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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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ganze Welt.“
    „Sehr lustig. Du kannst dich ja zu uns gesellen“, schlug sie vor.
    „Uns?“
    „Den Freiwilligen an der Kirche.“
    „Das ist aber eine ganz schön lange Fahrt für mich“, erwiderte Janet.
    Eine Fahrt, die sie ihrer Schwester, ohne mit der Wimper zu zucken, zugemutet hatte, dachte Maureen. Sie versuchte, sich nicht zu ärgern. „Mach dir einen schönen Abend, Janet“, sagte sie.
    „Ja, mach ich. Hab dich lieb.“
    Maureen hatte das Glück, zu einer Familie zu gehören, in der jeder jeden liebte. Ihre Eltern hatten sich auf dem College ineinander verliebt und sich in Avalon niedergelassen, weil es ein Ort von natürlicher Schönheit war, in den sie ganz viele Kinder setzen wollten, die umgeben von der Sicherheit einer Kleinstadt und dem Reichtum der Natur aufwachsen könnten. Alle ihre fünf Kinder lebten immer noch direkt in Avalon oder in unmittelbarer Nähe.
    Das Leben für die Davenports war nicht immer einfach gewesen. Ganz im Gegenteil. Ihre Mutter war an einem Virus gestorben, der ihr Herz angegriffen hatte. Stan Davenport, Direktor an einer Highschool, stand von jetzt auf gleich alleine mit einem Haus voller Kinder da. Maureen war damals erst fünf Jahre alt gewesen. Sie erinnerte sich noch lebhaft an den Schmerz des Verlustes. Eine Erinnerung, so deutlich wie ein altes Foto. Meredith hatte so sehr geweint, dass sie sich hatte übergeben müssen, und Guy hatte den Namen ihrer Mutter in einer endlosen Reihe von Schluchzern ausgestoßen: „Mama, Mama, Mama.“ Ihr Vater hatte mit zuckenden Schultern am Esstisch gesessen, den Kopf in die Hände gestützt. Janet und Renée hatten sich an ihn geklammert; sie waren noch zu jung gewesen, um mehr zu verstehen, als dass ihre Welt in einem einzigen Moment in sich zusammengebrochen war. So jung wie Maureen auch war, hatte sie dennoch alles verstanden. Ihr Dad war ihr wie ein Fremder vorgekommen. Ein total Fremder, der in das falsche Haus zur falschen Familie gekommen war.
    Mit der Zeit hatten sie alle gelernt, wieder zu lächeln und Freude im Leben zu finden. Und irgendwann hatte ihr Vaterdann Hannah geheiratet, die die Kinder anbetete und sie so entschlossen und hingebungsvoll bemutterte, als hätte sie sie selber zur Welt gebracht. Einer der Gründe, weshalb Maureen Weihnachten so sehr mochte, war, dass Hannah sich jedes Jahr am Weihnachtstag Zeit nahm, um sich mit jedem Kind einzeln an seine Mutter zu erinnern. Das bedeutete oft Tränen, manchmal sogar Wut, aber vor allem lebte ihre Mutter so in ihren Herzen weiter, egal, wie lange sie schon fort war.
    Erst jetzt, als Erwachsene, konnte Maureen Hannahs großzügige Geste wirklich würdigen. Sie waren eine eng verbundene Familie, und diese Zeit des Jahres war perfekt, um sich an die vielen Dinge zu erinnern, für die sie dankbar waren. Sogar im Angesicht der größten beruflichen Katastrophe ihres Lebens konnte sie sich noch gesegnet fühlen.
    Maureen liebte alles an Weihnachten – die beißende Kälte und das Knirschen von Schnee unter ihren Füßen. Den Duft von gebackenen Keksen und das Funkeln der Lichter in den Schaufenstern und an den Hausdächern. Die alten Lieder, die aus dem Radio schwebten, die sentimentalen Filme im Fernsehen, Stapel von Weihnachtsbüchern auf den Tischen der Bücherei, die von Kindern gemalten Bilder, die sie ausstellte. Das fröhliche Klimpern der Münzen in den Blecheimern der Heilsarmee und die Gemeinschaft von Menschen, die zusammen an Projekten für die Feiertage arbeiteten.
    All das gab ihr das Gefühl, Teil von etwas zu sein. All das ließ sie sich sicher fühlen. Ja, sie liebte Weihnachten.

5. KAPITEL
    E ddie Haven konnte Weihachten nicht ausstehen. Es war seine eigene private Hölle. Seine Aversion hatte in jungen Jahren angefangen und war im Laufe der Zeit nur stärker geworden. Was nicht erklärte, wieso er auf dem Weg war, vor der Herz-der-Berge-Kirche eine Krippe aufzubauen.
    Zumindest musste er nicht alleine gehen. Seine Mitfahrer waren drei Brüder, die in der örtlichen Highschool als „gefährdet“ eingestuft worden waren. Eddie hatte dieser Begriff noch nie gefallen. Soweit er das beurteilen konnte, war, alleine Teenager zu sein, schon gefährlich. Heute Abend waren die drei seine ungleichen Verbündeten, und im Moment stritten sie über nichts, wie Brüder das wohl taten. Heute ging es nur darum, die Jungs beschäftigt zu halten. Einer der Hauptgründe, warum sie als gefährdet eingestuft worden waren, war, dass sie zu viel Zeit hatten.

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