Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
»Sie haben nicht einmal das gesagt. Sie sagten: ›Ihr armen Schweine. Ihr würdet weglaufen, wenn ihr auch nur einen Funken Verstand hättet.‹«
    »Danke für den Hinweis«, ließ sich Maladikt vernehmen.
    »Wir scheinen allen Leid zu tun«, sagte Polly.
    »Daf gilt auch für mich, und ich gehöre fu unf«, meinte Igor. »Einige der Männer…«
    »Schon gut, hört auf zu quatschen und zu gaffen!«, rief Strappi und näherte sich.
    »Korporal?«, sagte der Feldwebel leise und kletterte auf den Karren. Strappi zögerte und fügte dann mit einer vor Sirup und Sarkasmus triefenden Stimme fort: »Ent
schuldigung
. Der Feldwebel und ich würden uns sehr freuen, wenn ihr braven Helden die Güte hättet, uns bei einem kleinen Marsch Gesellschaft zu leisten. Na wunderbar! Und später gibt’s feine Sachen. Zeigt euer Bestes, werte Damen!«
    Polly hörte, wie Toller nach Luft schnappte. Strappi drehte sich um, und in seinen Augen funkelte unheilvolle Vorfreude. »Ach, jemandem gefällt es nicht,
Dame
genannt zu werden, wie?«, sagte er. »Meine Güte, Soldat Halter, du musst noch eine Menge lernen. Du bist eine verweichlichte kleine
Dame
, bis wir einen Mann aus dir gemacht haben, klar? Und mir graust bei dem Gedanken, wie lange das dauern kann. Bewegung!«
    Ich weiß, wie lange es dauert, dachte Polly, als sie wieder losgingen. Es dauert etwa zehn Sekunden, und man braucht ein Paar Socken. Eine Socke genügt für einen Strappi.
     
    Plotz war wie Plün, nur noch schlimmer, weil größer. Es begann erneut zu regnen, als sie den gepflasterten Platz erreichten. Der Ort sah aus, als würde es hier immer regnen. Die Gebäude waren grau und im Bereich des Erdgeschosses mit Schlamm bespritzt. Regenwasser strömte aus überfüllten Dachrinnen auf das Kopfsteinpflaster und die Rekruten. Weit und breit war niemand zu sehen. Polly sah offene Türen, die im Wind hin und her schwangen, bemerkte die Abfälle auf den Straßen und dachte an die Flüchtlinge, denen sie unterwegs begegnet waren. Hier gab es niemanden mehr.
    Jackrum kletterte vom Karren, als Strappi die Rekruten anschrie und zum Antreten aufforderte. Daraufhin übernahm der Feldwebel, und Strappi musste sich mit der Rolle des Beobachters begnügen.
    »Dies ist das wundervolle Plotz!«, sagte Jackrum. »Seht euch gut um, damit ihr keinen Schock erleidet, wenn ihr sterbt und in die Hölle kommt! Ihr werdet dort drüben in der Kaserne untergebracht, einem Gebäude des Militärs!« Er deutete auf ein altes, halb verfallenes Steinhaus, das ebenso militärisch wirkte wie ein Schuppen. »Dort bekommt ihr eure Ausrüstung. Morgen erwartet euch ein hübscher langer Marsch nach Crotz, wo ihr als Jungen eintreffen und als Männer gehen werdet
habe ich gerade etwas Komisches gesagt, Perks
? Nein, ganz meine Meinung! Achtung! Das bedeutet, ihr sollt strammstehen!«
    »Damit ist
stramm
gemeint!«, kreischte Strappi.
    Ein junger Mann ritt über den Platz, auf einem müden, dürren braunen Pferd, das gut zu ihm passte, weil er ebenfalls müde und dürr war. Seine hagere Statur wurde betont von Kleidung, die zwei Nummern zu groß war, das galt auch für den Helm. Bestimmt hat er etwas hineingestopft, dachte Polly, sonst wäre ihm der Helm schon bei einem kurzen Husten über die Augen gerutscht.
    Feldwebel Jackrum salutierte, als sich der Offizier näherte. »Jackrum, Herr. Du bist vermutlich Leutnant Bluse, Herr?«
    »Ja, Feldwebel.«
    »Dies sind die Rekruten von stromaufwärts, Herr. Ausgezeichnete Männer, Herr.«
    Der Reiter sah auf die Gruppe hinab. Er beugte sich über den Hals des Pferds vor, wodurch Regenwasser von seinem Helm strömte.
    »Sind das
alle,
Feldwebel?«
    »Jaherr.«
    »Und ist das nicht ein Troll?«
    »Jaherr. Gut beobachtet, Herr.«
    »Und der mit den Nähten am Kopf?«
    »Ein Igor, Herr. Ein besonderer Clan aus den Bergen, Herr.«
    »Kämpfen die Igors?«
    »Sie können jemanden sehr schnell auseinander nehmen, soweit ich weiß, Herr«, sagte Jackrum, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
    Der junge Leutnant seufzte. »Ich bin sicher, es sind alles gute Burschen«, sagte er. »Nun, äh, Männer, ich…«
    »Nehmt Haltung an und hört, was euch der Leutnant zu sagen hat!«, brüllte Strappi.
    Der Leutnant schauderte. »… danke, Korporal«, sagte er. »Ich habe gute Neuigkeiten, Männer«, fügte er hinzu, und sein Tonfall verriet, dass die Neuigkeiten gar nicht so gut waren. »Ihr habt vermutlich mit ein oder zwei Wochen im Ausbildungslager von Crotz

Weitere Kostenlose Bücher