Weibliche Lust ohne Tabus
Geschlechtsverkehr gedrängt fühlen und mangels Erfahrung meinen, das jetzt mitmachen zu müssen, obwohl sie innerlich eher in Abwehrbereitschaft sind. All diesen Mädchen sei gesagt: Habt Mut, »nein« zu sagen. Spart euch auf für den richtigen Moment und den richtigen Kerl. Denn nur wer sich mit allen Fasern seines Körpers, seinem ganzen Herzen und seiner Seele Sex mit diesem und keinem anderen wünscht, kann höchsten Lustgewinn auf das Konto seiner erotischen Lebenserfahrungen verbuchen und im Laufe der Zeit auch mit anderen Partnern von den »Zinsen« profitieren. Jeder darf sagen: »Tut mir leid, aber ich habe einfach keine Lust!«
Leistungsdruck ist häufig auch der Grund für Lustverlust im Erwachsenenalter. Damit ist allerdings nicht der Leistungsdruck im Bett gemeint. Sogenannte sexuelle Appetenzstörungen – nicht umsonst von dem Wort »Appetit« abgeleitet – haben in den meisten Fällen psychische Ursachen und soziale Auslöser. Da geht der Druck häufig von einer seelischen und körperlichen Überforderung im Berufsleben und / oder dem Familienalltag aus. »Ich bin einfach immer zu müde für Sex«, klagt eine 35-jährige Steuerberaterin und Mutter von zwei Kindern. Sie und ihr Mann – ein Fernsehreporter mit wechselnden Dienstzeiten – fallen abends meist nur völlig ausgelaugt nebeneinander ins Bett, drehen sich den Rücken zu und schlafen ein. Manchmal berühren sie sich wochenlang nicht.
Mehr als 70 % aller Männer und Frauen gaben laut einer Umfrage des geva-Instituts schon 1995 Stress als Lustkiller Nummer eins an. In den 1970er-Jahren waren es nur etwa 10 %. Angesichts der ständig steigenden Anzahl von Burnouts seit der Jahrtausendwende kann man davon ausgehen, dass fast jeder von uns Phasen hat, in denen der enorme alltägliche Leistungsdruck uns den Appetit auf Sex gründlich verdirbt. Dafür muss man nicht unbedingt Karrierefrau oder Spitzenmanager sein. Der tägliche Kampf um die Existenz und die Bewältigung vielfältiger Anforderungen betäuben den Wunsch nach sinnlichem Erleben und sexueller Hingabe. Zeitmangel, Verpflichtungen, Haushalt, Beruf, Kinder, Termine, Papierkrieg und viele andere Faktoren versetzen unsere Nerven in ständige Alarmbereitschaft. Wir müssen »funktionieren«.
Evolutionsbiologen vergleichen das gerne mit dem Leben inder Wildnis: Stellen Sie sich ein Zebra vor, das von einem Löwen durch die Savanne gehetzt wird. Es würde doch jetzt keinen Gedanken an eine Paarung verschwenden, oder? In Stresssituationen läuft das sympathische Nervensystem auf Hochtouren: Alle Zeichen stehen auf Flucht- und Kampfbereitschaft, und es werden jede Menge Stresshormone ausgeschüttet. Um Lust auf Sex zu haben, muss aber das parasympathische Nervensystem zum Zuge kommen können, damit die Genitalien gut durchblutet werden, wir uns entspannt und sicher fühlen. Ansonsten geht Stress buchstäblich unter die Gürtellinie.
Also versuchen Sie gemeinsam, sich Stunden der Muße im Alltag zu reservieren. Üben Sie, wie Sie das Kopfkarussell am besten abschalten können, programmieren Sie das Handy auf »lautlos« und genießen Sie die gemeinsame Zeit mit dem Partner beim Kochen, Musikhören oder in der Badewanne ganz intensiv. Die Lust kommt dann oft von ganz alleine wieder, wie ein willkommener Gast. So wie man ohne kreative Pausen nicht erfolgreich arbeiten kann, kann man ohne sie nämlich auch nicht hingebungsvoll lieben. Nicht umsonst werden die meisten Kinder am Wochenende oder im Urlaub gezeugt.
Es soll ja – insbesondere in den USA – Sexberater und Stresstherapeuten geben, die überforderten Managern empfehlen, in ihrer elektronischen »To Do«-Liste neben Terminen mit dem Steuerberater, dem Aufsichtsrat, der Bank und für Geschäftsreisen und Messen auch feste Zeiten für Sex einzuplanen. Soll dann mitten in der Konferenz plötzlich am Smartphone ein Herzchen aufblinken, das uns daran erinnert, in genau zehn Minuten von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt sein zu müssen? So geht’s wirklich nicht. Die Sonne lässt sich ja schließlich auch nicht vorschreiben, wann sie zu scheinen hat.
Aber wenn der Appetit auf Sex länger fernbleibt und vielleicht sogar die Beziehung gefährdet, sollte man sich ernsthaft überlegen, seinen Alltag zu verändern, zum Beispiel sich die Arbeit mit einer kompetenten Kollegin teilen, sich eine Haushaltshilfe leisten oder einfach nur lernen, wie man sich (für den Anfang) mindestens eine Stunde lang die Zeit mit Meditation oder Müßiggang
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