Weichei: Roman (German Edition)
warm, und ich drehe die Lüftung voll auf, sodass mir meine Augenlider bereits eine doppelseitige Augenentzündung als Friedensangebot unterbreiten. Egal, denke ich. Immer noch besser, als seine verschwitzten Umrisse in den Stoff des Fahrersitzes einzubrennen wie das Antlitz Jesus in das Turiner Leichentuch. Seit Tagen haben wir bereits diese frühsommerlichen Temperaturen. Und obwohl es gerade erst kurz vor neun Uhr ist, hat das Thermometer bereits die Zwanziggradmarke überschritten. Es ist ein warmer Frühlingsmorgen, und ich bin auf dem Weg zu Janas Wohnung in Bad Homburg. Wir wollen noch ein paar Sachen aussortieren. Der Stauraum in unserer ab nächsten Monat angemieteten Wohnung ist nicht so groß, dafür haben wir einen riesigen Balkon.
Ich trommele den Takt von dem alten Beatlesklassiker Can’t buy me love auf dem Lenkrad mit, der gerade aus dem Autoradio ertönt. Heute ist keine Uni, denn es ist Samstag, und wenn ich weiter so konsequent bleibe, dürfte ich bald meinen Abschluss in der Tasche haben.
Ich habe noch schnell an meiner ehemaligen Arbeitsstelle vorbeigeschaut. Getankt und ein paar Brötchen mitgenommen. An die Tanke komme ich eigentlich nur noch wie jeder andere auch: zum Tanken oder um mal ein Pläuschchen mit Emile oder Henninger zu halten. Emile. Drei Monate nachdem
ich ihn bei meinem Nachbarn gesehen hatte, hat er sich geoutet. Er hat sich x-mal bei mir entschuldigt, dass er mir so lange etwas vorgemacht hat. Alle Frauengeschichten waren ausgedacht, um vor mir und seinen Fußballkollegen als besonders männlich zu gelten. Er gestand mir sogar, dass ich für ihn immer ein Vorbild war. So in mir ruhend und immer mit einem coolen Spruch. Wer hätte das gedacht? Den Account auf der Kontaktanzeigenseite nutzte er tatsächlich. Allerdings nur die Rubrik Er sucht Ihn, so hatte er auch Hubsi kennengelernt. Und in dem FKK-Klub war er weder vor noch nach unserem ominösen Abend noch einmal.
An Henninger fiel mir auf, dass er mich komischerweise nie auf den Tag angesprochen hat, an dem er sein fünfminütiges Comeback in der Arbeitswelt feierte und ein Päckchen West Light verkaufte. Grund genug hätte er dazu gehabt.
Gelb. – Später wollen Jana und ich noch an den Badesee nach Langen fahren. Ein wenig schwimmen, sonnen und picknicken. Neben mir auf dem Beifahrersitz liegt die Tüte mit den Brötchen von der Tanke. Ich lasse meinen Blick kurz über die Tüte wandern. Aber auch die Teigwaren machen einen ebenso entspannten Eindruck wie ich. Dennoch muss ich kurz lächeln, als meine Gedanken für einen Moment in die Vergangenheit wandern und ich an eine andere Brötchengeneration denken muss.
Grün. – Ich lege den ersten Gang ein, lasse die Kupplung kommen und gebe Gas. Als ich über die Kreuzung zuckele, blicke ich im Rückspiegel zurück zur Ampel, vor der die ersten Autofahrer nun bereits wieder anhalten müssen, und mir fällt auf, dass das Leben manchmal wie eine Autofahrt ist. Es gibt Warnlichter, an denen man halten muss, und Kreuzungen,
an denen man abbiegen kann. Man hat immer die Wahl, ob man weiterfahren oder parken möchte.
Dann geht mein Blick wieder nach vorn, und ich schalte in den nächsten Gang. Vor mir liegen noch fünfzehn Minuten Fahrt, eine Zukunft, die ich weder kenne noch kennen möchte, eine Frau, die ich liebe, und ein Frühstück ohne besondere Vorkommnisse.
Zumindest hoffe ich das.
Ohne euch wäre es nicht gegangen!
Z u allererst danke ich allen Exfreundinnen für ihre jahrelange und unermüdliche Mitarbeit an diesem Buch als Inspirationsquellen. Außerdem geht ein spezieller Dank an alle Freunde, Verwandten und Bekannten für ihre Offenheit bei der Schilderung ihrer Erfahrungen. Ach ja, und natürlich der BILD-Zeitung für ihre oftmals abstrusen Geschichten.
Ein großes Dankeschön an alle GOLDMÄNNER und GOLD-FRAUEN des Verlags für die tolle Arbeit, die ihr leistet. Der größte Dank geht dabei an BARBARA ›BH‹ HEINZIUS, die mir die Tür zum Goldmann Verlag öffnete, von Beginn an an das WEICHEI glaubte und mit ihrer einzigartigen Art und ihrem Humor das Buch auf großartige Weise begleitete. Auch wenn sie mit dem falschen Fußballverein vom Main sympathisiert …
Danke, Danke, Danke!
ULRICH FREUDENTHAL, MARTIN BOLENDER, AXEL DIEGELMANN von OIL! für den Mut und die nötige Portion Humor zur Umsetzung einer innovativen Idee.
ANNE BAUN für das Erstlektorat.
JOCHEN THAMM (thinkdesign.de) für den offiziellen WEICHEI-Trailer.
ANGELA
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