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Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Friedrichsen , Ursula Richter
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Volksdeutschen. Deswegen möchte ich gerade zur Weihnachtszeit für sie ein gutes Wort einlegen.

    Rudolf Eissing

Weihnachten auf Grönland

    Es gibt zwei Fischereischutzboote, die als schwimmendes Hospital und als Versorger die Hochseefischereifahrzeuge betreuen. Dieses Jahr wird die «Meerkatze» draußen sein.
    Vor ein paar Jahren war ich in meiner Eigenschaft als Meteorologe über Weihnachten an Bord der «Frithjof».
    Zwischen Weihnachten und Neujahr befanden wir uns auf der westgrönländischen Seite und versorgten unsere Fischdampfer, die sich dort schon seit Monaten aufhielten. Einer von ihnen brauchte neuen Treibstoff, und so wurde es unsere Aufgabe welchen zu bunkern, um ihn später auf hoher See zu übergeben.
    Es war wohl der 28. Dezember, als wir in den gottverlassenen kleinen Fjord von Faeringehavn etwa sechzig Kilometer südlich der Hauptstadt Godthab (Nuuk) einliefen. Auf der einen Seite der Bucht war die Bunkerpier. Dort machte die «Frithjof» fest. Da es nur wenig Treibeis gab und das Wetter ruhig war, beschloß man, eine Kontrollfahrt mit den Rettungsbooten zu unternehmen. Ungefähr zehn Matrosen, der Arzt und ich fuhren auf die andere Seite des Fjordes zu der kleinen Siedlung Nordafar. Es ist eine kleine gemeinsame Missionssiedlung der Länder Norwegen, Dänemark und Färöer, daher ihr Name. Früher gab es hier noch eine kleine Fischfabrik.
    An der alten Pier der Fabrik legten wir an und kletterten eine verrostete, vereiste Eisenleiter hinauf. Die Hallen waren verwaist, und ein schwacher Windzug wehte gespenstisch durch die Ruinen. Durch ein paar kleinere Schneewehen stapften wir zu den wenigen Häusern. Alles schien verlassen. Doch plötzlich sahen wir Licht: die alte Mission. Es waren doch noch Menschen dort! Wir klopften und wurden eingelassen.
    Wir kamen in einen größeren Raum. In der Mitte stand ein Weihnachtsbaum, darunter waren ein paar kleine Gaben für ein kleines Mädchen von etwa vier Jahren. Die Mutter trug das Kind auf dem Arm. Sie waren Norweger, und es war ihr letztes einsames Weihnachten hier, dann wollten sie in ihre Heimat zurück.
    Mit etwas Angst und Mißtrauen beäugte die Kleine unsere wilde Männerschar. Zögernd kam sie näher und ließ sich zuerst vom Arzt und dann auch von mir auf den Arm nehmen. Zu uns beiden faßte sie zuerst Vertrauen, weil wir uns auf Englisch mit der Mutter unterhielten. Aber dann, als die Angst sich legte, wanderte sie doch noch von Arm zu Arm der Matrosen.
    Plötzlich kam einer von ihnen auf die Idee, zu unserer «Frithjof» zurückzufahren und von dort aus unserem Überfluß die schönsten Dinge zu holen. Gesagt, getan! Zwei fuhren zurück. Während der Stunde, bis sie wieder da waren, erwachte nun auch das Leben in dem einzigen Laden am Ort. Eine flugs herbeigeholte Eskimofrau öffnete uns. Ihr Umsatz stieg gewaltig, jeder nahm sich einige Souvenirs von diesem vergessenen Stückchen Erde mit.
    Endlich kamen die beiden Matrosen wieder zurück, und nun wurde es in jener Familie zum zweitenmal Weihnachten. Die Kerzen des Baumes wurden erneut entzündet. Danach kamen aus großen Pappkartons Apfelsinen, Schokolade, Kuchen, Feigen und Nüsse zum Vorschein. Das kleine Mädchen war außer sich vor Freude und sprang von einem zum anderen und gab jedem von uns einen Kuß. Der Mutter standen die Tränen in den Augen. Es waren unvergeßliche Minuten! Inzwischen war auch der Vater gekommen. Doch das mitgebrachte Bier wurde streng abgelehnt.
    Schließlich mußten wir wieder aufbrechen. Wir verabschiedeten uns und verschwanden schnell hinter den Schneewehen. Für die Zurückgebliebenen muß es wie ein Spuk gewesen sein, denn sonst kommt nur alle ein, zwei Monate der dänische Versorger hier vorbei, und das letzte Mal war schon lange her, als er den Weihnachtsbaum brachte...
    Von dem Bunkerplatz fuhren wir zur Südspitze Grönlands, wo der Fischdampfer auf den Brennstoff wartete. Silvesternachmittag kamen wir an. Für die Matrosen begann eine anstrengende Arbeit, denn auf Grund meiner Wettervorhersage stand ein schwerer Sturm bevor. Bei starkem Wind begannen sie den Verbindungsschlauch auszulegen. Während der Treibstoff hinübergepumpt wurde, nahm der Wind zu. Wegen der Gefährlichkeit der Arbeit ordnete der Kapitän an, daß es an Stelle des Silvesterpunsches für alle nur Kakao mit Schlagsahne geben sollte, egal, ob man zu arbeiten oder Freiwache hatte. Die Matrosen beendeten ihre Arbeit erst weit nach Mitternacht, also Neujahr, bei Windstärke

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