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Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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sah mich um. Hatte ich diesen katastrophalen Abend nur geträumt? Ein Blick auf das Wohnzimmer verriet mir, dass der Albtraum Realität gewesen war. Der Raum war verwüstet. Bierflaschen und Weingläser bedeckten die Tische, und eine blutdurchtränkte Serviette lag auf dem Boden neben dem Sofa, auf dem ich nach dem vorzeitigen Aufbruch meiner Gäste in einen katatonischen Schlaf gefallen war.
    »Was ist hier passiert? Wo sind denn alle?«, fragte Daniel.
    »Wo warst du? Ich habe immer wieder versucht, dich anzurufen, aber du bist nie rangegangen.«
    »Tut mir leid«, sagte er kleinlaut. »Im Restaurant herrschte das reinste Chaos. Ich habe mein Handy im Truck liegengelassen und vergessen. Erst als ich den Laden absperrte, sah ich die ganzen verpassten Anrufe.«
    Er strich mir übers Haar. »Es tut mir ganz schrecklich leid wegen heute Abend. Ich schwöre bei Gott, ich habe versucht, früher wegzukommen. Aber nicht nur Eddie ist ausgefallen, auch die Hälfte meiner Kellner ist nicht zur Arbeit erschienen. Dienstag werde ich ein paar Leuten gewaltig in den Hintern treten. Und gerade als es anfing, ruhiger zu werden, kamen zwei Gruppen von je zwölf Leuten rein, die beschlossen, sich so lange an ihrem Kaffee und Dessert festzuhalten, bis ich schließlich aus der Küche kommen und höflich anfangen musste, höchstpersönlich die Stühle auf die Tische zu stellen.«
    Ich seufzte. Ich könnte rumzicken oder ihn mit stummer Nichtbeachtung strafen, aber das würde nichts besser machen. Ein Restaurant zu führen, besonders so ein erfolgreiches wie das Guale , bedeutete harte und lange Arbeit – vor allem an Feiertagen.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich schließlich. »Immerhin hattest du mich vorher vor deiner Familie gewarnt.«
    Er legte mir den Arm um die Schulter und zog mich an sich. »Was in Gottes Namen war hier los? Hat es eine Messerstecherei gegeben? Eine Blutspur führt von der Straße bis ins Esszimmer. Als ich den Wagen parkte und das Blut sah, habe ich halb damit gerechnet, euch alle tot oder verstümmelt vorzufinden.«
    Ich holte tief Luft. »Wo soll ich anfangen? Es war ein langer, gruseliger Abend.«
    »Von wem stammt das Blut?«, wollte er wissen und suchte meine Arme nach Verletzungen ab.
    »Ach das«, sagte ich. »Das müsste von deinem Bruder Eric stammen. Er demonstrierte gerade sein Können im Truthahntranchieren und hat es geschafft, sich dabei die Kuppe seines kleinen Fingers abzusäbeln.«
    »Mein Gott«, sagte Daniel.
    »Das habe ich auch gesagt. Wie du dir vorstellen kannst, hat er ziemlich geblutet. Als Ellen Erics Finger sah, ist sie mir nichts dir nichts in Ohnmacht gefallen. Ist mit dem Kopf auf den Teller geknallt und hat sich dabei eine Platzwunde an der Stirn geholt. Ganz zu schweigen davon, dass sie einen meiner geliebten Porzellanteller zerbrochen hat.«
    »Wir suchen dir einen neuen«, versprach er. »Und dann?«
    »Na ja, als die kleine Stormy sowohl ihre Mama als auch ihren Daddy bluten sah und auch noch mitbekam, dass sie beide von ihrem Onkel Derek zur Notaufnahme ins Krankenhaus gebracht werden sollten, hat sie einen hysterischen Anfall bekommen. Am Ende mussten wir sie mit einer Dosis Paroxat ruhigstellen, das eigentlich für Sondras Hund bestimmt war.«
    »Ihr habt meiner Nichte eine Beruhigungspille für Hunde gegeben?«, fragte Daniel.
    »Immerhin war sie danach ruhig, und das war alles, worauf es uns zu dem Zeitpunkt ankam«, sagte ich.
    Daniel schlug die Hände vors Gesicht, und seine Schultern begannen, heftig zu zucken. Tröstend tätschelte ich ihm den Rücken.
    »Mach dir keine Sorgen. Allen geht’s gut. James ist mit ihnen ins Krankenhaus gefahren. Sie konnten Erics Fingerkuppe wieder annähen, und Ellens Stirn wurde vom besten Schönheitschirurgen der Stadt zusammengeflickt, dessen Mom zufällig mit Miss Sudie Bridge spielt. Stormy geht es auch gut, obwohl sie vermutlich bis morgen Mittag durchschlafen wird.«
    Daniel hob den Kopf. Tränen liefen ihm übers Gesicht, und ich begriff, dass er vor Lachen fast erstickte.
    »Tut mir leid«, keuchte er. »Es ist eigentlich gar nicht witzig – aber auf total schräge Weise ist es eben doch witzig.« Er küsste mich. »Eines Tages werden wir auf diesen Abend zurückblicken und zusammen darüber lachen. Aber es tut mir wirklich leid, dass du das alles alleine durchstehen musstest.«
    »Wenigstens waren BeBe und Harry hier«, sagte ich. »Nachdem beide Familien abgehauen waren, haben sie mir geholfen, die Küche aufzuräumen.

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