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Weihnachten mit Mama

Weihnachten mit Mama

Titel: Weihnachten mit Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thanner
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bereits kurz nach der Geburt übergestreift. Er schenkte Champagner aus, kredenzte weihnachtliches Gebäck, von dem kaum jemand nahm, weil alle schon seit Wochen übersättigt waren von dem süßen Zeug. Trotzdem, es gehörte dazu, zum Aufwärmritual von Weihnachten. Also knabberte Oma mit ihren Dritten pflichtschuldig an einem der vom Zuckerguss verschonten Zimtsterne, Charlotte mit ihren Mausezähnchen an einem Vanillekipferl, dessen auf das Backwerk noch einmal neu aufgetragener Puderzucker so ausgelassen auf ihr mitternachtsblaues Kleid stäubte, dass sie den halben Abend mit säubernden Handbewegungen beschäftigt war.
    Weihnachtsbaum, Geschenkepyramide und Krippe erfuhren von allen Gästen Anerkennung und Respekt. Jules und Jim hatten es sich auf dem riesigen Sofa bequem gemacht, wo sie sich in die Abenteuer vertieften, die ihnen ihre Gameboys boten. Wahrscheinlich mit Spongebob oder wie diese Schwämme heißen.
    Dorle und Max, die schließlich wie frisch Verliebte hereinrauschten, senkten das Durchschnittsalter der Veranstaltung drastisch. Sie sorgten schon optisch für Aufhellung und Verjüngung. Max trug über einem blütenweißen Leinenhemd einen Trachtenjanker, der ihm verflucht gut stand; Dorle sah mit ihrem entzückenden, eng anliegenden cremeweißen Ensemble mit Pelzbesatz aus wie eine russische Eisprinzessin. Die von der Kälte draußen geröteten Wangen gaben ihr das Aussehen einer Zuckerfee. Sie setzte sich neben ihren Freund, ergriff dessen Hand, die sie nun kaum mehr loslassen sollte und strich ihm immer wieder vorwitzig in die Stirn fallende Haare zurück. Ihre immensen gegenseitigen körperlichen Anziehungskräfte waren den ganzen Abend über spürbar.
    Na, schön, die Rollen der jugendlichen Liebhaber waren besetzt. Jeder hatte seinen Platz gefunden. Bis auf Laura. Wir wussten, dass ihr Flieger, mit dem sie aus Acapulco angeflogen kam, wo sie ein unvermeidliches Fotoshooting gehabt hatte, erst gegen achtzehn Uhr auf dem Münchner Flughafen landete. Und sicherlich hatte sie Verspätung. Laura hatte immer Verspätung, traf stets abgehetzt ein, das gehörte zu ihrem Lebensstil. Ein Model halt.

16
    Schau mal, er meint es doch nur gut
    N un wollen wir aber mal was richtig Weihnachtliches süffeln.« Robert blickte mit leichter Verachtung auf den Champagner, der vor ihm stand, obwohl er bereits drei Gläser davon intus hatte. »Gibt’s Punsch?«, fragte er in die Runde.
    Mama schüttelte indigniert den Kopf.
    »Na, dann darf ich euch wohl mit meiner neuesten Kreation überraschen. Ja?« Er wartete die Antwort auf sein Angebot nicht ab, stürzte in den Flur und kam mit zwei Sechser-Packs seiner Limonade zurück in den Salon.
    » Voilà … Robert Siebenschöns Beitrag zum gelungenen Fest. Francis … bitte neue Gläser!«
    Francis hüstelte vernehmlich, folgte aber der Aufforderung. Er hatte schon mitbekommen, dass man Roberts Zumutungen am besten eiligst nachkam. Er holte vierzehn Saftgläser aus dem Vertiko und stellte vor jeden Gast eines hin. Robert verteilte die Flaschen seiner neuesten Limonade, und jeder öffnete sie und goss sich ein. Bayerischer Weihnachtsapfel stand auf der Flasche. Mit feinen Wintergewürzen. 100 % Frucht ohne Zuckerzusatz. Und dann, kleingedruckt: Bayerischer Weihnachtsapfel wird nach hauseigener Rezeptur aus Apfel-Direktsaft und Orangensaft zubereitet. Fein abgestimmt mit Auszügen von winterlichen Gewürzen und angereichert mit Vitamin C ist dieser Saft sowohl kalt als auch heiß ein Genuss. Ideal für die Winterzeit!
    »Na, dann … Prost!«, trompetete Robert, der stehen geblieben war, als wollte er eine Ansprache halten. Die Gäste prosteten ihm zu, nahmen einen mehr oder weniger couragierten Schluck – Charlotte nippte nur leicht – und erwarteten die ihnen in Aussicht gestellte weihnachtliche Geschmacksexplosion.
    »Na, Leute? … Na?«, rief Robert. »Ist das was?«
    Papa verzog säuerlich das Gesicht. Er stöhnte leise, fast unhörbar. Vielleicht stöhnte auch nur sein Magen.
    Mama wiegte den Kopf, als wollte sie sagen: Der Junge gibt sich immer so viel Mühe, das muss man honorieren.
    Oma kippte das Glas in einem Zug hinunter. »Oh, mein Gott!«, entfuhr es ihr.
    Bernhard ächzte vernehmlich, doch er bemühte sich, es noch irgendwie anerkennend klingen zu lassen.
    Karin, die die sich anbahnende kollektive Ablehnung mit untrüglich weiblichem Gespür ahnte, versuchte gegenzusteuern: »Das schmeckt doch ziemlich klasse … so weihnachtlich.«
    »Ja, klasse,

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