Wehrlos vor Verlangen
langen Arbeitstage, an den Kampf, um genug Geld zu verdienen, die Rechnungen bezahlen und für Melina sorgen zu können. Die Jahre in Armut waren der Grund, warum er heute regelmäßig hohe Summen an Wohltätigkeitsorganisationen spendete.
„Aber deine Eltern haben dir die Wohnung finanziert, oder? Das Trinkgeld einer Kellnerin kann wohl kaum ein solches Apartment finanzieren.“
„Oh, die Wohnung gehört nicht mir, sondern George. Meiner Tante Georgina“, beeilte sie sich zu sagen, als sie die tiefe Falte auf seine Stirn ziehen sah. „Ich bin bei ihr eingezogen, nachdem ich mit der Uni fertig war. Sie ist schon älter und ist auch öfter schon gefallen. Ich wollte mich um sie kümmern, doch die Demenz schritt bei ihr immer weiter voran. Irgendwann wurde es so schlimm, dass ich Angst hatte, sie allein zu lassen, um zur Arbeit zu gehen. Als sie fast einmal die Wohnung in Brand gesteckt hatte, beschlossen meine Eltern und ich, sie in einem Heim unterzubringen. Dort wird sie rund um die Uhr betreut. Normalerweise besuche ich sie zweimal pro Woche …“ Tahlia brach ab. Erst jetzt dachte sie daran, dass sie die Tante einen ganzen Monat nicht besuchen konnte. „Nun, wahrscheinlich wird sie mich in den nächsten vier Wochen nicht allzu sehr vermissen“, wisperte sie. „Sie erkennt mich ja nicht mehr.“
„Du besuchst sie noch immer regelmäßig?“
„Natürlich.“ Tahlias Nicken war energisch. „Demenz ist grausam, aber die Krankheit bestimmt nicht Tante Georges Charakter. Sie ist noch immer ein wunderbarer Mensch.“
Ganz im Gegensatz zu dem, was er geglaubt hatte, verhielt sich Tahlia alles andere als egoistisch. Sie besaß mehr Mitgefühl und Herzlichkeit, als er je bei einer anderen Frau bemerkt hatte. Aber er wollte nicht darüber nachdenken, wie sehr er sich in ihr getäuscht hatte. Darum ging er zu ihr und lugte neugierig in die Einkaufstüten.
„Was hast du alles gekauft?“
„Kleider, wie befohlen“, antwortete sie munter. „Zwei Abendkleider, um genau zu sein.“ Sie zog ein pinkfarbenes und ein schwarzes Kleid hervor und hielt sie abwechselnd vor sich. „Nun, was hältst du davon?“ Sie seufzte, als er ungeduldig den Kopf schüttelte.
„Sie sind billig verarbeitet und machen dich blass“, verkündete Thanos unverblümt. Mit einem Finger strich er ihr über die Wange. „Wenn das die einzigen beiden Kleider sind, dann sehe ich dich viel lieber ohne.“
Es wäre so leicht, die wenigen Zentimeter zwischen ihnen zu überbrücken und ihm ihren Mund zum Kuss zu bieten. Und genau das war es auch, was sie als Aufforderung in seinen Augen las. Doch plötzlich überfiel sie die Schüchternheit. Sie war wegen einer geschäftlichen Abmachung hier, ermahnte sie sich streng. Nur hätte sie nie gedacht, dass sie von diesem Mann so völlig hingerissen sein würde. Und auch mit dem Bedauern darüber, dass ihre Beziehung nie mehr als Sex beinhalten würde, hatte sie niemals gerechnet.
„Ich gehe jetzt duschen“, murmelte sie und zog sich hastig ins Bad zurück.
Als sie wieder ins Schlafzimmer kam, wartete Thanos im Bett auf sie. Bei seinem Anblick setzte ihr Herz einen Schlag lang aus. Das Verlangen in dem Blick, mit dem er ihr entgegensah, ließ sie dahinschmelzen. Als er wortlos die Bettdecke zurückschlug, folgte sie stumm seiner Aufforderung.
Die Leidenschaft zwischen ihnen entzündete sich binnen Sekunden, und schon bald stürzten sie zusammen in einen Strudel der Lust, der in einem funkelnden Feuerwerk, einem furiosen Höhepunkt gipfelte.
Nichts als guter Sex, dachte Thanos, als er sich auf die Seite rollte und Tahlia an sich zog. Perfekte körperliche Kompatibilität – die ihn allerdings mit einer Zufriedenheit erfüllte, wie er sie noch bei keiner anderen Frau verspürt hatte.
„Ich muss noch einmal zurück an die Arbeit“, erklärte er, stand auf und zog sich an. „Heute Abend gehen wir auf eine Party. Christos Petrelis, der Reeder, empfängt seine Gäste auf seiner Privatinsel.“
„Welches Kleid soll ich tragen? Das schwarze oder das pinkfarbene?“, fragte Tahlia.
„Keines.“
„Was denn, ich soll nackt gehen?“ Ihr keckes Lächeln zog sein Herz zusammen.
„Damit würdest du sicherlich ungeteilte Aufmerksamkeit erregen, aber ehrlich gesagt, mir gefällt es, dass ich der einzige Mann bin, der dich bisher nackt gesehen hat.“ Unwillkürlich runzelte er die Stirn über die eigenen Worte. Gleich darauf griff er nach dem Telefon und sprach in schnellem Griechisch zu
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