Weiberregiment
für tot gehalten. Wie zum Teufel geht es dir?«
»Bin topfit, Herr!«, donnerte Jackrum. »Ganz und gar nicht tot, obwohl das viele hoffen!«
»Freut mich, das zu hören, Mann. Dein rosiges Gesicht ist zwar jederzeit ein willkommener Anblick, aber wir sind hier…«
»Vierzehn Meilen weit habe ich dich getragen, Herr!«, rief Jackrum, und Schweiß strömte ihm übers Gesicht. »Hab dir den Pfeil aus dem Bein gezogen, Herr. Hab den verdammten Hauptmann aufgeschnitten, der dir die Axt ins Gesicht gestoßen hat, Herr, und es freut mich zu sehen, dass alles gut verheilt ist. Hab den armen Wächter getötet, nur um dir seine Wasserflasche bringen zu können, Herr. Hab für dich in sein sterbendes Gesicht gesehen. Hab nie irgendeine Gegenleistung verlangt, Herr. Das stimmt doch, Herr, oder?«
Schnitz rieb sich das Kinn und lächelte. »Wenn ich mich recht entsinne, gab es da eine Sache, die die Änderung einiger kleiner Details betraf, Datumsangaben und so…«, murmelte er.
»Komm mir nicht mit dem verdammten Unsinn, Herr, mit Verlaub. Das war nicht für mich, sondern fürs Militär. Für die Herzogin, Herr. Und, ja, ich sehe noch einige andere Herren an den Tischen, die Grund hatten, mir den gleichen kleinen Gefallen zu tun. Für die Herzogin, Herr. Und wenn ihr mir nur ein Schwert lassen würdet… Ich wäre bereit, gegen jeden Mann in eurem Heer anzutreten, mag er auch noch so jung und voller Schneid sein!«
Mit einer fließenden Bewegung zog er ein Entermesser hinter dem Gürtel hervor und stieß es auf die Unterlagen in Schnitz’ Händen. Die Klinge bohrte sich ins Holz des Tisches und blieb dort stecken.
Schnitz zuckte nicht zusammen. Stattdessen sah er auf und sagte ruhig: »Obwohl du ein Held bist, Feldwebel – ich fürchte, du bist
zu
weit gegangen.«
»Habe ich nicht die ganzen vierzehn Meilen zurückgelegt, Herr?«, fragte Jackrum.
Für einen Moment war nur das dumpfe Brummen des vibrierenden Entermessers zu hören. Dann ließ Schnitz den angehaltenen Atem entweichen. »Na schön. Wie lautet dein Anliegen, Feldwebel?«
»Wie ich sehe, stehen meine kleinen Jungs vor dir, Herr! Wie ich hörte, sind sie in
Schwierigkeiten,
Herr!«
»Die
Mädchen
, Jackrum, werden an einem sicheren Ort untergebracht. Hier haben sie nichts verloren. Und das ist mein Befehl, Feldwebel.«
»Als sie unterschrieben, habe ich ihnen gesagt: Wenn euch jemand fortzerren will, muss er mich mitzerren, Herr!«
Schnitz nickte. »Sehr loyal von dir, Feldwebel, und sehr typisch für dich. Trotzdem…«
»Und ich habe wichtige Informationen für die hiesigen Beratungen, Herr! Es gibt da etwas, das ich euch sagen muss, Herr!«
»Dann heraus damit, Mann!«, sagte Schnitz. »Vergeude nicht noch mehr Z…«
»Einige der Herren müssen dazu den Raum verlassen, Herr«, sagte Jackrum verzweifelt. Er stand noch immer stramm, die Hand nach wie vor zum militärischen Gruß erhoben.
»Jetzt verlangst du zu viel, Jackrum«, sagte Schnitz. »Dies sind loyale Offiziere Ihrer Hoheit!«
»Zweifellos, Herr! Ich halte nichts von Tratsch und dergleichen, das kann ich beschwören, Herr, aber was ich zu sagen habe, Herr, erfahren entweder die von mir ausgewählten Personen oder aber die ganze Welt. Es gibt Möglichkeiten, das zu erreichen, Herr, scheußliche, neumodische Möglichkeiten. Die Wahl liegt bei dir, Herr!«
Schnitz’ Gesicht verfärbte sich. Abrupt stand er auf. »Drohst du allen Ernstes damit…«
»Dies ist mein letzter verzweifelter Kampf, Herr!«, sagte Jackrum und salutierte erneut. »Ich bin zu allem bereit, Herr!«
Die Blicke der Offiziere ruhten auf Schnitz. Er entspannte sich. »Na schön. Es kann sicher nicht schaden, dir zuzuhören, Feldwebel. Der Himmel weiß, dass du es verdient hast, angehört zu werden. Aber fasse dich kurz.«
»Danke, Herr.«
»Wenn du so etwas noch einmal versuchst, wird das größte Disziplinarverfahren gegen dich eingeleitet, das jemals stattgefunden hat.«
»Keine Sorge, Herr. Bin immer sehr diszipliniert gewesen, Herr. Mit deiner Erlaubnis deute ich jetzt auf bestimmte Personen…«
Er meinte etwa die Hälfte der anwesenden Offiziere. Die Betreffenden standen mehr oder weniger protestierend auf, aber sie
standen
auf, unter Schnitz’ saphirblauem Blick, und verließen den Saal.
»Ich protestiere, General«, sagte ein Oberst, der sich zum Gehen wandte. »Wir werden wie ungezogene Kinder hinausgeschickt, während diese… Frauen…«
»Ja, ja, Rodney, und wenn unser Freund, der Feldwebel,
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