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Weichei: Roman (German Edition)

Weichei: Roman (German Edition)

Titel: Weichei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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schon sein?«
    »Bist du eingeschnappt?«
    »Quatsch.«
    »Du, das sind alles nur Bekannte, die ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe.«
    Jana hat recht. Ich sollte mich entspannen. Kann ich aber nicht. Und deswegen fauche ich sie formvollendet vor versammelter Mannschaft an.
    »Sag mal, vögelst du mit allen Bekannten, die du hier bei der Eintracht kennengelernt hast?«
    Sofort drehen sich einige Köpfe brüskiert zu uns herum. Mir ist das egal, mich kennt ja ohnehin keine Sau hier. Aber Jana …
    »Wie bitte?«
    »Na, dein Exlover. Der Fußballspieler. Charly hat mir alles erzählt.«
    »Charly? Welcher Charly?«
    »Ach, schon gut, vergiss es. Kein Problem. Jeder von uns kann tun und lassen, was er für richtig hält.« Selbstgefällig nippe ich an meinem Glas Bier, das plötzlich schal und abgestanden schmeckt. Dann stelle ich es zurück auf die Theke und füge noch einen Satz an, der Janas Augenbrauen zu zwei spitzen Pfeilen werden lässt. »Wir sind ja schließlich nicht zusammen.«
    »Richtig, hätte ich fast vergessen. Wir verstehen uns nur gut und vögeln miteinander. So, wie ich es ja mit allen mache. Das wolltest du doch sagen, nicht wahr?«
    »Sind deine Worte.«
    »Aber das meintest du.«
    »Ach, lassen wir das. Ist auch egal.«
    Ich bin gereizt und habe zu viel Bier intus. Und das bringt meistens zu viel Wahrheit ans Tageslicht. Und so führe ich meine Erläuterung weiter aus.
    »Morgen treffe ich mich sowieso mit Steffi. Sie hat angerufen und will sich mit mir treffen.«
    »Steffi? Deine Ex aus der Sushibar?«
    »Yep, genau die. Ich wusste, dass sie früher oder später wieder anrufen wird. Ich musste nur geduldig sein.«
    »Und mit geduldig sein, meinst du, bis dahin die Zeit mit mir zu überbrücken und sie durch mich eifersüchtig machen.«
    »He, wir haben doch nie von Beziehung gesprochen, richtig? Hast du doch selbst gesagt.« Ich nehme einen weiteren großen Schluck, bis ich den leeren Boden des Glases vor meinen Augen sehe. »Was willst du, Jana? Ist doch alles okay.«
    »Ja, das dachte ich auch. Bis vor zwei Minuten.«
    Bisher habe ich Jana noch nie sauer erlebt, aber ich glaube,
das ist erst die erste Brennstufe ihrer Streitrakete. Sie presst ihre Lippen so fest aufeinander, dass das Rot aus ihnen weicht. Dazu schiebt sich ihr Kinn leicht nach vorn, was ihre Lippen noch schmaler erscheinen lässt. Irgendwie schafft sie es, dabei trotzdem süß auszusehen. Vielleicht habe ich da wirklich etwas überzogen. Aber warum hat sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt? Na ja, wenn man es so nimmt, bin ich auch nicht gerade die Ausgeburt an Ehrlichkeit. Schließlich fliege ich in ihren Augen immer noch einen Airbus durch die halbe Welt und bin Fachmann für Wein, Sushi und der Himmel weiß für wie viel weitere Lebensmittelspezialitäten, deren Name ich nicht einmal kenne.
    Mein freibiergeschädigtes Großhirn suggeriert mir spontan eine äußerst filigrane Versöhnungstaktik: einen Kuss! Gib ihr einen Kuss, und alles ist wieder vergessen! So sind Frauen doch gestrickt. Also beuge ich mich zu ihr und mache Anstalten, genau das zu tun.
    »Hast du sie noch alle?« Janas Reaktion ist wie die einer Speikobra: unvorhergesehen und giftig. »Du willst mich doch jetzt wohl nicht küssen?«
    »Warum nicht?«
    »Also echt. Du bist so ein unsensibles Arschloch, Robert. Ich wünsch dir viel Glück mit deiner Steffi. Mach’s gut.«
    Verdutzt sitze ich im nächsten Moment ganz allein mit glasigem Blick an der Theke und will einen letzten Schluck aus dem Glas nehmen. Doch als ich es ansetze, merke ich, dass es leer ist. Kein Bier, kein Charly und keine Jana mehr da. Stattdessen wiederhole ich dumpf, als ich mich schwerfällig von der Bar schiebe: »Richtig, viel Glück mit Steffi.«

28
Steffis Comeback
    E s ist Morgen. Der Morgen. Der Morgen des Tages, an dem ich als Sieger wieder auf den Olymp zurückkehren werde. Der Morgen des Tages, an dem Steffi zu mir zurückkehren wird. Nicht zu ihrem Claus und nicht zu Til Schweiger. Nein, zu mir.
    Mir.
    Mir.
    Mir.
    Ich mache mich im Bad frisch, als es an der Tür klingelt. Ich öffne, und vor mir steht Hubsi.
    »Küss die Hand, Herr Süßemilch. I woit Ihnen nur des Packerl Zucker wieder zurückbringen.«
    »Ah, danke. Hätten Sie aber auch ruhig behalten können.«
    »Na, des macht mer ned.«
    »Kommen Sie doch rein.«
    Wir gehen zusammen in die Küche, und ich stelle den Zucker zurück auf seinen Stammplatz.
    »Wollen Sie vielleicht einen Kaffee?«
    »Ja, warum

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