Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
Da ist wohl die Armatur kaputt. Die Dichtung habe ich doch gestern erst ausgetauscht!« Sie seufzte. »Paula, bring mir doch bitte mal das Telefon, ja!«
Paula, die im Flur mit Billa gespielt hatte, stand vom Boden auf und rannte in die Küche. Augenblicke später kam sie mit dem Telefon zurück. »Wen rufst du denn an, Mama?«
»Unseren Vermieter, Herrn Marbach. Ich hoffe, heute hat er besseren Empfang mit seinem Handy. Obwohl ich glaube, es wäre besser, wenn ich gleich selbst den Klempner hole.« Sie runzelte die Stirn. »Nein, wir sind gerade erst eingezogen, da sollte er schon wissen, wenn etwas kaputt ist.«
»Mama, der Mario heißt auch Marbach.«
»Ich weiß, hier in der Stadt heißen ganz viele Leute so.« Hannah wählte und legte dann den Finger an die Lippen.
Paula grinste und ging wieder zu Billa, die abwartend mitten im Flur saß.
»Marbach?«
»Ja, guten Tag, Herr Marbach. Hier ist noch mal... huch!« Erschrocken hielt Hannah den Hörer ein Stück von ihrem Ohr weg, da es am anderen Ende rauschte und knackte. Dann schien der Motor einer großen Maschine anzuspringen. Sie runzelte die Stirn. »Entschuldigung, hier ist noch einmal Ihre neue Mieterin. Tut mir leid, wenn ich Sie schon wieder stören muss, aber die Armatur in unserem Gästebad ist undicht.«
Wieder rauschte es in der Leitung, dazwischen hörte sie ein paar Sprachfetzen.
»Wie bitte?«
»... Dichtung auswechseln.«
»Das habe ich schon gemacht, aber es hat nichts geholfen«, antwortete sie. »Wahrscheinlich muss die ganze Armatur ausgewechselt werden. Soll ich ... Was?«
»... schon wieder! ...kel schicken. Ich habe wirklich gerade keine ...«
»Hören Sie, Herr Marbach? Ich kann Sie nur sehr schlecht verstehen. Ich könnte selbst einen Klempner ...«
»Nein ... Verdammt! Ich schicke Ihnen ... Dann ... in Ruhe arbeiten ...« Wieder rauschte es und im Hintergrund heulte ein zweiter Motor auf.
»Du liebe Zeit! Ich wollte Sie wirklich nicht belästigen.« Hannah zog verärgert die Stirn in Falten. »Wo stecken Sie denn? Es ist so laut bei Ihnen.«
»... Arbeit, wo sonst? Ich werde nachher ... schicken.«
»Also gut, aber ich kann heute nicht...« Doch die Verbindung war bereits unterbrochen.
Verblüfft starrte Hannah den Hörer an. »Ich muss doch später noch zu meinem Kunden wegen der Bauzeichnung.« Sie schüttelte den Kopf. »Den Termin kann ich nicht einfach absagen, weil ich auf den Klempner warten muss.« Wieder seufzte sie und schaute genervt auf die Uhr.
»So ein Mist!«, fluchte er und schob sein Handy in die Brusttasche seiner Jacke. Dann wandte er sich wieder dem Tieflader zu, den er auf der schmalen Straße einzuweisen hatte. Der Ladekran auf dem LKW daneben machte einen ziemlichen Lärm. Er winkte dem Fahrer, der daraufhin zu ihm gelaufen kam. »Kann es sein, dass mit dem Kran etwas nicht stimmt? Der macht doch sonst nicht so einen Höllenlärm!«, rief er ihm zu.
Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Ja, mit dem Getriebe ist was nicht in Ordnung oder mit der Hydraulikpumpe«, rief er zurück. »Ich lasse das nachher durchchecken.«
Er nickte und winkte dem Fahrer, wieder zu seinem LKW zurückzukehren. Ausgerechnet heute musste diese Frau ihm schon wieder auf den Geist gehen. Als ob er den Nerv für eine kaputte Armatur hätte. Wenn das so weiterging, konnte er gleich eine Telefonzentrale für sie einrichten.
Er winkte den Tieflader langsam um eine Ecke. Schon lange war er nicht mehr in dem alten Haus gewesen. Hoffentlich gab es dort nicht noch mehr marode Ecken. Er wollte am liebsten mit diesem ganzen Haus nichts mehr zu tun haben – und mit dieser lästigen Mieterin, deren Namen er schon wieder nicht mitbekommen hatte, schon gleich gar nicht.
Nachdem der Tieflader an seinem Bestimmungsort angekommen war und das Motorengeräusch verklang, zog er erneut sein Handy hervor und tippte eine Nummer ein.
»Onkel Richard? Ich bin’s. Wie? Ja, ich weiß, dass ich hier schlechten Empfang habe. Könntest du mir wohl noch einmal einen Gefallen tun?«
5. Kapitel
»Mama, guck mal, da ist Mario!«, rief Paula und zupfte Hannah am Ärmel ihres Hexenkostüms. »Da, der Pirat!«
Hannah ließ ihre Blicke über die versammelten Kinder und Eltern gleiten und entdeckte schließlich einen kleinen blonden Jungen mit Stirnbinde und Augenklappe.
»Na, dann geh mal zu ihm, kleine Hexe!« Sie lachte und sah ihrer Tochter zu, wie sie quer durch den Raum auf Mario zurannte. Dabei zupfte sie gedankenverloren
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