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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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die Prinzessin werde Punkt elf Uhr kommen. Der Kamerad setzte den Dreischwestern-Hut auf, da war er unsichtbar, und wartete auf die Prinzessin. Als sie kam, schmierte sie den Bock mit einer Salbe ein, die sie in einem großen Horn mitbrachte, und dann rief sie: »Auf! Auf! Über Giebel und Turm, über Land, über See, über Berg und Tal, zum Liebsten, der mich im Berg erwartet!«
    Wie der Bock aufflog, schwang sich der Kamerad hintenauf, und nun ging es wie der Wind durch die Wolken. Der Weg war nicht lang. Auf einmal waren sie vor einer Felswand, sie klopfte an, und dann ging die Fahrt in den Berg hinein zu dem Troll, der ihr Liebster war. »Jetzt ist ein neuer Freier gekommen, der mich haben will, Schätzchen«, sagte sie und tat dem Troll schön. »Ich habe ihm eine Probe auferlegt, und hier ist die Schere, die er aufheben und verwahren sollte. Verwahre du sie jetzt!« Da lachten die beiden, als wäre der Bursche schon aufs Rad geflochten. »Ja, ich will sie aufheben und gut verwahren, und ich will schlafen in Liebchens Arm, wenn den Burschen umkrächzt der Krähenschwarm!« sagte der Troll und legte die Schere in einen eisernen Schrein mit drei Schlössern davor. Aber in dem Augenblick, wo sie die Schere in den Schrein fallen ließen, nahm der Kamerad sie weg. Keiner konnte es sehen, denn er hatte den Dreischwestern-Hut auf. Also schloß der Troll den leeren Schrein sorgfältig zu, und die Schlüssel steckte er in einen hohlen Backenzahn, wo er noch andere Zauberdinge aufhob. Da würde der Freier sie gewiß nicht finden, meinte er.
    Nach Mitternacht machte sie sich auf den Heimweg. Der Kamerad schwang sich wieder hintenauf, und der Heimweg war nicht lange.
    Am nächsten Mittag wurde der Bursche zur königlichen Tafel geladen. Aber da hatte die Prinzessin ein so hochnäsiges Benehmen und war so stolz und schnippisch, daß sie fast gar nicht nach der Seite hinsah, wo der Bursche saß. Aber nachdem man gespeist hatte, machte sie ein recht feierliches Gesicht und fragte zuckersüß: »Du hast wohl die Schere noch, die ich dir gestern zum Aufheben gegeben habe?«
    »Ja, hier ist sie«, sagte der Bursche, zog die Schere heraus und schleuderte sie auf den Tisch, daß es nur so klirrte. Die Prinzessin hätte nicht mehr erschrecken können, wenn er ihr die Schere ins Gesicht geworfen hätte. Aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel und sagte mit süßer Stimme: »Da du die Schere so gut verwahrt hast, wird es dir nicht so schwerfallen, mein Knäuel Goldfaden aufzuheben. Morgen mittag möchte ich es wiederhaben, aber wenn du es da nicht hast, so mußt du von Rechts wegen sterben«, sagte sie. Der Bursche meinte, das sei ja nicht so schwer, und steckte das Knäuel Goldfaden in die Tasche. Aber da fing die Prinzessin wieder an mit ihm zu scherzen und Spaß zu treiben, so daß er sich selbst und das goldene Knäuel dazu vergaß, und während sie mitten im lustigsten Spaß waren, entwendete sie ihm das Knäuel und hieß ihn dann gehen.
    Als er hinauf in die Kammer kam und erzählte, was sie gesagt und getan hatte, fragte sein Kamerad: »Du hast doch das Knäuel noch?«
    »Ja freilich«, sagte der Bursche und griff in die Tasche, in die er es gesteckt hatte. Aber da war kein Knäuel, und da kam er so in Verzweiflung, daß er nicht wußte, was anfangen.
    »Sei nur ruhig«, sagte der Kamerad, »ich will sehen, ob ich es nicht wiederbekommen kann.« Er nahm sein Schwert und seinen Hut und ging zu einem Schmied und ließ an sein Schwert noch zwölf Pfund Eisen anschmelzen. Als er dann in den Stall kam, gab er dem Bock damit einen Schlag zwischen die Hörner, daß er taumelte, und fragte ihn: »Wann reitet die Prinzessin heute nacht zu ihrem Liebsten?«
    »Punkt zwölf Uhr«, sagte der Bock.
    Der Kamerad setzte wieder seinen Dreischwestern-Hut auf und wartete, bis die Prinzessin mit dem Salbenhorn kam und den Bock einrieb. Dann sagte sie wieder wie das erste Mal: »Auf! Auf! Über Giebel und Turm, über Land, über See, über Berg und Tal, zum Liebsten, der mich im Berg erwartet!« Wie nun der Bock auffuhr, schwang sich der Kamerad hintenauf, und nun ging’s wie der Blitz durch die Luft. Bald waren sie am Trollberg, und als sie drei Schläge getan hatte, ging es durch den Berg hindurch bis zu dem Troll, der ihr Liebster war.
    »Wie hast du denn die goldene Schere verwahrt, die ich dir gestern gab, mein Freund?« fragte die Prinzessin. »Der Freier hatte sie und gab sie mir wieder.«
    Das sei ganz unmöglich, sagte der Troll,

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