Weiberregiment
Reißer?«
»Sie schläft«, sagte Igorina. »Glaube ich.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, ich glaube nicht, dass sie tot ist.«
»Du
glaubst
nicht, dass sie tot ist?«, fragte Polly.
»Ja«, bestätigte Igorina. »So sieht’s aus. Ich wünschte, ich könnte sie irgendwie wärmen.«
»Hast du nicht gesagt, dass sie brennt?«
»Sie
hat
gebrannt. Jetzt ist sie eiskalt.«
Zur allgemeinen Überraschung schritt Leutnant Bluse zur Tür, griff nach der Klinke und öffnete sie. Vier Schwerter streckten sich ihm entgegen.
»Wir haben hier einen Kranken!«, fuhr er die verblüfften Wächter an. »Wir brauchen Decken und Feuerholz! Holt den Kram, jetzt sofort!« Er knallte die Tür zu. »Es könnte klappen«, sagte er.
»Die Tür hat kein Schloss«, stellte Toller fest. »Eine nützliche Information, Polly.«
Polly seufzte. »Derzeit möchte ich nur etwas zu essen. Immerhin ist dies eine Küche. Vielleicht gibt es irgendwo Lebensmittel.«
»Dies
ist
eine Küche«, sagte Toller. »Vielleicht gibt es hier Hackbeile!«
Aber es ist immer eine Enttäuschung herauszufinden, dass der Feind genauso schlau ist wie man selbst. Sie entdeckten einen Brunnen, doch das Gitter darüber ließ nichts durch, das größer war als ein Eimer. Und jemand ohne Gespür für eine Abenteuergeschichte hatte alle Gegenstände aus der Küche entfernt, die entweder eine Schneide hatten oder verspeist werden konnten.
»Wir könnten Kerzen essen«, sagte Knaller und nahm einige aus einem knarrenden Schrank. »Sie bestehen aus Talg. Ich wette, der alte Skallot könnte Kerzenskubbo daraus machen.«
Polly sah sich den Kamin an, der so roch, als hätte schon lange kein Feuer mehr darin gebrannt. Er war groß und breit, aber in einer Höhe von knapp zwei Metern war ein dickes Gitter angebracht. Rußige Spinnweben klebten daran. Es schien ziemlich alt und halb verrostet zu sein, und wahrscheinlich hätten zwanzig Minuten mit einer Brechstange genügt, um es zu lösen, aber es liegt nie eine Brechstange bereit, wenn man eine braucht.
Der Lagerraum enthielt einige Säcke mit altem, trockenem, Mehl. Es roch grässlich. Außerdem fand Polly ein Ding mit einem Trichter, einer Kurbel und einigen geheimnisvollen Schrauben 10 , zwei Nudelhölzer, ein Salatsieb, Schöpfkellen… und Gabeln. Jede Menge Fleischgabeln. Polly war enttäuscht. Es erschien ihr lächerlich anzunehmen, dass jemand, der Personen in eine improvisierte Zelle sperrte, dort die Gegenstände zurückließ, die man zur Flucht brauchte, trotzdem hatte sie das Gefühl, dass eine allgemeine Regel verletzt worden war. Eigentlich stand ihnen nichts Besseres als eine Keule zur Verfügung. Die Fleischgabeln konnten pieksen, mit dem Salatsieb ließ sich ein harter Schlag austeilen, und die Nudelhölzer waren zumindest eine traditionelle Frauenwaffe. Doch mit dem Trichter-, Kurbel- und Schraubending konnte man nur jemanden verwirren.
Die Tür öffnete sich. Bewaffnete kamen in die Küche, zum Schutz von zwei Frauen, die Decken und Feuerholz trugen. Sie huschten mit gesenktem Blick herein, setzten ihre Last ab und rannten fast hinaus. Polly näherte sich dem Wächter, der das Kommando zu führen schien, und er wich zurück. Ein großer Schlüsselring klirrte an seinem Gürtel.
»Das nächst Mal
klopft
ihr, verstanden?«, sagte sie.
Er lächelte nervös. »Ja, gut. Man hat uns gesagt, wir sollten nicht mit euch reden…«
»Ach?«
Der Wächter sah sich um. »Aber wir glauben, dass ihr euch tapfer schlagt, für Mädchen«, sagte er verschwörerisch.
»Bedeutet das, ihr unternehmt nichts gegen uns, wenn wir ausbrechen?«, fragte Polly süß.
Das Lächeln verschwand. »Lasst es nicht drauf ankommen«, sagte der Wächter.
»Was hast du da für einen großen Schlüsselring, Herr«, ließ sich Toller vernehmen. Die Hand des Mannes zuckte zum Gürtel.
»Bleibt hier drin«, brummte er. »Die Situation ist auch so schon schlimm genug. Bleibt hier!«
Er schloss die Tür mit einem Ruck. Einen Moment später hörten sie, wie etwas Schweres davorgeschoben wurde.
»Jetzt können wir wenigstens ein Feuer anzünden«, sagte Bluse.
»Äh…« Das kam von Stecher. Sie sprach so selten, dass sich ihr alle erwartungsvoll zuwandten, woraufhin sie verlegen zögerte.
»Ja, Stecher?«, fragte Polly.
»Äh… ich weiß, wie wir die Tür öffnen können«, murmelte Stecher. »Damit sie offen bleibt, meine ich.«
Wäre diese Bemerkung von jemand anderem gekommen, hätten sie vermutlich gelacht. Aber Worte von
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