Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
an ihrem eigenen Kostüm herum. Dass sich die Eltern zu dieser Feier ebenfalls verkleiden sollten, fand sie ein wenig übertrieben, andererseits auch lustig, wenn sie sich so ansah, welchen Aufwand einige Mütter oder Väter dabei betrieben hatten.
»Man könnte meinen, wir wären auf einer Karnevalsveranstaltung, nicht wahr?«, sagte eine männliche Stimme hinter ihr.
Erschrocken drehte sie sich um und sah sich Leon Marbach, ebenfalls mit Stirnbinde und Augenklappe, gegenüber. Sie musterte ihn überrascht, denn sein Kostüm glich exakt dem seines Sohnes, und an seiner Hüfte baumelte ein Spielzeugsäbel.
»Das Werk meiner Tante.« Er lächelte. »Sie ist Schneiderin.« Er warf einen Blick auf seinen Sohn, der inzwischen mit Paula und einem weiteren Jungen durch den Raum rannte. »Die freche Hexe da muss Ihre Tochter sein. Sie sieht Ihnen sehr ähnlich.«
»Ja, vor allem in diesem Kostüm.« Hannah lächelte.
»Nein. Oder, ja, natürlich. Aber sie hat die gleichen Haare und das gleiche Gesicht.« Er hielt kurz inne. »Ein hübsches Gesicht.«
Verlegen wich sie seinem Blick aus und sah ebenfalls den Kindern zu. »Ich wette, das sagen Sie zu allen alleinerziehenden Müttern.«
»Nur, wenn es der Wahrheit entspricht.« Wieder lächelte er. »Abgesehen davon leben in dieser Stadt nicht allzu viele alleinerziehende Mütter mit hübschen Gesichtern.«
»Nicht?«
»Nein. Möchten Sie etwas trinken? Da drüben gibt es Teufelspunsch.«
»Was?«
»Teufelspunsch. Den müssen Sie probieren. Bin gleich wieder hier.« Schon war er auf dem Weg zu dem kleinen Buffet, auf dem die Erzieherinnen und einige der Mütter Berge von Leckereien und Getränken aufgebaut hatten.
»Ein äußerst attraktiver Pirat, was?«, sagte eine junge Frau neben Hannah und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Ich sage Ihnen, wenn ich nicht glücklich verheiratet wäre ...« Sie verdrehte übertrieben die Augen und lachte dann herzlich. »Sie müssen Paulas Mutter sein, nicht wahr? Ich bin Renate Marbach, Vorsitzende des Elternbeirats. Meine Zwillinge sind in der gleichen Gruppe wie Ihre Tochter.«
»Noch eine Marbach!«, entfuhr es Hannah, und sie schlug erschrocken eine Hand vor den Mund, doch Renate schien das nicht zu kümmern. »Und nicht die Einzige in diesem Raum. Leon dort drüben und Anita heißen ebenfalls so.« Sie deutete auf eine der Erzieherinnen. »Aber wir sind nicht verwandt oder verschwägert. Dieser Nachname ist hier so was wie eine Seuche.« Sie grinste. »Oha, der Pirat kommt zurück. Kennen Sie ihn näher? Nicht? Na, ich wünsche Ihnen noch ein schönes Fest. Vielleicht möchten Sie ja, wenn Sie sich eingelebt haben, auch im Beirat mitmachen?«
»Vielleicht«, meinte Hannah unbestimmt, doch da war Renate bereits weitergezogen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Frau auf eine der anderen Mütter einredete und dabei in ihre Richtung blickte.
»In der Gerüchteküche köchelt es bereits«, sagte Leon, als er ihr eines der Punschgläser reichte. »Ich hoffe, Sie nehmen es Renate nicht übel, aber vermutlich wird innerhalb der nächsten zwanzig Minuten der gesamte Raum wissen, dass Sie sich mich geangelt haben.«
»Dass ich was?« Erschrocken sah sie ihn an.
»Na, vielleicht war es auch andersherum, wer weiß?« Leon lachte leise. »Der Elternbeirat – oder sollte ich in diesem Fall besser Mütterbeirat sagen – fungiert hier auch als eine Art Nachrichtenübermittlungsstelle. Aber keine Angst – sie sind harmlos.«
»Es lag nicht in meiner Absicht, mir irgendjemanden zu angeln. Sie eingeschlossen«, sagte Hannah spröde.
Leon nickte. »Sie wissen das, und ich weiß das. Aber eine erfundene Romanze ist für Renate und die anderen immer noch interessanter als gar keine. Wie finden Sie den Punsch?«
Hannah nippte an ihrem Glas und hob überrascht die Brauen.
Leon schmunzelte. »Mein Werk. Tomatensaft und Orange und ein bisschen schwarzweiße Magie.«
Als am anderen Ende des Raumes ein Glöckchen klingelte, zwinkerte er ihr zu. »Die Spiele fangen an. Geben wir dem Gerüchtesüppchen noch ein wenig Würze und schauen gemeinsam zu, oder haben Sie Angst, in Verruf zu geraten?«
Hannah war wirklich weit davon entfernt, sich einen Mann angeln zu wollen, dennoch genoss sie die Halloween-Feier und Leons Gegenwart. Obwohl es sonst nicht ihre Art war, nahm sie sogar seine Einladung an, nach dem Fest mit den Kindern noch eine Kleinigkeit essen zu gehen.
Nun saßen sie zu viert an einem ovalen Nischentisch bei
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