Weibliche Lust ohne Tabus

alles andere können ruhig auch mal andere herhalten. Warum sonst würden wir Frauen denn sonst von unserem sprichwörtlichen Talent zum Multitasking profitieren?
    Zum Glück gibt es ja Männer für alle Lebenslagen: Den Frauenversteher, bei dem wir uns auch nachts um zwei noch ausweinen können. Den Entertainer, der mit uns feiern und tanzen geht. Den Pragmatiker, der uns aus unserem Verwaltungsschlamassel heraushilft. Den Kumpel, der mit den Kindern zum Wake-Boarden fährt. Den repräsentativen »Walker«, der uns zu Vernissagen, Diners und anderen Ereignissen begleitet. Den passionierten Heimwerker, der mit uns zum Baumarkt fährt, um die Kellerregale endlich dingfest zu machen. Oder den Ex, der uns im Gedenken an gute alte Zeiten ab und zu mal unverbindlich vögelt, ohne dass das komplizierte emotionale Verwicklungen nach sich ziehen würde. Mit dieser Form von Männer-Multitasking können wir Frauen im Alltag in der Regel ganz gut über die Runden kommen. Aber: Die Erfüllung unserer Träume ist das oft auch nicht unbedingt.
    Und schon sind wir wieder bei den »Erwartungen«. Denn Frauen können naturgemäß nicht zwischen der Erfüllung sexueller Bedürfnisse und dem Wunsch nach zärtlicher Zweisamkeit trennen. Auch das ist nämlich schon in unseren Chromosomen verankert (siehe Kapitel 1). Die Crux ist: Wir wünschen uns einen, der auf unsere seelischen Dilemmata eingeht, uns zum Trost ein Risotto zusammenrührt und uns abends in den Schlaf massiert. Trotzdem sollte er beruflich erfolgreich sein, gut aussehen, gesellschaftlich souverän auftreten und uns regelmäßig himmlischen Sex bescheren. Kein Wunder, wenn da so mancher Mann an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt. Dabei muss es uns gar nicht um die Liebe unseres Lebens gehen. Aber egal ob One-Night-Stand oder belanglose Affäre: Abgesehen von der sexuellen Erfüllung wünschen wir uns insgeheim nämlich trotzdem, dass dieser Mann uns »verfallen« ist, uns seine bedingungslose Liebe gesteht und sich wünscht, mit uns zu leben. Auch wenn wir das im Anschluss natürlich hoheitsvoll ablehnen würden ….
    »Frauen können vielleicht einen Orgasmus vortäuschen. Aber Männer täuschen ganze Beziehungen vor«, hat Hollywood-Star Sharon Stone einmal ziemlich vorwurfsvoll gesagt. Aber tun sie damit nicht eigentlich genau das, was wir von ihnen erwarten? Sobald wir uns – egal ob als Mann oder als Frau – die Frage stellen »Wie soll ich sein?«, ist irgendetwas schiefgelaufen. Was schert uns das Morgen, wenn wir mit jemandem zusammen sind, den wir begehren? Fragen Sie also nach dem Sex bitte nicht: »Wie würdest du denn unsere Kinder nennen? Ich fände ja Adrian schön. Oder Frieda, wenn’s ein Mädchen wird.« Lassen Sie bitte auch gemeinsame Urlaubsplanungen außen vor und Bemerkungen wie: »Fein, dass meine Eltern gerade in der Stadt sind. Dann könnt ihr euch morgen gleich mal kennenlernen!« Vermeiden Sie auch Fragen wie: »Wann ziehst du denn bei mir ein?« oder »Wie stellst du dir das eigentlich mit uns so vor?« Mal ehrlich: Welcher Mann könnte das nach einem ebenso ekstatischen wie buchstäblich »erschöpfenden« Orgasmus wahrheitsgemäß beantworten? Keiner.

» FRAUEN KÖNNEN VIELLEICHT EINEN ORGASMUS VORTÄUSCHEN.
ABER MÄNNER TÄUSCHEN
GANZE BEZIEHUNGEN VOR. «
    SHARON STONE

Betätigen Sie sich doch zur Abwechslung auch mal als »Männerversteherin«. Denn Ansprüche, Beziehungsanalysen, Zukunftspläne und Erwartungshaltungen haben angesichts der gerade stattgefundenen Lusterfüllung überhaupt keinen Platz. »Jeder Augenblick wird verschüttet durch unsere Ansichten von Haben-Wollen oder Nicht-Haben-Wollen«, so eine alte Zen-Weisheit. Zen ist nämlich der Augenblick. Und nicht das Warten auf einen besseren. Und das gilt – auch wenn Sie keine Buddhistin sind – für das Leben im Allgemeinen und erfüllten Sex im Besonderen. Genießen Sie einfach das Zusammensein: Beim Kochen, Reden, Radfahren, Feiern, Küssen und im Bett. Alles andere ergibt sich daraus wie eine leckere Zabaione aus dem heißen Wasserbad …
    Lust ohne Umwege: Den Moment genießen
    »Sexy zu sein bedeutet, im Moment zu sein«, sagt Hollywood-Star Cameron Diaz. »Ob man nun eher zurückhaltend oder eher forsch ist: Dem anderen etwas vorzumachen, ist immer blöd und kommt nie so an, wie man es möchte.« Also handeln Sie intuitiv und authentisch. Denn Lust ist das unbändige, ganz spontane Verlangen nach Genuss – und sie überfällt uns immer ganz direkt, ohne