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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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als ich sie starr ansah, da ist sie wirklich gelaufen, jetzt schleicht sie sich von der anderen Seite heran.«
    »Du hast keine Ahnung!« sagte der Kettenhund. »Aber du bist ja auch gerade erst zusammengeklatscht! Was du da siehst, das nennt man Mond; was weggegangen ist, das war die Sonne, sie kommt morgen wieder, sie wird dir schon beibringen, wie man in den Wallgraben läuft. Wir bekommen bald anderes Wetter, das kann ich in meinem linken Hinterbein merken, da sticht es. Das Wetter schlägt um!«
    »Ich verstehe ihn nicht!« sagte der Schneemann. »Aber ich habe so ein Gefühl, daß er etwas Unangenehmes sagt. Sie, die da glotzte und unterging, die er Sonne nennt, die ist auch nicht meine Freundin, das habe ich im Gefühl!«
    »Weg! Weg!« kläffte der Kettenhund, lief dreimal um sich selbst herum und legte sich dann in seine Hütte, um zu schlafen.
    Das Wetter änderte sich wirklich. Ein Nebel, ganz dick und feucht, legte sich in der Morgenstunde auf die ganze Gegend. Als es dämmerte, kam ein eiskalter Wind auf, der Frost biß ordentlich zu. Doch was für ein Anblick bot sich dar, als die Sonne aufging! Alle Bäume und Sträucher waren mit Rauhreif bedeckt, das war wie ein ganzer Wald von weißen Korallen; alle Zweige schienen wie mit strahlend weißen Blüten übersät. Jede einzelne der unendlich vielen und feinen Verzweigungen, die man im Sommer wegen der vielen Blätter nicht sehen kann, kam nun zum Vorschein; es war ein Spitzengewebe, so leuchtend weiß, als strömte aus jedem Zweig ein weißer Glanz. Die Hängebirke bewegte sich im Wind, so lebendig wie die Bäume zur Sommerzeit – es war eine unvergleichliche Pracht! Und als dann die Sonne schien, nein, wie funkelte das Ganze, als wäre es mit Diamantenstaub überpudert, und auf dem schneebedeckten Boden glitzerten die großen Diamanten, oder man konnte sie auch für unzählige, winzig kleine Lichter halten, noch weißer als der weiße Schnee.
    »Das ist wunderschön!« sagte ein junges Mädchen, das mit einem jungen Mann in den Garten kam und just neben dem Schneemann stehenblieb, um die schimmernden Bäume zu betrachten. »Etwas Schöneres gibt es im Sommer nicht zu sehen!« sagte sie mit leuchtenden Augen.
    »Und so einen Burschen wie den da gibt es dann gar nicht!« sagte ihr Begleiter und zeigte auf den Schneemann. »Das ist ein Prachtkerl!«
    Das junge Mädchen lachte, nickte dem Schneemann zu und tanzte dann mit ihrem Freund über den Schnee, der unter ihren Füßen wie Wäschestärke knirschte.
    »Wer waren die beiden?« fragte der Schneemann den Kettenhund. »Du bist schon länger auf dem Hof als ich, kennst du sie?«
    »Gewiß!« sagte der Kettenhund. »Sie hat mich doch gestreichelt, und er hat mir einen Fleischknochen gegeben; die beiße ich nicht.«
    »Aber was stellen sie hier vor?« fragte der Schneemann.
    »Brrrrr-rautleute!« sagte der Kettenhund. »Sie wollen in eine Hundehütte ziehen und zusammen Knochen nagen. Weg! Weg!«
    »Haben die beiden genausoviel zu bedeuten wie du und ich?« fragte der Schneemann.
    »Sie gehören doch zur Herrschaft!« sagte der Kettenhund. »Man ist wirklich sehr unwissend, wenn man gestern geboren wurde! Das kann ich dir anmerken! Ich habe Alter und Weisheit, ich kenne alle auf diesem Hof. Und ich habe eine Zeit gekannt, da stand ich nicht in der Kälte und an der Kette. Weg! Weg!«
    »Die Kälte ist herrlich!« sagte der Schneemann. »Erzähl, erzähl! Aber du darfst nicht mit der Kette rasseln, dann knackt es nämlich in mir!«
    »Weg! Weg!« kläffte der Kettenhund. »Ein Hündchen war ich, klein und niedlich, sagten die Leute. Da lag ich dort im Haus auf einem Samtstuhl, lag auf dem Schoß der höchsten Herrschaft, sie küßten mich auf die Schnauze und wischten mir die Pfoten mit einem gestickten Taschentuch; ich hieß ›Allerliebst‹ und ›Wauwilein‹, aber dann wurde ich ihnen zu groß! Da haben sie mich der Haushälterin gegeben, und so bin ich in die Kelleretage gekommen.
    Du kannst von deinem Platz aus hineinsehen, du kannst in die Kammer sehen, wo ich die Herrschaft war, denn das war ich bei der Haushälterin. Hier war es zwar kärglicher als oben, aber dafür auch angenehmer; ich wurde nicht gedrückt und von Kindern herumgeschleppt wie dort. Mein Futter war genauso gut wie vorher und viel reichlicher! Ich hatte mein eigenes Kissen, und dann war da ein Kachelofen, der ist zu dieser Zeit das Schönste auf der Welt! Unter den bin ich gekrochen, bis ich ganz verschwunden war. Oh, von diesem

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