz, ehe sie fragte: »Das mag albern sein, aber seine Großmutter hat ihn in meiner Abwesenheit mit zu einem Akupunkteur genommen, der Nadeln in seinen Rücken gesetzt hat. Glauben Sie, dass sich das positiv auf seinen Zustand ausgewirkt haben könnte?«
    Ein kurzer Schatten, der Rachel nicht entging, glitt über Hansens Gesicht. »Bis heute haben alle diesbezüglichen Studien nichts ergeben. Es lohnt sich nicht weiterzumachen.«
    Rachel schüttelte heftig den Kopf. »Das war auch nicht meine Absicht, Christa hat das entschieden, ohne mit mir darüber zu sprechen. Ich wollte nur Ihre Meinung hören.«
    »Gut, und ich rate Ihnen dringend davon ab, solche Interventionen zu wiederholen.« Hansen schien leicht verärgert.
    Rachel trat wohlweislich den Rückzug an. »Ich werde nichts unternehmen, ohne es mit Ihnen abgesprochen zu haben, und ich werde Christa sagen, dass sie damit aufhören soll.« Sie erinnerte sich plötzlich an das Glas mit dem merkwürdigen Inhalt, das sie bei ihrer Schwiegermutter gefunden hatte, und schämte sich.
    Professor Hansen durfte vor allem nicht erfahren, dass sich Christa in einer mystischen Phase befand. Ärzte verabscheuen solche Haltungen, die nicht in ihr Denk- und Behandlungsschema passen. Plötzlich hatte sie Angst, Hansen könne Christa für verrückt und sie für eine fanatische Umweltschützerin halten, die es ablehnte, ihr Kind behandeln zu lassen. Sie brauchte jetzt mehr denn je das Vertrauen dieses Arztes, damit Sacha gesund werden konnte.
    »Selbstverständlich werde ich die Broschüre lesen, wirklich, Professor«, versprach sie, um sich zu rehabilitieren.
    Hansen legte ihr voller Mitgefühl eine Hand auf die Schulter. »Sie können sich mit Ihrer Antwort ein paar Tage Zeit lassen. Ich verstehe, dass es nicht einfach ist, eine solche Entscheidung zu treffen.«

KAPITEL NEUNZEHN
    Schweigend kehrten Mutter und Sohn zum Parkplatz zurück, nachdem Rachel Joanna und Karl einen kurzen Besuch abgestattet hatte. Letzteren hatte sie nur durch die Scheibe sehen können. An zig Schläuchen hängend, war er kaum wiederzuerkennen und wirkte mehr tot als lebendig. Rachel wurde bewusst, dass sie diesen hochgewachsenen, von der Sache überzeugten, wortkargen Mann eigentlich nur von ihren gemeinsamen Aktionen auf den Färöer-Inseln her kannte. Wer war er wirklich? Doch um das herauszufinden, hätte sie mehr Zeit gebraucht.
    Am Auto angekommen, fiel ihr die rote Mappe wieder ein, die ihr der Arzt gegeben hatte. Sie hatte nur bedingtes Vertrauen in Medikamente, und Pharmakonzernen traute sie noch weniger, da sie ihrer Überzeugung nach auf dem Rücken der Kranken lediglich den größtmöglichen Profit erwirtschaften wollten. Sie setzte Sacha in seinen Kindersitz, nahm hinter dem Steuer Platz und fuhr geistesabwesend vom Klinikgelände. Vor ihrem inneren Auge tauchte ein Gesicht auf.
    Evelyne.
    Eine Aktivistin vom Unabhängigen Gesundheitsnetz , einer Vereinigung zur Überwachung von

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