Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)
Hörnern.
Als der Troll aufgestiegen war, saß der Kamerad bei ihm hintenauf, und dann ging es durch die Luft dem Königsschloß zu. Aber unterwegs schlug der Kamerad wacker auf den Troll und auf den Bock los und gab ihnen Hieb auf Hieb und Schlag auf Schlag mit dem Schwert, daß sie tiefer und tiefer hinuntergerieten und schließlich fast ins Meer gesunken wären, über das sie die Reise führte.
Als der Troll merkte, wie bös es draußen zuging, begleitete er die Prinzessin bis zum Schloß und machte außen halt, um zu sehen, daß sie wirklich wohlbehalten heimkam. Aber in dem Augenblick, wo sie die Tür hinter sich zumachte, schlug der Kamerad dem Troll das Haupt ab und ging damit hinauf in die Kammer des Burschen.
»Hier ist das Ding, an das die Prinzessin gedacht hat«, sagte er.
Da war denn alles in schönster Ordnung, und als der Bursche zu Tafel geladen wurde und sie gegessen hatten, wurde die Prinzessin munter wie eine Lerche. »Hast du vielleicht das, woran ich gedacht habe?« fragte sie.
»Freilich«, sagte der Bursche und zog das Haupt unter seinen Rockschößen hervor und schleuderte es hin, daß der Tisch mit allem, was darauf war, umfiel. Die Prinzessin wurde leichenblaß. Aber sie konnte nicht leugnen, daß das das Ding war, woran sie gedacht hatte, und nun mußte sie den Burschen nehmen, wie sie versprochen hatte. Also wurde die Hochzeit gefeiert, und es war große Freude im ganzen Königreich.
Aber der Kamerad nahm den Burschen beiseite und sagte, in der Hochzeitsnacht dürfe er wohl die Augen zumachen und tun, als ob er schliefe, aber wenn ihm sein Leben etwas wert sei und er ihm folgen wolle, so dürfe er so lange kein Auge zutun, bis er nicht die Prinzessin von ihrer Trollhaut befreit hätte. Er müsse sie ihr mit neun neuen Birkenruten lospeitschen und dann noch in drei Milchbädern abstreifen. Erst solle er sie in einem Kübel volljähriger Molke abschrubben, dann in einem Kübel vollsaurer Milch abreiben und schließlich in einem Kübel voll süßer Milch abschwemmen. Die Birkenruten habe er unters Bett gelegt und die drei Kübel mit Milch in die Ecke gestellt. Es sei alles bereit. Der Bursche versprach, er wolle ihm folgen und tun, was er ihm gesagt hatte.
Als sie sich abends ins Bett gelegt hatten, tat er, als ob er schliefe. Die Prinzessin richtete sich auf dem Ellenbogen auf, um zu sehen, ob er wirklich schlafe, und kitzelte ihn unter der Nase. Aber er schlief ganz fest. Da zupfte sie ihn am Haar und am Bart. Aber er schlief wie ein Sack, meinte sie wenigstens. Da zog sie unter ihrem Kopfkissen ein großes Schlachtermesser hervor und wollte ihm damit den Kopf abhacken. Aber da fuhr der Bursche auf, schlug ihr das Messer aus der Hand, packte sie an den Haaren und peitschte sie mit den Ruten und hörte nicht auf, bis keine einzige mehr ganz war. Darauf warf er sie in den Molkekübel, und da sah er, was für ein Tier sie war, denn sie war rabenschwarz am ganzen Körper. Aber als er sie in der Molke abgeschrubbt, in der Sauermilch abgerieben und in der süßen Milch abgeschwemmt hatte, da war die Trollhaut ganz weg, und sie war so wunderschön, wie sie zuvor noch nie gewesen war.
Am folgenden Tag sagte der Kamerad, nun sollten sie reisen. Der Bursche war reisefertig und die Prinzessin auch, denn ihre Mitgift war schon lange bereit. In der Nacht brachte der Kamerad alles Gold und Silber und alle Kostbarkeiten, die der Troll im Berg hinterlassen hatte, ins Schloß, und als sie am Morgen fortreisen wollten, war der ganze Hof so voll, daß sie kaum durchkommen konnten. Diese Mitgift war mehr wert als das ganze Land des Königs, und sie hatten keine Ahnung, wie sie alles heimschaffen sollten. Aber der Kamerad wußte einen Ausweg aus der Verlegenheit. Der Troll hatte auch sechs Böcke hinterlassen, die durch die Luft fliegen konnten. Die belud er so reichlich mit Gold und Silber, daß sie auf der Erde gehen mußten und nicht stark genug waren, um sich in die Luft zu heben. Was die Böcke nicht mehr tragen konnten, mußte im Schloß zurückbleiben. So reisten sie eine lange Zeit, aber schließlich wurden die Böcke so müde und waren so hinfällig, daß sie nicht mehr weitergehen konnten. Der Bursche und die Prinzessin wußten sich nicht zu helfen. Aber als der Kamerad sah, daß sie nicht mehr von der Stelle kamen, nahm er die ganze Mitgift auf den Rücken, legte die Böcke obendrauf und trug das alles, bis man nur noch eine halbe Meile von der Heimat des Burschen entfernt war. Da sagte der
Weitere Kostenlose Bücher