Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
entschieden ab. »Das ist nicht nötig. Wenn Sie mir sagen, wo Sie wohnen, werden wir schon hinkommen.«
Leon nickte, zog ein Stück Papier und einen Stift aus seiner Jackentasche und schrieb ihr die Adresse auf. »Das Forsthaus ist leicht zu finden. Es liegt gleich am Waldrand. Wenn Sie aus der Stadt hinausfahren, gibt es nur eine Straße, die direkt darauf zuführt.«
Sie standen auf und brachten ihre Tabletts weg. Dann hielt Leon Hannah und Paula die Tür auf. »Es war ein sehr netter Nachmittag.«
Hannah nickte und zog den Reißverschluss an Paulas Anorak zu. »Das war es wirklich. Danke noch mal für die Einladung zum Essen.«
»Keine Ursache. Und denken Sie daran: Das war kein Köder.« Er zwinkerte, nickte ihr noch einmal zu und ging, Mario an der Hand, davon.
»Paulas Mama ist nett«, hörte sie Mario sagen.
»Das ist sie«, antwortete Leon.
»Paula ist meine Freundin«, zwitscherte der Junge weiter. »Ist ihre Mama deine Freundin?«
»Bisher nicht«, antwortete Leon ihm.
Was er weiter sagte, konnte Hannah nicht mehr verstehen. Sie sah ihm einen Augenblick nach, doch Paula zupfte bereits an ihrem Ärmel.
»Mama, Billa, wartet bestimmt schon auf uns. Darf ich sie zu Mario mitnehmen?«
6. Kapitel
»Warum?«, fragte Mario.
»Was warum?« Leon bemühte sich nach Kräften, sich nicht noch einmal zu Hannah und Paula umzudrehen. Es war besser, nicht gleich zu viel Interesse zu zeigen. Schon gar nicht bei einer so attraktiven Frau wie Hannah, die anscheinend genau wusste, was sie wollte. Eine Männerbekanntschaft schien nicht dazuzugehören. Möglicherweise war sie ja auch bereits liiert, auch wenn sie nichts dergleichen angedeutet hatte.
»Warum ist Paulas Mama nicht deine Freundin?«
Leon riss sich von seinen Gedanken los und blickte seinem Sohn ins Gesicht. »Weil ... Erwachsene sich nicht so schnell anfreunden wie Kinder.«
»Warum nicht?« Mario ließ seine Hand los und rannte ein paar Schritte voraus, kehrte jedoch gleich wieder um und hüpfte neben seinem Vater her.
Leon seufzte. »Das ist schwer zu erklären, Mario. Erwachsene sind viel vorsichtiger als Kinder und brauchen länger, um herauszufinden, ob sie jemanden mögen oder nicht.«
»Weißt du denn nicht, ob du sie magst?« Mario blickte neugierig zu ihm auf.
Leon ließ sich Zeit mit seiner Antwort, denn ihm war tatsächlich noch nicht ganz klar, was er von Hannah halten sollte. Vielleicht war er auch einfach schon viel zu lange alleine, um seine Reaktion auf sie richtig einschätzen zu können. Und möglicherweise gefiel ihm das Ergebnis seiner Überlegungen auch gar nicht.
»Was denn jetzt?«, drängelte Mario ungeduldig.
»Ich finde sie sehr nett und ... ja, ich denke, ich mag sie auch«, rang er sich zu einer Antwort durch, weil er wusste, dass sein Sohn sonst keine Ruhe geben würde. »Das muss aber noch lange nicht heißen, dass sie meine Freundin ist. Und im Übrigen wissen wir ja auch gar nicht, ob sie das sein möchte, nicht wahr?«
»Ich kann sie ja am Samstag fragen«, schlug Mario eifrig vor.
Leon lachte. »Nein, das lässt du schön bleiben. Komm, lass uns noch auf einen Sprung bei Tante Agnes reinschauen und ihr erzählen, wie toll unsere Kostüme heute angekommen sind.«
»Mama, Billa ist weg!« Paula rannte aufgeregt durch das Haus, nachdem Hannah die Tür aufgeschlossen hatte.
»Vielleicht hat sie sich irgendwo versteckt«, meinte Hannah und zog ihre Jacke aus. »Sie kann doch gar nicht aus dem Haus heraus. Hast du unter deinem Bett nachgesehen?«
Paula kam die Treppe herabgesprungen und schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht da, Mama. Bestimmt ist sie kurz in den Himmel hochgeflogen. Engel können das, und sie können auch durch Wände gehen, wenn sie wollen.«
»Das ist doch Unsinn, Paula«, erwiderte Hannah und machte sich selbst auf die Suche. Doch Paula hatte recht, die Hündin war nirgends zu finden. Die Näpfe mit Futter und Wasser standen unberührt neben dem Heizkörper in der Küche.
Hatten sie vor ihrem Fortgehen versehentlich kurz die Tür offen stehenlassen? Und war Billa dabei heimlich entwischt? Es musste wohl so sein.
Mit gerunzelter Stirn überlegte sie, ob sie Silke oder das Tierheim verständigen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. Vielleicht tauchte Billa ja wieder auf. Falls nicht, war morgen früh noch Zeit, dort Bescheid zu geben.
Sicherheitshalber öffnete sie die Hintertür und trat in den Garten hinaus, doch das wenige Licht, das aus dem Flur auf die
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