Weiberregiment
Feindes in die Hand bekommen habt…«
»Eigentlich nicht der Rede wert, Herr. Wir haben nicht viel damit angefangen.«
»Oh, ich weiß nicht. Wegen dir und dem netten Mann von der Zeitung haben die Verbündeten zwei Regimenter in die Berge geschickt, mit dem Auftrag, nach einem Guerillaführer namens ›Tiger‹ zu suchen. Prinz Heinrich bestand darauf und hat den Befehl über sie. Man könnte ihn als schlechten Verlierer bezeichnen. Als sehr schlechten, nach den Gerüchten zu urteilen.«
»Der Zeitungsmann hat all die Dinge geglaubt?«, fragte Polly verblüfft.
»Das weiß ich nicht, aber er hat sie zweifellos aufgeschrieben. Und Lord Rust hat angeboten, euch alle nach Hause bringen zu lassen, still und heimlich?«
»Jaherr.«
»Und ihr habt ihm geantwortet, er könnte sich das Angebot…«
»…in seinen Pulli stecken, Herr.«
»Oh, ja. Es fällt mir schwer, meine eigene Handschrift zu entziffern. P… U… L…« Clogston schrieb das Wort in Großbuchstaben und fuhr dann fort: »Ich sage dies nicht, ich bin nicht hier, aber… einige hochrangige Leute auf unserer Seite fragen sich, ob ihr bereit seid, ohne viel Aufhebens zu verschwinden…?«
Die Frage hing so in der Luft wie eine Leiche am Galgen.
»Ich notiere das ebenfalls unter ›Pulli‹, einverstanden?«, fragte Clogston.
»Für einige von uns gibt es keinen Ort, zu dem sie zurückkehren könnten«, sagte Toller.
»Oder niemanden, der sie begleiten würde«, fügte Knaller hinzu.
»Wir haben nichts Unrechtes getan«, sagte Polly.
»Also gut: Pulli«, murmelte der Major. Er nahm die kleine Brille ab und seufzte. »Man hat mir nicht einmal mitgeteilt, wie die Anklage lautet.«
»Vermutlich wirft man uns vor, dass wir böse Mädchen sind«, sagte Toller. »Seien wir doch ehrlich. Der Feind möchte uns ohne Aufsehen loswerden, und der General ebenfalls! Das ist das Problem mit den guten und schlechten Jungs. Es sind alles Jungs!«
»Hätten wir eine Medaille bekommen, wenn wir Männer wären, Herr?«, fragte Knaller.
»Ja. Bestimmt. Und ich schätze, Bluse wäre sofort befördert worden. Aber wir sind jetzt im Krieg, und dies ist vielleicht nicht der geeignete Zeitpunkt…«
»…einigen abscheulichen Frauen zu danken?«, fragte Polly.
Clogston lächelte. »Ich wollte sagen ›die Konzentration zu verlieren‹. Natürlich ist es die politische Sparte, die darauf drängt. Man will vermeiden, dass die Sache bekannt wird. Und das Oberkommando möchte die Angelegenheit aus dem gleichen Grund so schnell wie möglich erledigt wissen.«
»Wann beginnt das Verfahren?«, fragte Polly.
»In einer halben Stunde.«
»Das ist doch Blödsinn!«, entfuhr es Toller. »Sie stecken mitten in einem Krieg und nehmen sich Zeit für ein Gerichtsverfahren gegen Frauen, die überhaupt nichts Unrechtes getan haben?«
»Der General hat darauf bestanden«, sagte Clogston. »Er möchte diese Sache klären.«
»Und welche Befugnis hat das Gericht?«, fragte Polly kühl.
»Seine Befugnis besteht aus Tausenden von bewaffneten Männern«, erwiderte Clogston. »Entschuldige. Das Problem ist: Wenn du zu einem General sagst ›Du und wessen Heer?‹, so braucht er nur aus dem Fenster zu zeigen. Aber ich beabsichtige zu beweisen, dass die Verhandlung ein Kriegsgerichtsverfahren sein sollte. Ihr habt alle die Herzogin geküsst und den Schilling genommen.
Ich
meine, das macht daraus eine militärische Angelegenheit.«
»Und das ist gut, oder?«
»Es bedeutet, dass es Prozeduren gibt. Die letzte Abscheulichkeit von Nuggan war gegen Puzzles gerichtet. Angeblich brechen sie die Welt in Stücke. Das gibt den Leuten zu denken. Das Heer mag verrückt sein, aber es ist auf eine bestimmte Weise verrückt. Es handelt sich gewissermaßen um einen zuverlässigen Wahn. Ah, eure schlafende Freundin… Lasst ihr sie hier?«
»Nein«, sagte die Gruppe wie eine Frau.
»Sie braucht meine ständige Aufmerksamkeit«, sagte Igorina.
»Wenn wir sie hier lassen, könnte sie einen plötzlichen Anfall von spurlosem Verschwinden erleiden«, sagte Toller.
»Wir halten zusammen«, entschied Polly. »Wir lassen keinen Mann zurück.«
Als Verhandlungsraum hatte man einen Ballsaal gewählt. Mehr als die Hälfte der Festung war zurückerobert worden, erfuhr Polly, doch das Gelände war unregelmäßig verteilt. Die Verbündeten hielten die zentralen Gebäude und die Rüstkammer, waren aber ganz von borograwischen Truppen umzingelt. Derzeit drehte sich der Kampf um den Haupttorkomplex, der
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