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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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denn er habe sie in einen Schrein mit drei Schlössern eingeschlossen, und die Schlüssel in seinen hohlen Zahn gesteckt. Aber als sie den Schrein aufschlossen und nachsahen, war keine Schere darin. Da erzählte die Prinzessin, daß sie ihm nun ihr goldenes Knäuel gegeben hätte.
    »Hier ist es«, sagte sie, »ich habe es ihm wieder abgenommen, ohne daß er es merkte, aber was sollen wir nun anfangen, wenn er sich auf solche Künste versteht?«
    Der Troll wußte auch keinen Rat. Aber als sie eine Weile nachgedacht hatten, kamen sie auf den Gedanken, ein großes Feuer anzuzünden und das Knäuel zu verbrennen, dann könne der Freier es gewiß nicht wiederbekommen. Aber wie sie es ins Feuer warf, stand der Kamerad auf dem Sprung und fing es auf, ohne daß es jemand sah, denn er hatte den Dreischwestern-Hut auf. Als die Prinzessin eine Weile bei dem Troll gewesen war und es gegen Morgen ging, fuhr sie wieder heim. Der Kamerad saß wieder hintenauf, und die Heimreise ging rasch und gut. Als der Bursche zu Tafel geladen wurde, gab der Kamerad ihm das Knäuel. Die Prinzessin war noch spitzer und spöttischer als das erste Mal, und nachdem man gegessen hatte, kniff sie den Mund ganz schmal und sagte: »Könnte ich nicht vielleicht mein goldenes Knäuel wiederbekommen, das ich dir gestern gab?«
    »Ja«, sagte der Bursche, »das kannst du haben, hier!«, und er warf es auf den Tisch, daß er dröhnte und der König vor Schrecken hoch in die Höhe fuhr.
    Die Prinzessin wurde weiß wie eine Leiche, aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel und sagte, er habe seine Sache gut gemacht. Nun habe er nur noch eine kleine Probe zu bestehen: »Wenn du mir das, woran ich denke, bis morgen mittag beschaffen kannst, so sollst du mich haben und behalten.«
    Der Bursche kam sich vor wie ein zum Tode Verurteilter, denn es schien ihm ganz unmöglich zu wissen, woran die Prinzessin denke, und noch unmöglicher, den Gegenstand zu beschaffen. Und als er in seine Kammer kam, konnte ihn der Kamerad kaum beruhigen. Er sagte, er wolle die Sache wie die beiden ersten Male schon in die Hand nehmen. Schließlich beruhigte sich der Bursche und legte sich schlafen. Inzwischen ging der Kamerad wieder zu dem Schmied und ließ sich noch vierundzwanzig Pfund Eisen an sein Schwert anschmieden, und als das geschehen war, ging er in den Stall und hieb den Bock zwischen die Hörner, daß er an die andere Wand flog.
    »Wann reitet die Prinzessin heut nacht zu ihrem Liebsten?« sagte er.
    »Punkt ein Uhr«, meckerte der Bock.
    Als es Zeit war, stand der Kamerad mit seinem Dreischwestern-Hut im Stall, und nachdem sie den Bock eingerieben und ihren Spruch wie sonst auch gesagt hatte, ging es wieder durch die Luft davon, und der Kamerad saß hintenauf. Aber diesmal war er gar nicht sanft, sondern gab der Prinzessin bald hier einen Puff, bald dort einen Puff und beutelte sie fürchterlich. Als sie an die Felswand kamen, klopfte sie dreimal an, und der Berg öffnete sich, und sie fuhren hindurch bis zu ihrem Liebsten. Da beklagte sie sich sehr bei ihm und jammerte und sagte, sie hätte nicht gedacht, daß einen das Wetter so mitnehmen könne; es sei ihr vorgekommen, als fliege jemand mit, der auf sie und den Bock losschlüge, und sie sei gewiß am ganzen Leibe braun und blau, so bös sei er mit ihr umgegangen. Und dann erzählte sie, daß der Freier auch das Knäuel wieder gehabt habe. Wie das zugegangen war, konnte sich weder sie noch der Troll denken.
    »Aber weißt du, was ich mir ausgedacht habe?« sagte sie. Das konnte der Troll nicht wissen.
    »Ja«, sagte sie, »ich habe ihm gesagt, er solle mir das, woran ich denke, bis morgen mittag beschaffen, und das war dein Kopf. Glaubst du, lieber Freund, daß er das schaffen kann?« sagte die Prinzessin und tat dem Troll recht schön.
    »Das glaube ich nicht«, sagte der Troll, und er war seiner Sache ganz sicher und lachte und gluckste vor Vergnügen ganz bösartig, und er und die Prinzessin glaubten steif und fest, eher werde der Bursche aufs Rad geflochten und Futter für die Raben, als daß er den Kopf des Trolles herbeischaffen könne.
    Als es gegen Morgen ging, wollte die Prinzessin wieder nach Hause, aber sie hatte Angst, denn sie glaubte, es sei jemand hinter ihr her, und sie traute sich nicht allein zu reiten. Der Troll sollte sie begleiten. Er war auch bereit dazu und zog seinen Bock aus dem Stall – er hatte den gleichen wie die Prinzessin – und rieb ihn ein und salbte ihn auch zwischen den

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