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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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kratzte sich am Kopf. »Die Person, die dahintersteckt, behauptet … Jesus zu sein.«
    Peter runzelte die Stirn.
    »Ich weiß, das ist völlig verrückt.«
    Er biss schweigend, den Blick nach draußen gerichtet, in sein Sandwich. »Da will dich jemand ins Bockshorn jagen, meinst du nicht?«
    Rachel presste die Lippen zusammen. »Ja, das glaube ich auch.«
    Peter trank sein Bier direkt aus der Flasche. »Vergiss die Sache. Hast du deine Presseerklärung und deinen Bericht fertig?«
    »Noch nicht ganz.«
    »Das hat jetzt absolute Priorität«, erklärte Peter. »Du gibst deinem Bericht den letzten Schliff und schickst ihn mir noch heute. Es wird Zeit, dass ich ihn Hanne vorlege, damit sie ihn juristisch absegnet.«
    »Okay.« Automatisch sah Rachel auf die Uhr, schob ihr halbes Sandwich beiseite und räusperte sich. » Das Problem ist, dass ich heute Nachmittag unbedingt mit Sacha ins Krankenhaus muss, es geht um eine Untersuchung seiner Beine«, erklärte sie und senkte den Blick. »Tut mir leid, Peter, aber es ist ein superwichtiger Termin. Doch sobald ich zu Hause bin, mache ich meine Arbeit fertig und schicke dir alles.«
    Der Leiter von Green Growth seufzte. »Tu dein Bestes.«
    Rachel war der Appetit vergangen, und sie ließ den Rest des Sandwichs liegen. Sie hasste es, im Arbeitsbereich familiäre Probleme anzuführen. Und genau das hatte sie gerade getan.
    Als sie das Restaurant verließen, räusperte sich Rachel und erläuterte ihre Planung für die Veröffentlichung des Berichts, welche Journalisten und Blogger sie gerne dabeihätte und so weiter. Darüber diskutierten sie auf dem Weg zum Roten Haus, wo jeder dann in seinem Büro verschwand. Als sie allein war, ließ Rachel ihrer Enttäuschung und ihrem Ärger freien Lauf. Peter glaubte nicht mehr an eine Beteiligung von Reed. Sie hatte einen wichtigen Verbündeten verloren, aber egal. Ihre Intuition sagte ihr, dass der Industrielle in das Attentat, das sie fast das Leben gekostet hatte, verwickelt war. Und sie würde alles tun, um das zu beweisen.
    ■ ■ ■
    Um vierzehn Uhr spuckte der Drucker von Green Growth einen sechzigseitigen Text, Tabellen und Organigramme aus. Rachel schob sie in einen Schnellhefter und schloss dann die Tür ihres Büros hinter sich ab. Als sie im Auto saß, zog sie den für die Presse bestimmten Bericht über Reed heraus und legte ihn auf ihren Schoß, ehe sie die Ø restadstraße in südlicher Richtung fuhr. An jeder Ampel las sie ein Stück des Textes und schrieb Korrekturen an den Rand. Als sie die Schule erreicht hatte, waren die ersten Seiten mit Anmerkungen versehen. Carol und Sacha warteten auf der Freitreppe. »Mama!« Rachel gab ihrem Sohn einen flüchtigen Kuss und setzte ihn, nachdem sie sich bei der Schulhelferin bedankt hatte, hinten in seinen Kindersitz.
    »Fahren wir nach Hause, Mama?«
    »Nein, mein Häschen, nicht gleich. Wir fahren ins Krankenhaus zu Doktor Hansen, damit er sich deine Beine ansieht.«
    »Ich habe Hunger.«
    Rachel suchte in ihrer Tasche nach einem Feigenriegel.
    »Hier.«
    »Ich will Wasser.«
    »Ich möchte Wasser«, korrigierte sie.
    »Bitte!«
    Um die verlorene Zeit aufzuholen, fuhr sie etwas schneller als normal, und so traten sie gerade rechtzeitig durch die Schwingtür zur neuropädiatrischen Abteilung von Professor Hansen, die sich im zweiten Stock des Baus H im Rigshospitalet befand. Rachel schob Sachas Rollstuhl zu dem überfüllten Wartezimmer und ließ sich schweißgebadet auf den nächstbesten Plastiksitz fallen. Der Rollstuhl stand neben ihr. Sie gönnte sich eine kurze Pause und blickte sich um. Ein gutes Dutzend Mütter wartete mit ihren Kindern. Die Kleinen spielten an den bunten niedrigen Tischen mit abgegriffenen Bauklötzen und zerlesenen Büchern. An den Wänden hingen Plakate, die vor Autounfällen, Tabak und Alkohol warnten. Ganz links befand sich das Plakat der Stiftung Camille Hansen, die den Namen der verstorbenen kleinen Tochter des Professors trug. Bei diesem Anblick zog sich Rachels Herz zusammen. Hansen war so höflich und einfühlsam, weil er den Schmerz kannte, den der Verlust eines Kindes bedeutete. Er hatte diese Stiftung vor einigen Jahren gegründet, um die wissenschaftliche Forschung zu unterstützen. Wie jedes Mal, wenn sie in dem Raum wartete, vertiefte sich Rachel in die Betrachtung des hübschen Logos: eine Art blaue Spirale, die an ein Schneckenhaus erinnerte und in der Mitte einen blauen Punkt trug. Vermutlich der Lebenszyklus . Sie griff wieder nach

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