Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
auszusetzen, als sie Leon vor ihrem Gartentor stehen sah. Langsam ging sie die wenigen Stufen in den Vorgarten hinab und wich Mario aus, der, als er Paula gesehen hatte, begeistert zu ihr hinrannte.
Hannah blieb ein paar Meter vor Leon stehen. »Guten Abend«, sagte sie und wünschte sich, ihre Stimme würde weniger spröde klingen. »Bist du gekommen, um dich zu überzeugen, dass unser Strom tatsächlich ausgefallen ist?«
Überrascht hob er den Kopf. »Ja – ich meine nein. Ich wollte ... Woher weißt du ...? Hast du etwa die ganze Zeit ...?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und trat nun doch etwas näher zu ihm heran. »Ich habe es nicht gewusst. Erst als ich heute im Keller ein paar Bilder und Unterlagen gefunden habe ...« Sie hielt inne und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich habe Yvonnes Briefe gelesen.«
Sein Blick flackerte kurz, doch er wandte ihn nicht ab. »Es tut mir leid. Ich habe mich kindisch benommen.«
»Nein.« Sie lächelte. »Doch, das hast du. Wenn du früher hier aufgekreuzt wärest, hättest du gewusst, warum ich so ungern Besuch empfange. Dieses Haus ist das glatte Gegenteil von gemütlich. Und ich bin Architektin, da sollte man meinen ...« Sie zuckte mit den Schultern.
Schweigend sahen sie einander an.
Mario und Paula tollten mit Billa noch immer wild im Vorgarten herum und hinterließen ein wildes Durcheinander von Fußstapfen im Schnee. »Ist dein Papa noch da, Paula?«, fragte Mario gerade.
Paula blieb stehen. »Nee, der ist schon lange wieder weg. Aber er hat mir ein tolles Geschenk mitgebracht. Ein Tele... Tele... so ein Ding, mit dem kann man die Sterne angucken. Vielleicht sogar den Weihnachtsstern vom Christuskind. Soll ich es dir zeigen? Und Tante Birgit hat mir einen Pullover gestrickt. Ganz toll mit Ringelstreifen. Aber jetzt sind sie schon wieder nach Hause gefahren. Komm, ich zeige dir alle meine Geschenke. Mama, dürfen wir reingehen?«
Hannah nickte. »Sicher, Schatz, aber nehmt euch die Decken, wenn es euch zu kalt wird. Und seid vorsichtig mit dem Teleskop!« Als Leon einen Schritt auf sie zu machte und seine Hände auf ihre Schultern legte, begann ihr Herz heftig zu pochen.
»Ich bin ein Vollidiot«, sagte er.
Hannah nickte. »Das bist du.«
»Kannst du ... Ich meine, hältst du es für möglich ...«
Sie sah ihm ernst in die Augen. »Dass ich dir verzeihe?«
»Das ist zu viel verlangt, nicht wahr?« Leon ließ die Schultern hängen und zog seine Hände zurück.
»Das kommt darauf an«, meinte sie. »Vielleicht, wenn du endlich dieses Haus renovieren lässt...«
Leon sah sie lange an und lächelte dann zaghaft. »Das könnte ich machen. Aber ... es wird eine Weile dauern, und bis dahin solltet ihr euch eine andere Bleibe suchen.« Als sie nicht reagierte, seinem Blick jedoch unverwandt standhielt, atmete er tief ein. »Fürs Erste könnte ich euch mein Gästezimmer anbieten.«
»Ich muss irgendwo arbeiten«, sagte sie mit ernster Miene.
»Unterm Dach habe ich zwei Räume, von denen man leicht eines als Büro einrichten könnte. Provisorisch, meine ich. Ein Tisch, einen Stuhl, ein paar Regale ... Das Zimmer hat sogar ein Oberlicht.«
Hannah verzog ihre Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. »Das klingt wie ein gutes Angebot ... für den Übergang.«
»Dann bist du einverstanden?« Hoffnungsvoll blickte Leon ihr in die Augen.
»Unter einer Bedingung.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Wir siedeln noch heute Abend zu euch über. Ich habe nämlich keine Lust mehr, mir den Hintern abzufrieren.«
Leon lachte erleichtert auf und zog sie in seine Arme. »Verdient habe ich das nicht.«
»Stimmt.«
Er tat einen halben Schritt zurück und musterte sie entrüstet. »Musst du mir dauernd zustimmen?«
»Nur, wenn du recht hast.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Er ergriff ihre Hände. »Weißt du, ich überlege gerade, ob es wirklich sinnvoll wäre, das Dachzimmer nur provisorisch herzurichten. Als Atelier wäre es geradezu ideal und ... Man könnte es richtig professionell einrichten.«
»Ach ja?«
Er nickte. »Das lohnt sich aber nur, wenn ...«
»Wenn was?«
»Wenn ihr für ganz bleibt.« Er zog sie wieder näher an sich. »Ist das verrückt?«
»Ja, ist es. Wir kennen uns erst seit ein paar Wochen.« Hannah küsste ihn erneut. »Aber in Anbetracht der Tatsache, dass gute Ateliers rar sind ...« Sie küsste ihn noch einmal. »Außerdem müssen wir doch dem Mütterbeirat im Kindergarten neuen Gesprächsstoff
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