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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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ihre Versicherung hat nicht alle Kosten gedeckt“, erklärte sein Vater. „Der Pflegeplatz, an dem wir sie so oft besucht haben, wurde gar nicht übernommen. Uns um sie zu kümmern hat beinahe alles aufgefressen, was wir besaßen. Das bedeutete in den meisten Jahren, auf alle Weihnachtsfeierlichkeiten zu verzichten. Wir dachten, es wäre weniger schmerzhaft, wenn wir etwas komplett anderes unternehmen würden. Du warst so ein stiller Junge, hastdich nie beschwert. Wenn du jeden Abend die Bühne betreten hast, hast du gestrahlt wie ein Weihnachtsbaum. Wir hatten keine Ahnung, dass du so sehr gelitten hast.“
    Eddie ließ sich auf einen Stuhl sinken. „Ihr hättet etwas sagen müssen. Ich hätte es verstanden.“ Er fragte sich, ob sein Leben anders verlaufen wäre, wenn sie ehrlich zu ihm gewesen wären. Vielleicht wäre er dann nicht mit einer Abneigung gegen die Feiertage aufgewachsen. Vielleicht wäre er dann im College nicht so wütend gewesen und hätte nicht so verzweifelt versucht, dazuzugehören, dass er sich bei jeder Gelegenheit ins Vergessen trank. Nein, dachte er und ließ die Vielleichts und Möglicherweises fallen. Man schaut nicht zurück. Man schaut nach vorn.
    Er hielt den Mund geschlossen, schaute auf seine Hände und legte langsam die Finger wie zu einem Dach aneinander. Tief in seinem Inneren löste sich etwas und flog davon. Alter Groll, der letzte, der noch übrig geblieben war, der, über den er nie bei den Treffen sprach, weil er nicht zugeben wollte, dass er noch da war. Dann hob er seinen Kopf und betrachtete seine Eltern, die nicht perfekt waren, aber die ihn liebten. Eine Art angenehmer Resignation bemächtigte sich seiner. Eine Art Frieden. „Es ist okay“, sagte er leise. „Es ist okay.“
    „Sohn“, sagte Larry. „Ich hatte meinen Stolz. Zu viel davon sogar. Und zu deiner Information, du wirst dich nie mit so etwas herumschlagen müssen. Deine Mutter und ich haben eine entsprechende Versicherung abgeschlossen.“
    „Das hättet ihr nicht tun müssen.“
    „Wir haben es für dich getan. Sind wir jetzt wieder gut miteinander?“, fragte Larry.
    „Ja“, sagte Eddie. „Wir sind wieder gut.“ Es war zumindest ein guter Anfang. Sie alle wussten, dass die Probleme eines ganzen Lebens nicht über ein paar Feiertage zu lösen waren, aber die Tür stand jetzt schon mal einen Spaltweit offen.
    Ein leises, erleichtertes Seufzen entschlüpfte seiner Mutter. „Nun dann. Erzähl uns mehr von Maureen. Sie hat gesagt, dass du extra für das heutige Weihnachtsspiel ein Lied geschrieben hast?“
    „Es ist schön zu sehen, dass du dein Talent zeigst“, warf Larry ein. „Anstatt zu verstecken, wer du wirklich bist.“
    „Ich bin sicher, dass es ein Lied für die Ewigkeit ist“, sagte seine Mutter und klatschte aufgeregt in die Hände.
    Eddie schaute von seiner Mutter zu seinem Vater und spürte seine gesamte Kindheit in diesen einen Moment gepresst. Sie drei waren auf viele Arten eine ungewöhnliche Familie gewesen, aber sie waren eine Familie gewesen. Sie achteten aufeinander und machten gemeinsam Musik, sie stritten und lachten und lebten ihr Leben in der Gesellschaft der anderen. Er erinnerte sich an eine Kindheit voller Reisen von einem Ort zum anderen, an den Wunsch, woanders zugehörig zu sein. Maureen hatte ihm die Erinnerung an das Lachen und die Zuneigung wiedergegeben, an die Tatsache, dass er sich immer sicher und geliebt gefühlt hatte, sogar wenn er auf der Rückbank des Vans HoHos gegessen und aus dem Fenster fremde Leute in unbekannten Orten betrachtet hatte. Wenn er nun seine Eltern ansah, sah er nicht mehr all das, was er nicht sein wollte. Er sah Menschen, die Fehler hatten, aber wollten, dass er glücklich war.
    Mit Maureen könnte er glücklich sein. Das wusste er. Und aus genau dem Grund hatte er sie wie ein Idiot von sich gestoßen. Irgendwas in ihm glaubte, er hätte sie nicht verdient.
    „Ich habe eine Bitte an euch“, sagte Eddie.
    Maureen musste auf dem Weg zur Aufführung noch einen kurzen Zwischenhalt einlegen. Es würde nur ein paar Minuten dauern, und sie war sowieso neurotisch früh dran, also gab es keinen Grund, sich zu hetzen. Sie hielt an der Bücherei. Außerhalb der Öffnungszeiten lag sie unheimlich stillund ernsthaft da. Maureen dachte an eines ihrer Lieblingsbücher, in dem Kinder nach Feierabend in einer Bücherei eingeschlossen werden. Anfangs sind sie verängstigt, doch dann bringen ihnen die Bücher, die sie lesen, immer neues Wissen und am

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