Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
Haseldorfer Marsch gehörte, und soll seinen Namen davon erhalten haben, weil es dem Bischof Bicelin, wenn er verfolgt ward, zur Zuflucht diente. Jetzt ist Bishorst von der Elbe so weit weggerissen, daß nur noch eine Baumgruppe im Außendeich davon übrig ist, und eine Stelle im tiefen Wasser wird von den Schiffern der Bishorster Kirchhof genannt. Von den Bishorstern erzählen die Haseldorfer nun folgende Geschichte.
In alten Zeiten war es gebräuchlich, am Morgen des heiligen Christtages vor Tagesanbruch zur Kirche zu gehen, um, wie man sagte, den frommen Hirten im Evangelium nichts nachzugeben. Um nun in der Dunkelheit den Weg zur Kirche zu finden, hatten die Bishorster ein Seil ausgespannt, daß sie den rechten Weg beibehielten. Ein Schalk aber wußte davon, und da er den Leuten einen Streich spielen wollte, leitete er das Seil statt nach der Kirchentür einmal zu einem tiefen Brunnen. Die Bishorster dachten an nichts Arges und gingen an ihrem Seil einer hinter dem andern her. Als nun der erste an den Brunnen kam, fiel er hinein, und das Wasser schlug ihm überm Kopf zusammen. Der Nächste meinte, es ist die Kirchentür und rief: »Plump in helgen Karken. Laat apen! Ik will ok h’rin!« und damit fiel auch dieser hinein. Und der Nächste dachte ebenso und sagte dasselbe, und er und die andern alle fielen bis auf den letzten in den Soot. Also kamen die Bishorster um.
Weihnachtslied
(Otto Julius Bierbaum)
Maria lag in großer Not,
Mit Lumpen angetan,
In einem Stall zu Bethlehem
Und sah die Stunde nahn,
Da sie ein Kindlein haben sollt.
Der Himmel stand in lauter Gold;
Da hub ein Singen an:
»Süße Maria, sei getrost;
Das um dich ist kein Stall.
Blick um dich, allerholdste Frau,
Und sieh die Gäste all,
Die von weither gekommen sind,
Dich zu begrüßen und dein Kind
Mit Flöt- und Geigenschall.«
Und wie Marie ihr Haupt erhob,
Oh Wunder, was sie sah:
Es knieten auf der schlechten Streu
Drei goldne Könige da,
Und, wie wenns ihr Gefolge wär,
Ein Heer von Engeln stand umher
Und sang Hallelujah.
Es war ein Licht und war ein Glanz,
Wie sie es nie gesehn,
Und vor den Türn und Fenstern war
Ein Auf- und Niedergehn,
Als ging die ganze Welt vorbei;
Da hört sie einen leisen Schrei:
Da war das Glück geschehn.
Maria strahlte wie ein Stern
Und hob das Kind empor;
Das war so hold und engelschön,
Wie nie ein Kind zuvor.
Die Wände sanken, und die Welt,
Die weite Welt war rings erhellt,
Und alles sang im Chor:
»O seht die Blume, die da blüht,
Die Blume weiß und rot!
Der Kelch ist von der Lilie,
Ein Herz darinnen loht.
Nun ist die ganze Erde licht,
Wir fürchten Schmerz und Trauern nicht
Und fürchten nicht den Tod.
Die Blüte leuchtet uns den Tag,
Und es versank die Nacht,
Und aus der Blüte wird die Frucht,
Die Alle fröhlich macht;
Die Frucht, die Allen Nahrung gibt,
Der Mensch, der alle Menschen liebt:
Die Liebe ist erwacht.«
Der Chor verklang. Es sank der Stall
In braune Dunkelheit.
Maria gab dem Kind die Brust.
Still ward es weit und breit.
Da ward Marien im Herzen bang,
Sie küsst ihr liebes Kindlein lang,
Ihr tat ihr Kindlein leid.
De twe Bröder
(Märchen aus Schleswig Holstein)
D ar weern mal twe Bröder, de een weer rik, de anner arm, ganz arm. Do keem de arme Broder – dat weer jüs to Wihnachabend – to sin rike Broder un bä um en Gav. De rike Broder, de gar ni gut to spreken weer, dat son arm Stackel to em keem – den Armod schändt –, gung to Böhn, hal en Schinken raffer, gef de sin Broder hin un sä: »Gah dormit ton Düwel!« De arme Mann kummt to Hus. Seggt sin Fru: »Na, heß wat kregen?«
»Ja«, seggt he, »ik hef en ganzen Schinken kregen, awers ik schall dormit ton Düwel gähn.« Seggt de Fru: »Ja, den muß du je los.«
Den anner Morgen ganz bitiden makt he sik den mit sin Schinken op de Weg na’n Düwel. He kummt in en Holt rinner un bald bedüstert he dar. He klattert op en Bom un süht in’e Fiern en Licht. He klattert weller dahl und geit up dat Licht los. Do kummt he an en lütt Hus. In’e Dörnsch sitt en Fru to spinn. He kloppt an un se lett em in. Seggt he: »Kann Se mi seggen, wo de Düwel wahnt?« Antwurd se: »Ja, dat kann ik Em wul seggen. Awer hüt abnd kann He je doch ni mehr hinkam. He kann hir bi mi nacht bliben«, – un se sett em Äten un Drinken vor, un he blift dar öwer Nacht. Den annern Morgen seggt se em, wonehm he längs gähn schall, un dat he den bi den Barg kummt, wo de Düwel in wahnt.
He geit nu los. Unnerwegens begegnet em en ole Mann, de
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