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Weihnachten mit Mama

Weihnachten mit Mama

Titel: Weihnachten mit Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thanner
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nicht wahr?«, heischte Robert Lob von der Runde. Er wandte sich mir zu. »Und … Hansi, Bruderherz … wie schmeckt’s dir?«
    Ich hasste es, wenn er mich Hansi nannte. Oder Johnnie. Oder Joe. Oder was ihm sonst an Verniedlichungen meines hübschen Vornamens einfiel.
    Ich räusperte mich francisartig. Das Gesöff schmeckte tatsächlich weihnachtsmarktähnlich. Irgendwie, als sei dem Glühwein der Alkohol abhandengekommen. Ja, Bayerischer Weihnachtsapfel schmeckte wie kalter, abgestandener Glühwein aus einem halb verfaulten Holzfass. Oder genauer: wie der vor sich hin müffelnde Socken des Weihnachtsmanns. Das Zimtgewürz war besonders durchdringend. Ich bin immer skeptisch, wenn ich auf Verpackungen von Produkten der Lebensmittelindustrie den wenig verheißungsvollen Satz Kalt & heiß ein Genuss lese. Meistens schmeckt es dann kalt ganz grauenhaft.
    »Tja … Bobbie … was soll ich sagen? Superb!« Ich würde ihm Hansis Show liefern, wenn er sie unbedingt wollte. Und verfiel flugs in den verträumten Tonfall eines Weinkosters. »Volles Apfelaroma mit rauchiger Note. Im Körper von seraphischer Süße.« Ich nickte anerkennend. »Und zugleich fruchtiger Säure. Mit glockenhellem, leicht orangigem Abgang.« Ich rülpste vernehmlich, denn der Weihnachtsapfel hatte – ziemlich unbayerisch, wie ich fand – ganz schön Kohlensäure getankt.
    Alle lachten.
    Robert beschloss, die Parodie kurzerhand als Kompliment zu werten. Er lachte sein gutturales, gutmütiges Lachen. Aber er hatte alle Signale missverstanden und beging den unverzeihlichen Fehler, auch Charlotte, die bislang beharrlich geschwiegen hatte, um ihr Urteil zu bitten: »Und du, liebes Tantchen … wie mundet’s dir?«
    Riskant, riskant. Denn das liebe Tantchen war ja nicht gerade für Rücksicht und Reserviertheit bekannt, eher für gnadenlose Urteile, die sie für einen besonderen Ausweis ihrer Ehrlichkeit hielt.
    »Also, wirklich«, hob sie an. »Robert, ich muss schon sagen …«
    »Ja, Tantchen?« In das Gesicht meines Bruders trat ein Anflug völlig ungerechtfertigter Erwartungsfreude.
    »… einfach grauenhaft!«
    Roberts Gesichtszüge entglitten langsam wie ein Regionalzug zwischen Traunstein und Wasserburg. Sozusagen in Zeitlupe. Und crashten schließlich in völligem Unverständnis. Hatte er sich verhört? Hatte sie wirklich gerade »grauenhaft!« gesagt?
    »Also, wirklich«, wiederholte er die Eingangsworte des lieben Tantchens. »Charlotte, ich muss schon sagen …«
    »Ja, wirklich, Charlotte«, sekundierte Mama. »Das kannst du nicht ernst meinen.«
    »Kann ich nicht? Kann ich nicht?«, echauffierte sich die Angesprochene, die gewohnt war, jeglichen Widerspruch ihrer jüngeren Schwester im Keim zu ersticken.
    »Nein!«, sagte Mama bestimmt. »Robert hat sich wirklich Mühe gegeben mit seinem Weihnachtsapfel . Das musst du doch auch einfach mal anerkennen.«
    »Muss ich?«, ätzte Charlotte. »Warum denn? Dieses Gesöff ist ungenießbar. Un-ge-nieß-bar , sage ich. Weihnachtsapfel … dass ich nicht lache! Brackwasser mit Apfelgeschmack.«
    Mama holte scharf Luft. Doch das Bedürfnis, ihren Sohn vor den ungerechtfertigten Angriffen seiner Tante in Schutz zu nehmen, musste vor dem wohl etwas stärkeren Wunsch, den fragilen Weihnachtsversöhnungsfrieden zu halten, kapitulieren.
    »Ich bin wenigstens ehrlich«, schloss Charlotte. »Ich sage nun mal, wie es ist.«
    Dann versuchte Mama, die inzwischen ziemlich aufgeheizte Situation mit einer Beschwichtigung zu entspannen.
    »Lass es gut sein, Lotte. Schau mal, Robert meint es doch nur gut …«
    »Nenn mich nicht Lotte! Nenn mich nicht Lotte!«
    Wie so oft schlug Papa eine Bresche in die sich abzeichnende Eskalation. Der große Versöhner befand kurz und bündig: »Beruhigt euch, Kinder. Sagen wir es so … es ist ein Anfang. Durchaus verheißungsvoll. Eine kleine Korrektur der Rezeptur hier und da … und daraus wird der Weihnachtshit von Oberbayern!«
    Den dankbaren Blick, den Robert seinem Vater zuwarf, werde ich nie vergessen. Er dröhnte: »Genau! Wir verkaufen das Zeug hektoliterweise. Es ist der Renner der Saison. Fünfundzwanzig Prozent Rendite, wo gibt’s das noch?«
    »Du hättest bei diesem Zeug nicht an edlen und feinen Gewürzen sparen sollen. Wer ist dein Kellermeister? Frankenstein?«, giftete Charlotte weiter.
    »Was verstehst du schon davon?«
    »Ich bin nur eine Konsumentin, lieber Robert. Wie wir alle. Aber mir kannst du das nicht andrehen. Mir nicht!« Charlotte verzog ihren

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