Weichei: Roman (German Edition)
Morgen getrennt, als ich sie mit Claus ertappte? Wollte ich es nur partout nicht wahrhaben?
Ihre Zungenspitze kitzelt an meinem Ohr entlang.
Habe ich unsere Trennung ganz einfach nur noch verarbeiten müssen und wollte Steffi eigentlich nie wirklich zurück? Waren es Stolz und Angst vor dem Unbekannten, die mich im Glauben ließen, ich könne nicht ohne Steffi sein?
Ich spüre Steffis Atem auf meiner Haut.
Aber warum habe ich dann in all den letzten Wochen noch so viel an sie gedacht?
Ihre Lippen wandern langsam über meine Brust.
Ich muss an Hubsis Worte denken. Weil ich durch all die gemeinsamen Jahre nur in ihr die Person sah, die ich mit Beziehung und Nähe verband. Weil mein Unterbewusstsein gar kein anderes Gesicht kannte.
Steffis Lippen kreisen um meinen Bauchnabel.
Ist der Mensch tatsächlich so ein Gewohnheitstier, dass er eine Zeit lang keinen anderen Menschen in dieser Rolle zulassen kann? Selbst wenn diese Person gar nicht mehr dem entspricht, was einem guttut? Wird man dann tatsächlich so teilzeitblind, dass man sogar die Person übersieht, die genau wie ein Förmchen viel besser zu einem passt?
Die Knöpfe meiner Jeans werden geöffnet, und ich spüre Steffis Hand in meinem Schritt.
Anscheinend ja. Doch nun empfinde ich endlich die Klarheit und Eindeutigkeit, die mir die ganze Zeit fehlte. Und noch etwas anderes wird mir bewusst. Das hier möchte ich nicht wirklich. Aber um das zu erkennen, musste ich genau das hier wohl erleben. Ich weiß nun, was und vor allen Dingen wen ich möchte.
Es ist nicht Steffi.
Sondern jemand anderes, dem ich sehr wehgetan haben muss.
Aber ich will sie.
Und zwar ohne Lügen oder Vorbehalte.
Ohne Vorbelastung.
Eine faire Chance für uns beide.
Für mich und Jana.
Jana.
Mein Förmchen.
Und ich kann nur hoffen, dass es noch nicht zu spät ist. Ich habe sie angelogen und ihr auch noch wehgetan. Meinem Förmchen Beulen in die Schale geschlagen, weil ich dachte, dass es vielleicht einfach nicht passen darf.
Ich Idiot.
Dann öffne ich die Augen und zucke fast erschrocken zurück, als ich Steffi vor mir sehe.
»Das geht so nicht, Steffi. Tut mir leid.«
»Wie meinst du das?«, lässt Steffi von mir ab und setzt sich fragend auf.
»Ich habe auch versucht, jemand zu sein, der ich nicht bin. Allerdings nicht nur in den letzten Wochen, sondern bereits in den letzten Monaten. Aber jetzt habe ich mich gefunden. Auch durch deine Hilfe.«
»Was? Was redest du da? Was meinst du damit?«
»Ja, klingt bescheuert, ich weiß. Und das ist es auch. Das, was du getan hast, war echt zum Kotzen.«
»Ja, ich weiß. Dafür entschuldige ich mich auch bei dir.«
»Aber trotz allem hat es mir geholfen, mich zu finden. Ich dachte auch, ich sei jemand anders, aber nun weiß ich, wer ich bin und was ich im Leben möchte. Und du … du gehörst nicht mehr dazu.«
»Wie bitte?«
»Du hast schon richtig verstanden. Nicht nur, dass du mich nach deinem Fremdgehen gar nicht verdient hast. Zwischen uns ist es eigentlich schon seit ewigen Zeiten vorbei. Das
wusste ich im Grunde schon lange. Nur musste ich das erst auch noch fühlen. Und noch was. Weißweinschorle schmeckt beschissen. Probier mal eine 98er Cabernet, der dürfte genau nach deinem Geschmack sein. Er ist extrem säurehaltig, macht ’ne Menge Kopfweh und ist unglaublich süffig im Abgang.«
»Aber Robert …«
»Mach’s gut, Steffi.«
Ich greife mir Jacke und Schal und drehe mich noch einmal um. Allerdings nicht zu Steffi, sondern zu Shrek. Wieder glaube ich, eine Bewegung seines Kopfs zu erkennen. Doch diesmal gleicht es eher einem Nicken. Ich nicke zufrieden zurück und verlasse das Zimmer.
»Warte nur, das bekommst du noch zurück«, höre ich Steffis Stimme noch hinter mir durch das Treppenhaus hallen, als ich zur Straße hinaustrete.
Ich habe von dir schon mehr zurückbekommen, als ich vermutet habe , denke ich mir im Stillen. Viel mehr sogar .
30
Ich werd beKLOPPt!
B isher war ich noch nie bei Jana zu Hause. Wir waren stets in einem Hotel, und sie ist am nächsten Tag meist direkt zur Arbeit gefahren. Allerdings habe ich ihre Adresse noch auf der Serviette, sonst hätte ich ja nicht gewusst, wohin mit den Postkarten. Es ist eine Straße in Bad Homburg, und nachdem ich geparkt habe, stehe ich im Regen vor ihrem Haus, schaue erneut auf die Serviette und suche den Namen Jana Westhoff auf der Klingel. Sagte sie nicht mal was von einer WG? Ich suche die Klingelschilder ab und finde auf dem obersten Schild den
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