Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
Vom Netzwerk:
Eddie hoffte, wenn er ihnen Hämmer und Heuballen in die Hände drückte, würden sie einen produktiven Abend verbringen und sich von Problemen fernhalten.
    „Hey, Mr Haven“, sagte Omar Veltry, der jüngste der Brüder. „Ich wette mit Ihnen um fünf Dollar, dass ich weiß, wie viele Nägel in ihren Stiefeln stecken.“
    „Was verleitet dich zu der Annahme, dass ich fünf Dollar habe?“, gab Eddie zurück.
    „Dann wetten Sie mit mir“, sagte Omar. „Vielleicht verliere ich, und dann bekommen Sie fünf Dollar von mir. Fünf Dollar, und ich sage Ihnen, wie viele Nägel in Ihren Stiefeln sind.“
    „Ich habe ja selber keine Ahnung, wie viele Nägel die Stiefel haben. Aber schieß los.“
    „Ha. Genau zehn. Ihre Zehennägel.“ Omar wäre vor Lachen beinahe vom Sitz gefallen. Er klatschte mit seinen beidenBrüdern ab, und alle drei kicherten wie die Irren.
    Oje. An einer Ampel wühlte Eddie in seiner Hosentasche und fand einen Fünfdollarschein. „Mann, du bist wirklich zu clever für mich. Ihr drei seid echte Schlaumeier.“
    „Ja, das sind wir, oder?“
    „Ich wette, du bist auch clever genug, den Fünfer in die Kollektebüchse der Kirche zu stecken“, fügte Eddie hinzu.
    „Oh, Mann.“ Omar ließ sich gegen die Rückenlehne fallen.
    Die Herz-der-Berge-Kirche, deren schmaler Glockenturm sich über die umstehenden Bäume erhob, lag auf einem kleinen Hügel mit Blick über den Willow Lake. Die leicht abschüssige Zufahrt machte zum Kirchgarten eine leichte Linkskurve, die einen, wenn man sie nicht richtig nahm, schnell direkt ins Unglück führen konnte. Eddie drosselte die Geschwindigkeit. Egal, wie oft er die Kurve inzwischen schon gefahren war, jedes Mal überfiel ihn erneut ein Schauer der Erinnerung. Hier waren in einer verschneiten Winternacht vor zehn Jahren die beiden Hälften seines Lebens kollidiert – die Vergangenheit und die Zukunft.
    Heute war die Straße frei und trocken. Die Kirche war das perfekte Bild ruhiger Beschaulichkeit. Die Fenster strahlten in der einsetzenden Dämmerung, die Landschaft lag still und schön und wartete auf den Schnee. Eddie dachte, dass die Menschen sich genau diese Szene vorstellten, wenn sie an Hochzeiten und Feiertage und Gemeindeveranstaltungen dachten – und natürlich an Treffen der Anonymen Alkoholiker.
    Er bog in den Parkplatz der Kirche ein. „Jetzt bin ich übrigens offiziell pleite. Danke dafür.“
    „Ich hab gehört, dass Sie mal ein Filmstar waren“, sagte Randy, der älteste der Brüder. „Jeder weiß, dass Filmstars reich sind.“
    „Ja, genau so bin ich“, sagte Eddie. „Reich.“
    „Ich wette, der Film hat Sie steinreich gemacht“, schaltete sich Moby ein. „Ich hab ihn erst kürzlich im Fernsehen gesehen. ‚Es gibt ein Weihnachtswunder, wenn man nur daran glaubt‘“, zitierte er. Es war die berühmteste Zeile aus Der Weihnachtsstreich , und sie wurde von einem unwiderstehlichen Eddie mit großen, vertrauensseligen Augen gesagt. Um diese Jahreszeit war der verdammte Film schlimmer als ein Computervirus; es gab einfach kein Entkommen.
    „Jetzt geht ihr mir offiziell auf die Nerven“, sagte Eddie. „Und zu eurer Information: Der Film hat mich nicht reich gemacht. Nicht einmal ansatzweise.“
    „Huh“, schnaubte Moby ungläubig. Moby war sein Spitzname, nicht etwa weil er überdimensionale Ausmaße hatte, sondern weil er mit Vornamen Richard, kurz Dick, hieß. „Der Film ist gigantisch. Er läuft jedes Jahr zu Weihnachten im Fernsehen.“
    „Vielleicht, aber das bringt mir gar nichts.“
    „Sie kriegen keine Beteiligung oder so?“
    „Meine Güte, sieh mich nicht so an. Ich war damals ein Kind, okay? Und meine Eltern waren in finanziellen Angelegenheiten nicht sonderlich gut.“ Die Havens waren sogar unglaublich naiv gewesen. Entgegen aller Erwartung und wider jeglichen gesunden Menschenverstand hatten sie es geschafft, aus einem der erfolgreichsten Filme der letzten Jahrzehnte kein Geld zu machen.
    Vielleicht mied er seine Familie um die Feiertage herum deshalb wie die Pest. Oh bitte, lass das nicht der Grund sein, dachte Eddie. Er wollte nicht so oberflächlich sein. Aber andererseits wollte er sich auch nicht auf die Suche nach dem wahren Grund für seine Abneigung gegen Familientreffen zur Weihnachtszeit machen.
    „Haben sie Ihr Geld genommen und es für Autos und so Sachen ausgegeben?“, fragte Randy neugierig. „Oder es schlecht investiert?“
    „Das ist kompliziert“, antwortete Eddie. „Um es kurz zu machen,

Weitere Kostenlose Bücher