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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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sie haben ein paar Verträge unterschrieben, ohne genau zu wissen, wofür sie damit zustimmten, und keiner von uns hat je einen Dollar gesehen. Es ist schon lange her“, fügte er an. „Seitdem ist viel Wasser unter der Brücke durchgeflossen.“
    „Sind Sie nicht in irgendeiner Art Wohnheim aufgewachsen?“, fragte Moby. „Das habe ich zumindest gehört.“
    Eddie lachte. „Eine Wohngemeinschaft, kein Heim. Das ist ein Unterschied.“ Seine Eltern hatten noch das Ende der radikalen Sechziger mitbekommen und sich eine Zeit lang aus der Gesellschaft ausgeklinkt. Die Siebziger hatten sie in einer Kommune in einer weit von der Zivilisation entfernten, ländlichen Gegend der Catskills verbracht. Sie waren überzeugt davon, dass ein einfaches und selbstgenügsames Leben direkt ins Nirwana führen würde. Eddie war in einer selbst gezimmerten Hütte ohne Strom und fließend Wasser geboren worden. Seine Mutter war nur von einer Hebamme und einem Dutzend singender Geburtsbegleiterinnen unterstützt worden. Er fragte sich, was die Veltry-Brüder wohl sagen würden, wenn sie den Namen erführen, der auf seiner Geburtsurkunde stand. Der hatte mit Eddie rein gar nichts zu tun. „Eine Wohngemeinschaft oder Kommune basiert auf der Idee, dass die Gemeinschaft die Kinder aufzieht, nicht nur die Eltern“, erklärte er den Jungen. „Ich wurde auch zu Hause unterrichtet. Die Gruppe ist nach einer Weile auseinandergefallen, aber zu dem Zeitpunkt hatten meine Eltern schon eine Show entwickelt, mit der sie durchs Land zogen. Wir waren viel unterwegs.“
    „Muss für Sie echt Scheiße gewesen sein“, sagte Randy.
    Das war es für Eddie auch gewesen, aber seine Arbeit mit Kindern wie diesen drei Brüdern hatte ihm gezeigt, dass alles im Leben relativ war. Verglichen mit den Veltrys waren seine Probleme lächerlich gewesen. Zumindest hatte er beide Elternteilegehabt. Nach Aussage von Eddies Freund Ray Tolley, der bei der örtlichen Polizei arbeitete, waren die Brüder öfter in wechselnden Pflegefamilien als zu Hause. Eddie wusste den genauen Grund dafür nicht, und er wollte auch nicht nachfragen. Die Jungen hatten ihren Vater nie kennengelernt, und ihre Mutter schaffte es einfach nicht, mal für längere Zeit nicht ins Gefängnis zu kommen.
    Als Eddie in ihrem Alter gewesen war, hatte seine größte Sorge darin bestanden, seine Eltern und das Erbe der Haven-Familie unbeschadet zu überstehen. Er kam aus einer langen Reihe von Entertainern, die sich über Generationen bis zu Edvard Haszczak zurückverfolgen ließ, einem Zirkusakrobaten, der als blinder Passagier mit einem Frachtschiff über die Ostsee geflohen war. Nachdem er in Amerika angekommen war, hatte Edward seinen unaussprechlichen Nachnamen geändert und eine Familie voller Künstler gegründet. Eddies Urgroßeltern waren Varietésänger gewesen, seine Großeltern Schlagersänger, und Eddies Eltern waren ein halbwegs berühmtes Pärchen, das in den 1960ern in einer kitschigen Varietéshow namens Begegnung mit den Havens mitgespielt hatte, als sie selber noch Teenager waren.
    In den Jahren der Gegenkultur hatten sie allem den Rücken gekehrt, aber ein Kind aufzuziehen hatte sie aufgeweckt und ihnen gezeigt, dass sie sich nicht immer auf die Kommune verlassen konnten. Das Geld für Arztbesuche und die Kleider eines schnell wachsenden Kindes konnten nicht im Garten der Kommune angepflanzt werden. Und so hatte der jüngste Haven in einem Alter, in dem er noch zu jung war, um gefragt zu werden, die Tradition des Showbusiness weitergeführt. Nachdem er in ein paar Werbespots aufgetreten war, hatte er die Rolle in dem Kassenschlager bekommen, der nun schon seit Jahren einfach nicht sterben wollte. Seine Interpretation einer unvergessenen Textzeile und seine Darstellung eines Kultsongs – „The Runaway Reindeer“ – sichertenihm seinen Ruhm auf Jahre hinaus.
    Auch wenn er danach noch ein paar Filmrollen bekommen hatte – ein Horrorfilm, ein albernes Musical, die Stimme einer Figur in einem Zeichentrickfilm –, hatte Eddie sich nie viel aus Schauspielerei gemacht, und die Projekte waren alle entweder gefloppt oder hatten es gar nicht erst bis zur Veröffentlichung geschafft. Doch egal, wie viele private Rollen er danach ausprobierte – ernsthafter Musikstudent, kantiger Grunge-Rocker, seelenvoller Singer/Songwriter –, das Image des Kinderstars blieb an ihm kleben wie Pattex. Er wuchs im Schatten des kleinen Jungen auf, der keine Ahnung hatte, was er sagte, als er die

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