Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
die Geschenke, die sie gerne kaufen wollte. Gedankenverloren blickte sie über den kleinen Ententeich, in dem sich die Sonne glitzernd spiegelte.
Plötzlich bellte Billa laut und freudig, und Hannah erschrak, als die Hündin lospreschte und ihr die Leine mit einem Ruck aus der Hand riss.
»Halt, Billa! Wo willst du denn hin?« Sie lief hinter ihr her, blieb aber gleich wieder stehen und beobachtete verblüfft, wie das Tier auf ein an der Straße geparktes Auto zurannte und den Mann, der gerade ausgestiegen war, freudig umtänzelte.
»Na, wenn das nicht der Besitzer ist«, schmunzelte Hannah und ging langsam auf den Fremden zu. Als sie sein Gesicht erkennen konnte, merkte sie jedoch, dass der Mann offenbar zutiefst erschrocken war.
Eilig rannte sie die letzten Schritte. »Entschuldigen Sie, Billa ist mir einfach ausgerissen, als sie Sie sah«, begann sie und musterte den Mann neugierig. Er war mehr als einen halben Kopf größer als sie, schlank und wirkte sehr sportlich. Die schwarzen Jeans, Wanderschuhe und das am Kragen schon etwas abgeschabte Holzfällerhemd unter seiner Cordjacke ließen darauf schließen, dass er nicht gerade Pause von einem Bürojob machte.
Etwas verwirrt blickte er sie an. »Billa?«
»Mein ... der Hund ... Entschuldigen Sie bitte«, wiederholte Hannah. »Ich dachte, Sie seien vielleicht der Besitzer, weil Billa so freudig zu Ihnen gelaufen ist.« Als sie merkte, dass er ihr nicht folgen konnte, fügte sie hinzu: »Billa ist uns vor ein paar Tagen zugelaufen, und wir suchen jetzt nach dem Besitzer.«
»Ach.« Er fuhr sich, anscheinend noch immer verwirrt, durch sein kurzes blondes Haar.
»Sie sind also ganz offensichtlich nicht Billas Herrchen.«
»Ich? Nein.« Nun sah der Mann sie zum ersten Mal richtig an und lächelte. »Nein, das bin ich nicht. Ich war nur etwas überrascht, weil... Der Hund sieht aus, wie ... Na ja, es klingt verrückt, aber meine Großeltern hatten eine Hündin, die haargenau so aussah. Ist schon sehr lange her. Und sie hieß Sybilla.«
»Das ist wirklich ein Zufall«, stimmte Hannah zu und lächelte zurück. »Ich frage mich nur, warum sie zu Ihnen gerannt ist, wenn sie Sie nicht kennt.«
Er hob die Schultern. »Tiere tun manchmal die merkwürdigsten Dinge. Gehen Sie oft hier spazieren?«
»Ich bin mit meiner Tochter gerade erst in die Stadt gezogen«, antwortete sie und biss sich sofort verärgert auf die Lippen.
Der Mann hatte ihren Gesichtsausdruck wohl bemerkt, denn er musterte sie aufmerksam. »Stimmt etwas nicht?«
Hannah schüttelte den Kopf und lachte dann über sich selbst. »Nein, es ist nichts. Aber meine Freundin Silke hätte mir jetzt vermutlich einen Tritt gegen das Schienbein verpasst. Erzähle nicht gleich im ersten Atemzug, dass du eine Tochter hast und alleinerziehend bist! Das predigt sie mir ständig.«
»Ist das denn ein Verbrechen?« Der Mann schmunzelte. »Aber wenn es die Angelegenheit entschärfen sollte, gebe ich am besten gleich zu, dass ich ebenfalls einen Sohn habe.«
»So?«
»Und dass ich alleinerziehender Vater bin.« Er zwinkerte ihr zu. »Von solchen Bemerkungen lasse ich mich also nicht so leicht in die Flucht schlagen.« Er streckte die Hand aus. »Leon Marbach.«
Nun doch etwas verlegen ergriff sie seine Hand. »Hannah Mayer.« Sie hielt kurz inne. »Verrückt, bisher dachte ich immer, Mayer sei ein Allerweltsname. Aber ...«
Er grinste. »Vermutlich haben Sie das Telefonbuch aufgeschlagen und die anderthalb Seiten füllenden Einträge unter Marbach entdeckt. Ungeheuerlich, ich weiß. Und dabei sind wir noch nicht einmal alle miteinander verwandt. Aber Mayers gibt es bei uns auch einige – in allen Schreibweisen.«
Billa, die sich inzwischen wieder brav neben Hannah gesetzt hatte, stand auf und begann, die beiden zu umtänzeln.
Hannah hob die Leine vom Boden auf. »Ich muss jetzt weiter, meine Tochter vom Kindergarten abholen.«
»Der städtische Kindergarten?«
»Ja, warum?«
»Dann sehen wir uns ja bald wieder.« Er blinzelte ihr erneut zu. »Ich gehe doch davon aus, dass Sie sich die große Halloween-Feier nicht entgehen lassen werden?«
»Nun sagen Sie bloß, Ihr Sohn ...«
»... ist in der Eulengruppe, ja. Er ist fünf.« Sein Grinsen wurde zu einem intensiven Lächeln. »Dann sehen wir uns also dort?«
4. Kapitel
»Ach herrje, was ist das denn?« Hannah versuchte, den Wasserhahn in dem kleinen Gästebad zuzudrehen, doch das Tropfen hörte nicht auf. »Das fehlte jetzt aber gerade noch.
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