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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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man’s weiß«, stotterte Jan. Ob der Junge immer oder nur wegen Rese stotterte?
    Meine Schwester hörte nicht auf, ihren Charme zu versprühen. »Und wie heißt du?«
    Als der Wikinger seinen Namen nannte, sagte sie sofort: »O, wie schön! Der Name klingt nach stürmischer See und Salz auf der Haut! Kommst du aus dem Norden?«
    Mir wurde schlecht. Mein Gott, das Frühstücksei kam mir fast hoch! Jedenfalls – Reses Gesülze war so grauenhaft, dass Nick die Geduld verlor und laut und deutlich sagte: »He, Jan, nur damit das klar ist: Meine Schwester hat schon drei Lover, und ihre Nummer 1 wohnt in der schicksten Villa der Stadt.« Er blinzelte mir zu. »Kommst du, Ally? Zeit, nach den Pferden zu schauen.«
    Zum Glück war ich geistesgegenwärtig genug, meinem kleinen Bruder den Arm um die Schultern zu legen und nach einem flüchtigen Kopfnicken Richtung Stallgebäude zu marschieren.
    Ich war so sauer auf Rese und mich, dass ich wie ein Roboter die Pferde versorgte. Sie wurden unruhig, weil ich sonst immer mit ihnen schmuste, und Benno jagte mich aus dem Stall. »Schimpf bloß nicht mit der Ally«, hörte ich noch meinen kleinen Bruder. »Die Rese wirft mal wieder die Angel aus …«
    Mit meiner älteren Schwester hatte ich mir früher die heftigsten Kämpfe geliefert. Ich hatte sie angeschrien, hatte ihr büschelweise Haare ausgerissen, sie gekratzt und gestoßen, aber wir vertrugen uns immer wieder.



Als wir kleiner waren, rannte sie oft zu unserem Vater und flehte ihn mit aufgerissenen kornblumenblauen Augen, in denen echte Tränen standen, um Hilfe an.
    Klar, dass er ihr wie ein Ritter zu Hilfe eilte! »Mensch, Ally, du benimmst dich wie eine Wildkatze!« Oder »Ally, deine Schwester ist zwar älter, aber viel zarter als du. Nun nimm doch Rücksicht darauf!« Oder »Ally, wenn du deine Schwester noch ein einziges Mal in den Arm beißt, reitest du einen Monat lang auf keinem Pferd, verstanden?«
    Die einzigen Menschen, die mit Rese fertig wurden, waren Benno und unsere Mutter. Ich hatte mal zufällig mitbekommen, wie sie zu Rese sagte: »Du benimmst dich wie ein normaler Mensch, meine Liebe, oder ich behandle dich so, wie du es verdienst. Haben wir uns verstanden?«
    Benno lässt sich auf keine Diskussion ein. Wenn er will, dass Rese hilft, sagt er einfach »Tu das! Tu jenes!« Und Rese spurt.
    Ich malte Smileys, Kringel und Schleifen in mein Englischheft. Dass sie sich den Wikinger so locker geschnappt hatte, ärgerte mich maßlos. Aber noch mehr ärgerte ich mich über Jan Jörk. Dass er ihr sofort auf den Leim gehen musste, sprach nicht für ihn. Klar, meine Schwester sah super aus und wusste, wie man mit einem unbekannten Jungen ins Gespräch kam, aber dass sie eine eingebildete Tussi war, sollte man doch sehen – oder? Na, vielleicht stand der Wikinger ja auf rausgeputzte Weiber; somit war er kein Haar besser als die Jungs, die Rese anschleppte. Schade eigentlich … Obwohl: Konnte mir komplett egal sein; ich gab mich sowieso lieber mit meinen Pferden ab als mit einem Windei aus dem Wikingerland.
    Als Schüler hat man einen siebten Sinn dafür, wenn sich etwas hinterm Rücken tut. Zuerst achtete ich nicht sehr darauf, aber dann wurde das Getuschel lauter, ein Stuhl wurde gerückt, dann flog ein zusammengefaltetes Papierchen von hinten auf unseren Tisch. Jule griff danach, faltete es auf, las, kicherte und schob es zu mir rüber.
    »Ein Kind fragt einen Psychiater: › Herr Doktor, mir macht die Schule Spaß. Können Sie mir helfen? ‹ «
    Ich verdrehte die Augen. »Wer lacht schon über so was Blödes?«, murmelte ich und warf den Witz zum nächsten Tisch vor.
    Als es klingelte, klagte Jule: »Von der Stunde hab ich nichts mitbekommen. Ich hab mir nämlich Sorgen um dich gemacht.«
    »Wieso?«
    »Na, weil du doch todkrank bist. Ich kenne übrigens den Namen der Krankheit.« Sie lächelte wissend. »Liebe. Ally, gib’s zu! Du bist verliebt!«
    »Bist du wahnsinnig?«, fuhr ich sie an.
    »Mensch, ich will dir doch nur helfen!« Jule war beleidigt und legte die Mathesachen auf den Tisch.
    Als es zur großen Pause klingelte, vertrugen wir uns wieder. Arm in Arm schlenderten wir aus dem Klassenzimmer, gingen den Gang lang Richtung Treppe, und … und da, vor dem Zimmer der 9b, stand er. Jan Jörk, der Wikinger.
    Na und???
    »Ist er das?«, flüsterte Jule. Ich nickte. Sie blieb stehen, bückte sich und tat so, als wäre etwas an ihrem rechten Schuh nicht in Ordnung. Jan schälte eine Mandarine. Der Junge

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