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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Diener, der sich um den Offizier kümmert. Er holt ihm die Mahlzeiten und sorgt dafür, dass er angemessen gekleidet ist, solche Dinge. Damit er sich ganz seinen Pflichten widmen kann.«
    Igor trat vor. »Igorf find daran gewöhnt zu dienen, Feldwebel«, sagte er.
    Der Leutnant nutzte die erstaunlichen Kräfte von Taubheit und eingeschränkter Sicht, die manchmal selbst dem nervösesten Offizier zur Verfügung stehen, und damit gelang es ihm, Igor nicht zu bemerken. Sein Blick blieb auf Polly gerichtet.
    »Was ist mit dir, Soldat?«, fragte er.
    »Soldat Perks hat in einem Wirtshaus gearbeitet, Herr«, sagte der Feldwebel.
    »Großartig. Melde dich um sechs in meinem Quartier, Soldat Perks. Weitermachen, Feldwebel.«
    Als das dürre Pferd fortwankte, wandte sich Feldwebel Jackrum der Gruppe zu, aber diesmal schien ihm der Schwung zu fehlen. Er bewegte sich marionettenhaft, war mit den Gedanken woanders. »Steht nicht einfach so da und versucht, hübsch zu sein! Dort drin warten Uniformen und Waffen auf euch! Holt eure Ausrüstung! Macht euch etwas zu essen, wenn ihr Hunger habt! Im Schnellschritt, Maaaarsch!«
    Die Rekruten sausten zur Kaserne, allein von Lautstärke angetrieben. Polly aber zögerte. Korporal Strappi hatte sich seit dem abrupten Ende seines Kicherns nicht von der Stelle gerührt und blickte zu Boden.
    »Ist alles in Ordnung, Korporal?«, fragte Polly.
    »Fort mit dir, Pimmel«, sagte Strappi mit leiser Stimme, die viel schlimmer war als sein normales gereiztes Gebrüll. »Lass mich in Ruhe.«
    Polly zuckte mit den Schultern und folgte den anderen. Aber sie hatte die dampfende Feuchtigkeit an den Füßen des Korporals bemerkt.
     
    Chaos herrschte im Innern des Gebäudes. Die Kaserne war einfach nur ein großer Raum, der als Speisesaal, Gesellschaftsraum und Küche diente. Die Schlafräume lagen weiter hinten. Verfall erwartete Polly. Das Dach war undicht, die Scheiben der hohen Fenster zerbrochen. Vom Wind hereingewehte Blätter lagen auf dem Boden und leisteten dort Rattenkot Gesellschaft. Vorposten und Wächter gab es nicht. Ein großer Topf stand auf dem rußigen Herd; sein Zischen und das Brodeln in ihm waren das einzig Lebendige an diesem Ort. Ein Teil des Raums schien einmal als eine Art Quartiermeisterlager eingerichtet worden zu sein, aber die meisten Regale waren leer. Polly hatte mit einer Warteschlange gerechnet, mit Ordnung, vielleicht auch mit jemandem, der kleine Kleidungsstapel verteilte.
    Stattdessen sah sie eine Wühlecke mit Dingen, die alt und abgenutzt zu sein schienen – niemand konnte sich wünschen, so etwas zu besitzen. Die übrigen Rekruten kramten bereits in etwas, das man hätte »Waren« nennen können, wenn es möglich gewesen wäre, Käufer dafür zu finden.
    »
Was ist das? Eine Größe, passt niemandem?
«
    »
An dieser Jacke klebt Blut!
Blut!«
    »
Daf ift einer der hartnäckigften Flecken, man kriegt fie nur schwer rauf…
«
    »
Wo sind die Rüstungen?
«
    »
O nein! Hier ist ein Loch von einem Pfeil drin!
«
    »
Was dies sein? Nichts passt Troll!
«
    Ein kleiner, ledriger Mann stand hinter dem Tisch und duckte sich unter Maladikts grimmigem Blick. Er trug eine schlecht sitzende rote Uniformjacke mit fleckigen, verblassten Korporalsstreifen am Ärmel. Medaillen bedeckten die linke Brusthälfte.
    Eine Hand endete in einem Haken. Ein Auge war hinter einer Klappe verborgen.
    »Wir sollen Pikeniere sein, hat der Leutnant gesagt!«, zischte der Vampir. »Das bedeutet ein Schwert und eine Pike für jeden, richtig? Und einen Schild für den Fall, dass es Pfeile regnet, richtig? Und einen schweren Helm, richtig?«
    »Falsch! Du kannst mich nicht so anschreien!«, erwiderte der Mann. »Siehst du diese Medaillen? Ich bin…«
    Eine Hand kam von oben herab und hob ihn über den Tisch. Karborund hielt sich den Mann dicht vor die Augen und nickte.
    »Ja, ich sie sehen«, grollte er. »Und…?«
    Die Rekruten waren still geworden.
    »Setz ihn ab, Karborund«, sagte Polly. »Vorsichtig.«
    »Warum?«
    »Er hat keine Beine.«
    Der Troll sah genauer hin. Und dann, mit übertriebener Vorsicht, ließ er den alten Soldaten sinken. Es klackte zweimal, als Holzbeine den Boden berührten.
    »Mir Leid tut«, knirschte Karborund.
    Der kleine Mann lehnte sich an den Tisch und griff nach Krücken.
    »Na schön«, sagte er schroff. »Ist ja nichts passiert. Aber passt demnächst besser auf!«
    »Dies ist doch lächerlich!« Maladikt wandte sich an Polly und zeigte zu dem Haufen aus Lumpen und

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