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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verbeultem Metall. »Mit dem Zeug könnte man nicht einmal drei Männer ausrüsten. Es gibt nicht ein einziges anständiges Paar Stiefel!«
    Polly blickte über den Tisch. »Wir sollen gut ausgerüstet werden«, sagte sie zu dem einäugigen Mann. »Wir sollen das beste Militär der ganzen Welt sein. Das hat man uns gesagt. Und gewinnen wir nicht?«
    Der Mann musterte sie. In ihrem Innern starrte Polly sich selbst an. Es erstaunte sie, dass sie solche Worte ausgesprochen hatte.
    »Das sagen die Leute«, entgegnete der Einäugige auf eine unverbindliche, sanfte Art.
    »Und w-was sagst
du
?«, fragte Reißer. Er hatte ein Schwert genommen. Es war fleckig und schartig.
    Der Korporal blickte zu Karborund auf und sah dann Maladikt an.
    »Ich bin nicht d-dumm!«, fuhr Reißer fort. Er war rot angelaufen und zitterte. »Dieser ganze Kram stammt von T-toten!«
    »Nun, es ist eine Schande, gute Stiefel zu vergeuden…«, begann der Mann.
    »Wir sind die L-letzten, nicht wahr?«, fragte Reißer. »Die letzten Rekruten!«
    Der holzbeinige Korporal spähte zur fernen Tür und sah keine Ablösung in seine Richtung kommen.
    »Wir müssen hier übernachten«, sagte Maladikt. »Wir verbringen die
Nacht
hier!«, betonte er, was den alten Korporal auf seinen Krücken schwanken ließ. »Und wer weiß, welches Unheil durch die Schatten huscht, den Tod auf lautlosen Schwingen bringt, auf der Suche nach einem hilflosen Opfer, das…«
    »Ja, schon gut, ich habe dein Band
gesehen
«, sagte der Korporal.
    »Wenn ihr fort seid, mache ich hier den Laden dicht. Ich verwalte nur das Lager, mehr nicht. Das ist alles, wirklich! Ich bekomme ein Zehntel Sold, wegen der Beine, und ich möchte keinen Ärger!«
    »Und du hast nur das hier?«, fragte Maladikt. »Hast du nichts… beiseite gelegt…?«
    »Willst du damit andeuten, dass ich unehrlich bin?«, erwiderte der Korporal hitzig.
    »Sagen wir, ich räume die Möglichkeit ein, dass du nicht ganz ehrlich bist«, sagte der Vampir. »Komm schon, Korporal, du hast gesagt, dass wir die Letzten sind. Welchen Sinn hat es da noch, etwas aufzusparen? Was hast du?«
    Der Korporal seufzte, stakste mit seinen Krücken erstaunlich schnell zu einer Tür und schloss sie auf. »Seht es euch an«, sagte er. »Aber das Zeug taugt ebenfalls nichts…«
    Es war noch schlimmer. Sie fanden einige weitere Brustharnische, aber einer hatte einen langen Riss in der Mitte, und ein anderer war eine einzige große Beule. Hinzu kamen ein zerbrochener Schild, krumme Schwerter, zerschmetterte Helme, aufgerissene Tschakos und zerfetzte Hemden.
    »Ich habe getan, was ich konnte«, seufzte der Korporal. »Ich habe Metall glatt geklopft und die Kleidung gewaschen, aber es ist Wochen her, seit ich Kohle für die Schmiede hatte, und ohne die Schmiede kann man mit den Schwertern nichts anfangen. Neue Waffen habe ich zum letzten Mal vor Monaten bekommen, und eins sage ich euch: Seit die Zwerge auf und davon sind, taugt der Stahl ohnehin nichts mehr.« Er rieb sich die Nase. »Ihr haltet Quartiermeister für einen Haufen Diebe, und ich gebe zu, dass wir oben das eine oder andere abschöpfen, wenn alles gut läuft, aber dieser Kram? Damit kann man beim besten Willen nichts verdienen.« Er schniefte. »Hab seit drei Monaten keinen Sold erhalten. Ich schätze, ein Zehntel von nichts ist immer noch besser als überhaupt nichts, aber ich bin in Philosophie nie so gut gewesen.«
    Dann erhellte sich seine Miene. »Zum Glück gibt’s genug zu essen. Wenn man Pferdefleisch mag. Mir persönlich sind Ratten lieber, aber das ist reine Geschmackssache.«
    »Ich kriege kein Pferdefleisch runter!«, sagte Knaller.
    »Ah, du bist wie ich ein Rattenmann, was?«, fragte der Korporal und führte die Rekruten in den großen Raum zurück.
    »Nein!«
    »Du wirst bald lernen, einer zu sein. Ihr
alle
werdet es lernen«, sagte der kleine Ein-Zehntel-Korporal mit einem hässlichen Grinsen. »Habt ihr jemals Skubbo gegessen? Nein? Es gibt nichts Besseres als einen Teller Skubbo, wenn man Hunger hat. Man kann
alles
hineintun. Schwein, Rind, Hammel, Kaninchen, Huhn, Ente… alles. Auch Rattenfleisch. Skubbo ist die richtige Nahrung für einen marschierenden Mann. Hab was in dem Topf dort drüben auf dem Herd. Könnt was davon haben, wenn ihr wollt.«
    Die Stimmung der Rekruten verbesserte sich.
    »Klingt gut«, meinte Igor. »Waf ift im Topf?«
    »Kochendes Wasser«, sagte der Korporal. »Man nennt so was ›blinden Skubbo‹. Aber gleich wird auch ein altes Pferd

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