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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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gehabt?«
    »Nein. Der Ritter, der die Schlange endlich tötete, ist nicht erschienen.«
    »So? Ach wirklich, kam er nicht?«
    »Nein«, sagte der Farmer. »Aber eine Menge Ritter kamen, und jeder von ihnen wollte die Schlange getötet haben. Aber die Jungfrau behauptete, keiner von ihnen allen hätte es getan.«
    »Er wird noch kommen«, sagte Seághan.
    »Vielleicht morgen«, meinte sein Herr.
    »Gib mir mein Abendbrot, denn ich bin hungrig. Von den Rittern hab ich nichts!« Seághan bekam sein Essen und legte sich schlafen.
    Am nächsten Morgen war der Farmer schon fort, als Seághan aufstand. Er bekam von der Herrin kein Frühstück. Er trieb die Kühe in den Wald, ging zum Palast der Riesen und sah nach den Pferden. Zubereitete Nahrung, die er hätte essen können, fand er aber nicht im Schlosse. So mußte er warten und hungern, bis die Nacht kam und sein Herr heimkehrte.
    »Seághan«, begann er, »heute kam der Ritter!«
    »Welcher Ritter?«
    »Der die Schlange tötete.«
    »Es ist mir gleich, wer das ist, ob er kam oder nicht«, sagte Seághan. »Und Euch wär’s auch gleich, hättet Ihr wie ich seit gestern abend nichts zu essen bekommen und müßtet hungern. Dann würde Euch der Ritter nicht ergötzen.«
    »O weh, o weh! Warum hast du sie nicht veranlaßt, dir zu essen zu geben?«
    »Ich hätte es getan und sie in einen solchen Zustand gebracht, daß ihr alles gleich gewesen wäre, Essen und Leben. Aber ich nahm Rücksicht auf Euch, Herr.«
    Seághan bekam nun sein Abendessen. Es war etwas Hafermehl.
    »Wo ist mein Frühstück, das mir noch von heute morgen zukommt?« fragte er.
    »Meiner Treu, du kannst das doch jetzt nicht auch noch essen«, meinte sein Herr.
    »Doch! Sehr gut!« – Und Seághan bekam noch mehr und aß es auf.
    Am nächsten Morgen fiel es ihm erst sehr spät ein aufzustehen. Da hatte sein Herr schon die Kühe hinausgetrieben.
    »Wohin wollt Ihr mit dem Vieh?« fragte Seághan.
    »Ich treibe sie aufs Feld mit den beiden Gattern.«
    »Warum?«
    »Weil heute die Königstochter mit dem Ritter vermählt wird, der die Schlange getötet hat. Und du mußt mich begleiten zu dem großen Essen – ob du magst oder nicht.«
    »Ich habe keine Schuhe an«, sagte Seághan, »und alle werden auf meine Füße gucken. Es ist besser für mich, wenn ich mich von der Stadt fernhalte.«
    »Was auch deine Füße oder dein Kopf dazu tun – du mußt mit zu der Hochzeit. Denn ich halte von dir soviel, daß ich dir gern deinen Teil Essen davon gönne.«
    »Meiner Treu! Ich komme mit, wenn’s so ist. Vielleicht kriege ich da etwas Gutes zu essen.«
    Sie brachten nun die Kühe an einen sicheren Platz und machten sich dann beide auf zum Königshof. Ringsum fanden sie alles voller Menschen. Der Farmer ging ins Schloß hinein. Seághan wandte sich zu dem Haufen der Armen. Es wurde ihnen ein Gericht Fleisch gebracht. Sie rissen es sich gegenseitig weg, Seaghan erhielt nichts davon. Dann wurde ihnen das Getränk gereicht. Aber sie verschütteten es halb, indem sie es sich gegenseitig wegnahmen. Als Seaghan sah, wie schlecht sie sich benahmen, griff er nach seinem Stock und ging gegen sie an. Sie flüchteten alle vor ihm, und ihr Lärm und Gebrüll klang über den Platz hin. Denn Seághan hieb so dicht auf sie ein, wie er sie auf dem Anger treffen konnte.
    Das sah von einem Fenster aus die Jungfrau mit an, und sie rief ihrem Vater zu, er sollte den Menschen mit dem Stock holen und hereinführen lassen. Sie hatte nämlich den Verdacht, es könnte der Ritter sein, der für sie mit der Schlange gekämpft hatte.
    »Schweig still!« befahl ihr Vater. »Und sei vernünftig!«
    »Oh, dort ist der Verstand, der mir abhanden kam«, erwiderte die Tochter. »Denn der dort rettete mein Leben! Ich werde nicht den Mann heiraten, den du mir zudachtest, bis ihr mir jenen dort gebracht habt. Mit deiner Erlaubnis will ich es herausbekommen, daß der dort der Mann ist, der mit Gefahr seines Lebens meines rettete.«
    »Ach, Tochter, ach!« rief der Vater. »Schweige doch und rede nicht so ohne Sinn und Verstand! Wir können den halb verrückten Lumpenkerl doch nicht herauflassen. Er würde uns mit seinem Stock ja fast umbringen.«
    »Nun denn«, sprach die Königstochter, »so gehe ich selbst und hole ihn herauf.« Dabei erhob sie sich, um hinauszugehen.
    »Haltet sie fest!« sagte der Vater. »Sie ist von Sinnen. Und ist das nicht eine große Schande vor diesem ehrenwerten Ritter hier« – das war nämlich derjenige, welcher behauptet

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