Weibliche Lust ohne Tabus
den Eltern gegenüber zurückgesetzt fühlte. Manchmal hat es mit enttäuschenden Erlebnissen in früheren Partnerschaften zu tun, oft auch mit sexuellen Minderwertigkeitskomplexen oder dem Gefühl, nicht wirklich »liebenswürdig« zu sein. In diesen Fällen ist es wichtig, ein neues Selbstwertgefühl zu entwickeln, das uns von den Liebesbeweisen des anderen unabhängig macht: Neue Lebensinhalte aufbauen, ureigene Interessen verfolgen, Freunde gewinnen.
Eifersucht ist in der Beziehung von zwei Menschen die Variable zwischen Abhängigkeit und Macht, zwischen Zweifel und Gewissheit, zwischen Misstrauen und Vertrauen, zwischen Minderwertigkeitskomplexen und Eitelkeit. Eine Liebe ohne Eifersucht wäre in etwa dasselbe, als wollte man einen Brand bekämpfen, indem man den Feuermelder abschafft. Das jedenfalls sagt der amerikanische Psychologie-Professor David Buss.
Dass die 1968er-Bewegung die Eifersucht liquidieren wollte, indem sie für »Freie Liebe« und wechselnde Sexualpartner plädierte, um kapitalistische Besitzansprüche zu torpedieren, hat sich – bei allem Idealismus – nachhaltig nicht bewährt. Selbst die französische Nymphomanin Catherine Millet, die sich alle erdenklichen Freiheiten beim Sex mit vielen Männern herausnahm, bekannte in ihrem Buch Eifersucht , dass sie ihrem Mann, der sich daraufhin ebenso Freiheiten und Affären mit anderen Frauen nahm, diese nicht unbedingt gleichermaßen gönnte. Und auch Paare, die regelmäßig und gemeinsam Swingerclubs zum Partnertausch besuchen, wünschen sich in der Mehrzahl, beim Sex des Partners mit einer anderen Frau (oder umgekehrt) nicht zusehen zu müssen. In Internet-Foren zum Thema wird häufig dafür plädiert, dass außerehelichen Lustbarkeiten nur getrennt und in separaten Räumen nachgegangen werden sollte. Begründung: »Sonst dreht man ja durch dabei!« Loyalität ist vielleicht das Zauberwort bei Paaren, die Swingerclubs besuchen. Da verleiht die quasi selbst kreierte Eifersucht der Beziehung einen neuen Kick, aber die grundsätzliche Loyalität in der Partnerschaft wird davon in keinster Weise berührt.
Eifersucht ist auch immer ein gutes Stück Neugier. Und in ihrer harmlosesten Form muss man deshalb nicht einmal sexuell fremdgehen. Es kann auch ein aufreizendes Spiel nach dem Motto »Konkurrenz belebt das Geschäft« sein. Einen erotischen Kick bringen auch ganz einfache Dinge, wie Hollywood-Star Liza Minelli schon wusste: »Wenn ein Mann will, dass seine Frau zuhört, braucht er nur mit einer anderen Frau zu sprechen.« Und das gilt natürlich auch umgekehrt …! Beginnen Sie bei einem geselligen Anlass ein geistreiches, fesselndes Gespräch mit einem anderen interessanten Mann, und Sie werden sehen, dass Ihr Partner Sie auf Händen heimträgt und Sie anschließend nach allen Regeln der Kunst verwöhnt, selbst wenn er immer zu denjenigen gehörte, die von sich behaupten, nicht die Spur eifersüchtig zu sein …! Abschalten lässt sich die Eifersucht nämlich nicht. Man kann sich zwar verbieten, Eifersucht zu zeigen, aber nicht, sie zu empfinden.
Doch wenn die Eifersucht masochistische, übersteigerte Ausmaße annimmt, sollte man sich fragen, was mit der Beziehung zum Partner nicht stimmt oder was bei einem selbst nicht stimmt. Denn wenn Loyalität, Treue und Vertrauen ständig angezweifelt werden, wirkt Eifersucht auf die Liebe so zerstörerisch wie eine heimtückische Sepsis, die das Blut langsam vergiftet. Eine Versöhnung ist selten, eine Trennung wahrscheinlich.
Keine Lust? Kein Problem!
Zunächst einmal eines vorweg: Bei erfülltem Sex geht es ums »Wollen« und nicht ums »Müssen«. Es gibt viele Frauen (aber auch Männer), die ein schlechtes Gewissen haben, weil sie nicht so oft Lust auf Sex haben wie ihr Partner. Jeden Tag, zweimal pro Woche, monatlich oder nur ab und zu: Jedes Paar hat seinen eigenen Fahrplan der Lust. Nur wenn die Unterschiede allzu groß werden, fühlt sich der eine unter Druck gesetzt und der andere abgelehnt. Ein zeitweiliger Libidoverlust kommt in den besten Beziehungen vor. Wahrscheinlich ist davon jeder mal in der einen oder anderen Phase seines Lebens betroffen. Denn es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die uns den Appetit auf Sex verderben können. »Leistungsdruck« ist dabei der häufigste Lustkiller. Das beginnt bei Teenagern, die sich von testosterongesteuerten »Jungs« (die meist noch kaum über erotische Kompetenzen oder Erfahrungen verfügen) zum Petting, intimen Berührungen und
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