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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gerechnet. Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass der… der Krieg, äh, sehr
gut
verläuft, weshalb ihr sofort zur Front dürft.«
    Polly hörte, wie ein oder zwei Rekruten nach Luft schnappten. Strappi kicherte leise.
    »Ihr
alle
kommt zur Front«, sagte der Leutnant. »Das gilt auch für dich, Korporal. Endlich kannst du in den Kampf ziehen!«
    Das Kichern verstummte. »Wie bitte, Herr?«, fragte Strappi. »Zur Front? Aber du weißt doch, dass ich… Ich meine, du kennst doch die besonderen Pflichten…«
    »Der Befehl betrifft alle wehrfähigen Männer, Korporal«, sagte Bluse. »Ich schätze, nach all den Jahren kannst du es gar nicht abwarten, das Schlachtfeld zu betreten, ein junger Mann wie du.«
    Strappi schwieg.
    »Für
dich
habe ich hier etwas, Feldwebel Jackrum«, sagte der Leutnant und suchte unter seinem nassen Mantel. »Ein Päckchen, das sehr willkommen sein dürfte.«
    Jackrum nahm es vorsichtig entgegen. »Danke, Herr. Ich öffne es später…«
    »Nein, Feldwebel«, widersprach Bluse. »Deine letzten Rekruten sollten dies sehen, denn immerhin bist du sowohl Soldat als auch der ›Vater von Soldaten‹! Es ist nur recht und billig, dass sie sehen, wie ein guter Soldat seine Belohnung erhält:
die ehrenvolle Entlassung, Feldwebel
!« Der Leutnant sprach die letzten Worte aus, als trügen sie Sahne und eine kleine Kirsche ganz oben.
    Abgesehen vom Regen kamen die einzigen Geräusche von Jackrums dicken Fingern, die das Päckchen langsam öffneten.
    »Oh«, sagte er wie jemand, der einen Schock erlitten hatte.
    »Gut. Ein Bild der Herzogin. Damit habe ich jetzt
achtzehn
. Und, meine Güte, ein Blatt Papier, auf dem steht, dass es eine Medaille ist, uns scheint also auch das Schmelzglas ausgegangen zu sein. Oh, und meine Entlassung mit der gedruckten eigenen Unterschrift der Herzogin!« Er drehte das Päckchen und schüttelte es. »Leider fehlt der noch ausstehende Sold für die letzten drei Monate.«
    »Drei laute Hurras für Feldwebel Jackrum!«, sagte der Leutnant in Wind und Regen. »Hipp, hipp…«
    »Aber ich dachte, es wird jeder Mann gebraucht, Herr!«, sagte Jackrum.
    »Nach all den Zetteln zu urteilen, die man auf das Päckchen geklebt hat, scheint es dir jahrelang gefolgt zu sein, Feldwebel«, sagte Bluse. »Du kennst das Militär. Dies ist deine offizielle Entlassung, tut mir Leid. Ich kann sie nicht rückgängig machen. Bedaure sehr.«
    »Aber…«, begann Jackrum.
    »Das Dokument trägt die Unterschrift der Herzogin, Feldwebel. Willst du trotzdem widersprechen? Ich habe gesagt, dass es mir Leid tut. Und außerdem… Es gibt für dich nichts mehr zu tun. Wir schicken keine Rekrutierungsgruppen mehr aus.«
    »Was? Aber wir brauchen immer Männer, Herr!«, protestierte Jackrum. »Und mit mir ist wieder alles in Ordnung, ich habe die Ausdauer eines Pferds…«
    »Du bist der einzige Mann, der mit Rekruten zurückgekehrt ist, Feldwebel. So stehen die Dinge.«
    Der Feldwebel zögerte kurz und salutierte dann. »Jaherr! In Ordnung, Herr! Ich kümmere mich um die Unterbringung der neuen Jungs, Herr! War mir ein Vergnügen, gedient zu haben, Herr!«
    »Darf ich etwas fragen?«, erklang Maladikts Stimme.
    »Du sprichst einen Offizier nicht direkt an, Soldat«, zischte Jackrum.
    »Nein, lass den Mann sprechen, Feldwebel«, sagte der Leutnant. »Schließlich sind dies… ungewöhnliche Zeiten. Ja, guter Mann?«
    »Hast du eben gesagt, dass wir ohne Ausbildung in den Kampf ziehen sollen, Herr? Habe ich das richtig verstanden?«
    »Nun, die meisten von euch werden wahrscheinlich Pikeniere, haha«, erwiderte der Leutnant nervös. »Da braucht man kaum eine Ausbildung. Man muss nur wissen, wo das spitze Ende ist, haha.« Er sah aus, als wollte er sterben.
    »Pikeniere?«, wiederholte Maladikt verwirrt.
    »Du hast den Leutnant gehört, Soldat Maladikt«, schnappte der Feldwebel.
    »Ja, Herr. Danke, Herr«, sagte Maladikt und trat ins Glied zurück.
    »Sonst noch Fragen?«, fragte Bluse und blickte über die Reihe der Angetretenen. »Prächtig. Wir brechen mit dem letzten Boot auf, um Mitternacht. Weitermachen, Feldwebel… vorerst. Da war doch noch etwas… Ach, ja, ich brauche einen Offiziersburschen.«
    »Freiwillige für die Aufgabe des Burschen vortreten!«, rief der Feldwebel.
    Niemand rührte sich.
    Polly hob langsam die Hand. »Was sind die Aufgaben eines Offiziersburschen, Herr?«
    Der Feldwebel lächelte freudlos. »Gute Frage«, sagte er. »Ein Offiziersbursche ist wie ein persönlicher

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