Weiberabend: Roman (German Edition)
Küstenwache und der einsetzenden Flut brauchten wir nur zwei weitere Stunden, um wieder von der Sandbank herunterzukommen. Obwohl der Bootsbesitzer, mehrere Ehemänner, ein zukünftiger Ehemann und die Wasserschutzpolizei verzweifelt versuchten, uns zu lokalisieren, ging die Sonne unter, ohne dass es zu einer einzigen Verhaftung oder Scheidung kam. Und ich habe es zu meiner Hochzeit geschafft, in einem Stück, von meinem Schamhaar mal abgesehen.
Seitdem besteht Helen auf regelmäßigen Treffen. Nach den aufregenden Ereignissen unseres »Gründungstags«, für einige von uns heute noch der größte Spaß und der schlimmste Ärger, den wir je erlebt haben, wagt es niemand, diese Zusammenkünfte zu verpassen. Diese Zeit ohne unsere Männer und Kinder ist so kostbar, dass auch kaum eine von uns zu spät kommt.
Heute ist ein besonderer Abend. Es wird eine Pyjama-Party. Eine wahrhaftige, Bring-deinen-Schlafanzug-und-deine-Zahnbürste-mit-Übernachtungsparty. So etwas habe ich nicht mehr erlebt, seit ich fünfzehn war, und ich muss zugeben, dass ich ein bisschen nervös bin. Wir feiern im prächtigen Haus von Helens Eltern auf Darling Point (sie sind für einen Monat in Italien), und obwohl die Aussicht spektakulär ist, mache ich mir Gedanken, wer wo schlafen soll (es gibt nur fünf offizielle Betten in diesem Haus, und ein paar Sofas für den Rest). Ich schlafe nicht besonders gut – sieben Jahre von Kindern gestörter Schlaf bringen das mit sich. Heute braucht es nur einen leisen Furz von Frank, und ich fahre aus dem tiefsten REM-Schlaf, sitze aufrecht im Bett und frage: »Was? Wer?« Und das war’s dann. Ich kann nicht wieder einschlafen. Frag nur mal meine Kinder: Ich bin eine böse Hexe, wenn ich müde bin.
Als ich die Mädels per E-Mail zu der Übernachtungsparty eingeladen habe, kamen lauter atemlose, mädchenhaft aufgeregte E-Mails zurück. Tam schrieb als Erste, dass sie gern kommen würde, aber wohl nicht über Nacht bleiben könne. CJ musste natürlich erst ihre Schwester bestechen, damit diese die Nacht bei ihren Kindern verbringt, weil sie keinen Mann hat, der mal für sie einspringen könnte. Dooly musste vermutlich auch irgendwo eine bezahlte Aushilfe suchen oder einen Gefallen von jemandem einfordern – Max kommt kaum mit sich selbst klar, von den Kindern ganz zu schweigen. Aber trotz geringfügiger logistischer Schwierigkeiten haben wir uns alle fest vorgenommen, heute Abend hier zu sein.
Wir sind eine Handvoll ganz normaler Frauen, eine Ansammlung mutiger, leidenschaftlicher, anbetungswürdiger, intelligenter Mütter. Ein paar von uns sind außerdem hoch neurotisch. Mindestens zwei von uns, soweit ich weiß, nehmen Prozac (aber Helen hat mich zur Geheimhaltung verpflichtet, denn Dooly hat ihr gesagt: »Es ist nicht offiziell, also sag nicht, du hättest das von mir.«) Es geschieht etwas, wenn wir uns auf diese Weise versammeln, frei von unseren Kindern und Lebenspartnern. Unsere Stimmen verändern sich. Sie werden schriller. Wir sitzen unbefangen und breitbeinig da und ziehen einander mit dem Zustand unserer Unterhosen auf. Unsere Witze – sofern man sie so bezeichnen kann – sind unsäglich schlecht; man kann gar nicht unterscheiden, ob wir, durch Helens Gelächter angesteckt, wegen der erbärmlichen Pointe lachen, oder weil der Witz so miserabel vorgetragen wurde. Wir kichern verächtlich über Penisgrößen (wenn Männer nur wüssten, wie wichtig die Größe wirklich ist). Und obwohl wir gern trinken würden, als wären wir dreiundzwanzig, kann sich keine von uns einen überflüssigen Kater leisten. Deshalb tanzen wir stattdessen, aber niemand wäre scharf darauf, diese misslungene Zurschaustellung bebender und zuckender Körperteile mit anzusehen. Und wir essen, als könnte allein die Völlerei uns alle wieder jung und sexy machen.
Die Bedeutung des Essens ist bei diesen Zusammenkünften nicht zu unterschätzen. Helen ist eine unersättliche Listenschreiberin und genießt die erregende Vorfreude bei der Planung des Essens. Nur den wahren Liebhaberinnen guten Essens unter uns wird die Aufgabe anvertraut, tatsächlich etwas zuzubereiten. Das sind Helen und ich. Die anderen müssen den Alkohol und die Schokolade heranschaffen.
Jede von uns hat ihr geheimes Laster. Helen hat unsäglich viel Geld für einen riesigen Kübel Erdbeer-Daiquiri ausgegeben und eine Sammlung von Musik mitgebracht, von der ich noch nie gehört habe – darunter, man stelle sich vor, der Soundtrack des Films
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