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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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hatte, er wäre der Schlangentöter, um damit die Königstochter zur Frau zu bekommen.
    »Ich bin ganz und gar nicht verrückt«, sagte die Königstochter, »und auch nicht von Sinnen. Bringt ihn nur herein, und ich will es euch beweisen, daß der da draußen der rechte Mann ist!«
    Einige von des Königs Räten meinten, man sollte ihn hereinführen und einmal sehen, was für einen Beweis sie hätte.
    »Was für ein Zeichen hast du denn?« fragte der König.
    »Das sage ich vorher keinem Mann und keiner Frau. Erst bringt ihn mir herein. Wenn er vor euch steht, will ich euch den Beweis geben, und ihr werdet ihn dann allesamt anerkennen.«
    Seághan mußte hereingebracht werden. Als er eintrat, zog die Königstochter die drei Haarlocken hervor und rief ihren Vater heran. Sie trat auf Seághan zu, riß ihm den alten Hut ab, wies allen die drei Lücken in seinem Haupthaar, nahm die drei Locken und hielt jede davon an die richtige Stelle. Dann wandte sie sich an alle Anwesenden ringsum: »Das ist der Mann, der mich gerettet hat«, begann sie, »und es gibt in der ganzen Welt keinen Königssohn oder Ritter, den ich heiraten würde, außer ihn allein. Und du geh heim«, wandte sie sich an den Jüngling, der sie zu heiraten gehofft hatte. »Denn du warst weit fort von mir, als dieser Mann mir das Leben rettete.« Und der Jüngling schloß die Tür von draußen und mußte mit seinem ganzen Anhang heimziehen.
    Nun wandte sich die Königstochter an Seághan und sagte: »Du bist der Mann, den ich allen andern Männern vorziehe, den ich heiraten will – wenn du mich willst.«
    »Das sollst du aber nicht«, sagte Seághan, »ehe ich würdigere Kleidung anhabe.«
    »Zieh sie dir an, wenn wir verheiratet sind«, meinte sie.
    »Ich will ihm einen Anzug geben«, sprach der König.
    »Oh, keine Umstände«, sagte Seághan. »Gebt mir eine Stunde Zeit, und ich habe meine eigene Kleidung an.«
    »Es soll dir gern gewährt sein«, sprachen der König und sein hoher Rat.
    »Ich lasse dich nie mehr aus den Augen, wenn ich kann«, widersprach die Königstochter. »Wir haben genug Kleidungsstücke.«
    »Ich gebe dir hier meine Hand und mein Wort, daß ich keinen Augenblick länger bleibe als die festgesetzte Zeit«, sprach Seághan zu ihr.
    Sie mußten nun schließlich Seághan laufen lassen, und er machte sich auf den Weg. Noch bevor die Stunde verstrichen war, sah der König im Kreise seiner Großen, wie sich ihnen vom Talrand aus ein wilder, tollkühner Ritter nahte, auf einem Pferde, das weißer glänzte als ein Schwan.
    Die Ankunft von Pferd und Reiter war so gewaltig, daß der Boden erbebte, ehe sie heran waren. Er nahm weder Weg noch Steg, sondern sprengte über alle Unebenheiten hinweg, bis er vor dem Schlosse anlangte. Er wartete auch nicht, bis jemand ans Tor kam, sondern setzte mit einem Sprung über den Wall hinweg, der den Hof schützte. Da war denn der Jubel und Stolz des Königs groß, als er ihn erblickte. Denn an seiner Ankunft erkannte er ihn wieder. Ebenso war er angesprengt gekommen, um mit der Schlange zu kämpfen.
    Seághan trat ein, nahm die Königstochter bei der Hand und fragte: »Wie gefalle ich dir nun?«
    »Du gefielst mir ebensogut«, sprach sie, »da draußen, als du mit dem Stock auf das Bettelvolk losprügeltest. Denn ich erkannte wohl, daß in dir ein Held steckt.«
    Die Königstochter und Seághan wurden nun auf der Stelle verheiratet. Voll Staunen und Freude kehrte der Farmer von diesem Wettkampf heim zu seiner Frau, um ihr zu berichten, was für einen Kuhhirten sie gehabt hatten. Nicht lange darauf vermißte Seághan seinen ehemaligen Herrn und ließ ihn rufen. Er wollte ihm gern eine Gunst erweisen. Wie bekannt, hatte Seághan das halbe Königreich bekommen, und nun gab er seinem früheren Herrn frei und ohne Abgaben sein Gut auf Lebenszeit. Doch mußte er ihm versprechen, seiner Frau kein bißchen Nahrung mehr zu geben. Denn bei ihr hatten Knechte ein schlechtes Leben.
    Die Hochzeitsgesellschaft blieb nun eine ganze Woche zusammen, um zu feiern. Und sie schmausten und tranken. Dann sagte Seághan zu seiner Frau, sie sollte ihn begleiten zu seinem eigenen Palast. Das war das Riesenschloß.
    Sie lebten nun viele schöne Jahre behaglich zusammen, bis er an seine Mutter dachte, die er vor langer Zeit verlassen hatte. Der Tag fiel ihm ein, als sie ihn mit der Feuerzange fortgejagt und ihn seinem Schicksal überlassen hatte, zu leben oder zu sterben. Er erbat sich von seiner Frau Urlaub, um heimzureisen und

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