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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wie lange du Hauptmann warst, und du hast gesagt…«
    »Seit drei Tagen«, hauchte Schnitz mit geschlossenen Augen.
    »Und wir aßen Weinbrandkugeln und tranken einen Cocktail, der, wenn ich mich entsinne…«
    »Engelstränen«, sagte Schnitz. »So hieß er. Ich habe die Speisekarte behalten, Euer Hoheit. Und auch die Tanzkarte.«
    »Ja«, bestätigte die Herzogin. »Das hast du. Und als dich der alte General Skaffer wegführte, sagte er: ›Das war etwas, wovon du deinen Enkeln berichten kannst, mein Junge.‹ Aber du hast dich… so sehr dem Dienst gewidmet, dass du nie Kinder bekommen hast… mein Junge…«
    …
mein Junge… mein Junge…
    »Ich sehe Helden«, fuhr die Herzogin fort, blickte über die Tische und musterte die anderen Offiziere. »Ihr alle habt… viel aufgegeben. Aber ich verlange mehr. Viel mehr. Gibt es jemanden unter euch, der nicht um meines Andenkens willen sein Leben im Kampf ließe?« Reißers Blick glitt über die Gesichter. »Nein, ihr alle wärt dazu bereit. Und jetzt verlange ich etwas, das die Unwissenden vielleicht für leicht halten. Sterbt nicht im Kampf für mich. Rache ist keine Wiedergutmachung eines Unrechts. Rache ist ein Rad, und es dreht sich rückwärts. Die Toten sind nicht eure Gebieter.«
    »Was verlangst du von mir, Euer Hoheit?«, brachte Schnitz hervor.
    »Ruf die anderen Offiziere. Vereinbare einen Waffenstillstand. Dieser Körper, dieses arme Kind, wird euch führen. Ich bin schwach, aber kleine Dinge kann ich noch bewegen. Gedanken vielleicht. Ich werde ihr etwas… überlassen, ein Licht im Auge, einen Ton in der Stimme. Folgt ihr. Setzt das Heer in Bewegung.«
    »Gewiss! Aber wie…«
    »Setzt das Heer in Bewegung und zieht nach Borograwien! Im Namen der Vernunft, kehrt heim. Der Winter kommt, das Vieh wird nicht gefüttert, Alte erfrieren, Frauen trauern, das Land liegt brach. Kämpft gegen Nuggan, denn er ist jetzt nichts, nur das giftige Echo all eurer Ignoranz, Kleinlichkeit und boshaften Dummheit. Sucht euch einen würdigeren Gott. Und lasst… mich… gehen! All die an mich gerichteten Gebete und das Flehen! Zu viele gefaltete Hände, die mit Entschlossenheit und Mühe mehr erreichen könnten! Und was war ich? Nur eine ziemlich dumme Frau zu meinen Lebzeiten. Aber ihr habt geglaubt, dass ich über euch wache und eure Gebete erhöre, und so… blieb mir keine Wahl, ich musste euch zuhören, in dem Wissen, nicht helfen zu können… Wenn die Leute doch nicht so achtlos wären mit den Dingen, an die sie glauben. Geht. Zieht zu dem einen Ort, den ihr nie erobert habt. Und diese Frauen werden euch helfen. Seid stolz auf sie. Und damit ihr meine Worte nicht falsch auslegt, damit ihr nicht zweifelt… Bevor ich gehe, möchte ich euch dieses Geschenk geben, damit ihr euch erinnert. Einen Kuss.«
    …
einen Kuss…
    …einen Kuss… einen Kuss… geben… einen Kuss…
    …erinnert…
    Wie eine Frau, wie ein Mann, hoben die Personen im Saal zögernd die Hand zur linken Wange. Und Reißer brach so sanft wie ein Seufzen zusammen.
    Schnitz sprach als Erster. »Dies ist… Ich glaube, wir…« Sie schwieg wieder.
    Jackrum stand auf, griff nach seinem Tschako, klopfte den Staub davon ab, setzte ihn auf den Kopf und salutierte. »Bitte um Sprecherlaubnis, Herr.«
    »Ach, um Himmels willen, Jackrum!«, erwiderte Schnitz geistesabwesend. »Unter diesen Umständen? Ja…«
    »Wie lauten deine Befehle, Herr?«
    »Befehle?« Schnitz blinzelte und sah sich um. »Befehle… ja. Nun, ich
bin
der Kommandeur, und ja… ich
kann
um einen Waffenstillstand bitten, Feldwebel…«
    »Hauptfeldwebel, Herr«, sagte Jackrum. »In Ordnung, Herr. Ich schicke einen Melder zu den Verbündeten.«
    »Ich glaube… eine weiße Fahne…«
    »Ist schon so gut wie erledigt, Herr, überlass es mir, Herr«, sagte Jackrum und war die personifizierte Tüchtigkeit.
    »Ja, natürlich… äh, bevor wir weitermachen… meine Damen und Herren, ich… äh… einige der Dinge, die hier zur Sprache gekommen sind… die Vorstellung von Frauen, die als… Frauen beim Militär sind…« Sie hob erneut die Hand zur Wange und schien noch immer zu staunen. »Sie sind willkommen. Ich… begrüße sie. Aber für jene von uns, die schon vorher gekommen sind… ist die Zeit vielleicht noch nicht gekommen. Versteht ihr?«
    »Was?«, fragte Polly.
    »Meine Lippen sind versiegelt, Herr!«, sagte Jackrum. »Überlass alles mir, Herr! Hauptmann Bluses Truppe, stillgestanden! Ihr werdet Uniformen bekommen! Ihr könnt nicht

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